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2.) Die Reinigung, Instandsetzung, Montierung aller Kar
tons durch eine Fachkraft (ich denke an Frl. Meder883,
falls sie den Auftrag übernehmen
kann)3.)
Die such und sachgerechte Aufbewahrung u. eventuelle
Aufstellung oder Ausstellung der Kartons.“884
Es folgt eine kurze kunsthistorische Beurteilung der
Kartons:„Über
die Wichtigkeit und Bedeutung der Kartons für die
Geschichte des ehem. Niederösterr. Regierungsgebäudes
(Statthalterei) erübrigt sich jede Diskussion. Außerdem ist
diese umfangreiche Vorarbeit für die Kenntnis nicht nur des
Werkes Kupelwiesers sondern für die Geschichte der Monu
mentalmalerei besonders der Freskomalerei der Romantiker
zeit, soweit ich das bisher übersehe, von hoher Bedeutung.
Eine eingehende kunsthistorische Untersuchung des Mate
rials, vielleicht eine schriftliche Publikation, habe ich zur
gegebenen Zeit vor. Ob alle Kartons von Kupelwieser selbst
oder teilweise von seinen Mitarbeitern, Eder und Engerth,
Vogler, Soldaditsch sind, könnte nach einer eingehenden
Beschäftigung mit den Kartons vielleicht geklärt werden.
Sicher ist, daß die Blätter sofort der in den obigen Punkten
(1 – 3) genannten Behandlung zu unterziehen wären.
Eine ähnliche Arbeit Kupelwiesers (Kreidezeichnungen zu
der Decke eines Saales mit Szenen aus der Österreichischen
Geschichte, früher Wien I Johannesgasse 5 ehemals Palais
Questenberg Kaunitz, später k. und k. gemeinsames Fin.
Ministerium, jetzt Sitz der Behörde zur Versorgung invalider
Soldaten), wurde vor einigen Jahren, wie ich indessen fest
gestellt habe, durch das Institut für Denkmalpflege in Wien
(Referat Ingen. Fuchs) von der Decke heruntergenommen
und gesichert, da man sie nicht den Einflüssen event. rußen
der Öfen u.s.w. aussetzen wollte.“885
Bei der von Kraus zitierten Literaturstelle mit der
Beschreibung der Gemälde des Statthalterei-Saales „Das
Bundesland Niederösterreich 1920 – 1930“ handelt es sich
um das von Erich Forstreiter verfasste Kapitel über die
Landesregierungsgebäude in der Herrengasse.882 Die
Publikation enthält auch einen Nachdruck der
Beschrei-bung
der Deckenfresken, die anonym und ohne
Jahres-angabe
kurz nach der Fertigstellung des Freskenzyklus
gedruckt wurde und keine Bilder, sondern nur ein Schema
der Aufteilung der Bildfelder, die mit römischen Zahlen
bezeichnet sind, enthält. Durch das fehlende Bildmaterial
konnte der Fehler bei der Zuordnung der beiden Kartons
Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod und Zug
Karls des Großen gegen die Hunnawaren (als Odoaker vor
Severin Teil I und II bezeichnet) entstehen.
Das Interesse, das Anton Kraus für die
Kupelwieser-Kartons
bezeugte, steht in Zusammenhang mit den
Recherchen nach den verloren geglaubten Kartons,
die der damalige erste Direktor des Kunsthistorischen
Mu seums, Fritz Dworschak, im Oktober 1942 anstellte.
Die beiden Kunsthistoriker arbeiteten dabei zusammen;
im Februar 1943 erhielt Dworschak von Kraus, der auch
Leiter der kunstwissenschaftlichen Abteilung des
Insti-tuts
für Denkmalpflege Wien war, Fotos und genaue Titel
und Maße der neun Kartons, die damals vom Institut für
Denkmalpflege aufbewahrt wurden.
Anton Kraus schlägt in seinem Schreiben vom 22.
Okto-ber
1942 vor, die Kartons vom Archiv des Reichsgaus
Niederdonau in das Museum des Reichsgaues
Nieder-donau
zu übernehmen und sie restaurieren zu
lassen:„M.
E. wird nun dringend zu
veranlassen:1.)
Die Übernahme sämtlicher Kartons in die Obhut des M.
des R.G.N.D.
878 1940 wurden das Landesarchiv und das Archiv für
Niederöster-reich
zum Archiv des Reichsgaues Niederdonau zusammengelegt.
879 Der Reichsstatthalter in Niederdonau; Geschäftszahl: IId
1-489-42;
Betrifft: Mus. R. G. N. D., Kupelwieser Kartons zu den Fresken
des großen Sitzungssaales Herrengasse 11, verfaßt am 2. 10. 1942,
zur Kanzlei am 22. 10. 1942. Kupelwieser-Archiv des
Niederöster-reichischen
Landesmuseums.880
„Odoaker I. Teil“ und „Odoaker II. Teil“: Bezeichnung fälschlich.
Der Karton Odoaker vor dem heiligen Severin besteht nur aus einem
Teil und befand sich zu dem Zeitpunkt auch nicht im Archiv des
Reichsgaues Niederdonau, sondern wurde vom Institut für
Denk-malpflege
aufbewahrt. Wahrscheinlich handelte es sich bei den
mit „Odoaker I. Teil“ und „Odoaker II. Teil“ bezeichneten Kartons
um die beiden Kartons für die Friese an der Decke, Kaiser Marc
Aurel und Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren, die sich 1942
nicht am Institut für Denkmalpflege befanden und in der
Aufli-stung
von Anton Kraus und Erich Forstreiter nicht aufscheinen.
881 Der Karton war zu diesem Zeitpunkt offenbar schon in zwei Teile
zerschnitten. 882 Forstreiter (1930) p. 58 –
77.883
Möglicherweise war mit „Frl. Meder“ Fides Meder, die Nichte
Joseph Meders (1857 – 1934, von 1905 – 1923 Direktor der
Gra-phischen
Sammlung Albertina), gemeint. Nach dem Tod ihrer
Eltern wuchs sie bei Joseph Meder in Wien auf und wurde
Leh-rerin.
Als sie den Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht
mehr weiter ausüben konnte, wurde sie zu Meders engster
Mit-arbeiterin.
884 Der Reichsstatthalter in Niederdonau; Geschäftszahl: IId
1-489-42;
Betrifft: Mus. R. G. N. D., Kupelwieser Kartons zu den Fresken
des großen Sitzungssaales Herrengasse 11; Zur Kanzlei am 22.
10. 1942. Kupelwieser-Archiv des Niederösterreichischen
Lan-desmuseums.
885 Der Reichsstatthalter in Niederdonau; Geschäftszahl: IId
1-489-42;
Betrifft: Mus. R. G. N. D., Kupelwieser Kartons zu den Fresken
des großen Sitzungssaales Herrengasse 11; Zur Kanzlei am 22.
10. 1942. Kupelwieser-Archiv des Niederösterreichischen
Lan-desmuseums.
Zu den hier erwähnten, 1942 am Institut für
Denk-malpflege
verwahrten Kartons siehe Kapitel „Die weitere Verwen
dung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg
Kaunitz“.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306