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268 Da sich nach Schraudolphs Erfahrung besonders
Violett-Töne
beim Auftrocknen verändern, empfahl er, diese
Farben auf einer solchen Probetafel zu testen:
„Bei Violett täuscht man sich mit dem Auftrocknen. Es trock
net nicht nach dem Umbrastein auf. Man probiert daher
am besten die Mischung dieser Farbe dadurch, dass man
dieselbe auf einen Ziegelstein mit Malverputz streicht. Tags
darauf sieht man dann genau den Unterschied im Auf
trocknen.“966
Diese Angabe stimmt in auffallender Weise mit der
Beobachtung an der Probetafel aus dem Besitz des
Nie-derösterreichischen
Landesmuseums überein, auf der
sich mehrere unterschiedliche Violett-Schattierungen
befinden. (Abb. 403)
stellung vom Eindruck der fertig ausgeführten Fresken
zu vermitteln. Cornelius erwähnte in der Beschreibung
seiner Freskotechnik den Gebrauch von Probetafeln:
„Es ist üblich, die Farben auf einem Backstein oder Ziegel,
welcher Feuchtigkeit aufsaugt, zu probieren, um den Wechsel
kennen zu lernen, dem sie beim Uebergang von Naß zu
Trocken ausgesetzt sein werden.“961
Kupelwieser selbst schlug in seinem schriftlichen
Kon-zept
zur Restaurierung der Fresken in der alten
Universi-tätskirche
vor, der k. k. Zivil-Baudirektion vor Beginn der
Arbeiten
„[…] eine in Farbe ausgeführte Skizze, eines der zu mahlen
den Bilder, und eine Probe al Fresco
vorzulegen.“962Im
Buch von der Frescomalerei wird empfohlen, die Farbe
auf einem Stück Grundkreide auszuprobieren,
„[…] worauf die Farbe augenblicklich den Ton zeigt, den sie
nach dem Trocknen annehmen und bekommen wird, da die
selbe nach geschehener Trocknung an dem Frescogemälde […]
einen ganz anderen Ton zeigt, als wenn sie noch nass
ist.“963Noch
Ernst Berger zitiert in seinem 1909 erschienenen
Werk über Freskotechnik die Angaben von Johann von
Schraudolph964 zur Herstellung von Tafeln für
Farben-proben:„Farbenproben
werden am besten gemacht auf Ziegelsteinen,
auf denen der Malgrund aufgetragen ist, welche dann ins
Freie gestellt werden.“965
Abb. 402: Fresko-Probetafel zu „Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697“;
Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/341a, Foto: Katharina Ivanovskis und Maria Brand.
961 Wolzogen (1867) p.
121.962
Brief Leopold Kupelwiesers an die kais: kön: nied: öst: hochlöbliche
Civil Bau Direction vom 11. Dezember 1830. Abschrift des Briefes
in den Unterlagen Rupert Feuchtmüllers am
Niederösterreichi-schen
Landesmuseum.963
Das Buch von der Frescomalerei (ohne Autor, 1846) p. 88f. Eine
Ausgabe dieser praktischen Anleitung zur Freskomalerei könnte
sich 1847/48 bereits in der Bibliothek der Akademie der
bilden-den
Künste in Wien befunden haben.
964 Johann von Schraudolph (1808 – 1879), Historienmaler;
Schrau-dolph
erhielt seine Ausbildung auf der Kunstakademie in
Mün-chen
unter Schlotthauers Leitung. Vgl.: Berger (1909) p.
129.965
Berger (1909) p.
129.966
Ebd. p. 130.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306