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die jedoch durch die Dicke des Papiers, die
unregelmä-ßige
Verteilung der Fasern und zahlreiche Faserklumpen
und Einschlüsse nur schlecht sichtbar sind. (Abb. 415)
Nach 1807 hatten sowohl Balston als auch die
Holling-worth
Brothers der Turkey Mill das Recht, das
Wasserzei-chen
„J. Whatman“ weiterzuführen, wobei Letztere es mit
„Turkey Mill“ oder „Turkey Mills“ und einer Jahreszahl
ergänzten. Das „Whatman“-Wasserzeichen wurde in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf dem Kontinent in
zahlreichen Variationen imitiert bzw. gefälscht. Bei allen
bisher bestätigten Fälschungen handelt es sich um
Velin-Papier,
das in Frankreich, Deutschland und Österreich
hergestellt wurde. Während in Frankreich vor allem der
finanzielle Gewinn durch die gute Reputation des Namens
ausschlaggebend für die Fälschungen war, wurde in
Österreich gefälscht, um „das Land unabhängig von den
angeblich unentbehrlichen ausländischen Papiersorten und
Qualitäten zu machen“.1000 Nachweislich wurden in drei
österreichischen Papiermühlen „Whatman-Papiere“
her-gestellt:
in der Pelsdorfer Mühle der Familie Ettel
(Böh-men)
seit 1817, in der Scurelle Mühle von Peter Weiss im
Val Sugana (Südtirol) seit 1826 und in der Mühle Klein
Neusiedl des Ignaz Theodor Pachner Edler von Eggendorf
in Niederösterreich. Letztere wurde 1793 von Pachner
gegründet, um ausländische Papiersorten in großem Stil
herzustellen. 1840 wurden in der Mühle vier
Schöpfbüt-ten
betrieben und 380 Angestellte beschäftigt.
Zeitge-nossen
beurteilten das dort hergestellte „Whatman-
Papier“ in seiner Qualität als dem Original ebenbürtig,
während heute in Österreich hergestellte
„Whatman-Papiere“
stärker verbräunt und brüchig sind als jene, die
in England hergestellt worden waren. Ein Skizzenbuch,
das William Turner 1840 auf der Durchreise nach Venedig
in Österreich erstand, besteht aus derart gefälschten
„Whatman-Papieren“.
Das von Kupelwieser verwendete Papier bzw. dessen
Wasserzeichen weisen keines der Merkmale auf, die Peter
Bower und David Hill in ihrem Beitrag „British
Water-marks:
Forgeries of Whatman Marks“1001 als Hinweis auf
eine Fälschung werten (z.B. der Punkt nach dem „J“ bzw.
nachdem „Whatman“-Schriftzug, überkreuzte Linien
beim „W“, regelmäßige, kreuz und quer verlaufende
Struktur durch unterschiedliche Faserverteilung im
Durchlicht). Dennoch könnte das Fehlen einer Jahreszahl
und die relativ starke Vergilbung des Papiers vor allem im
Randbereich ein Hinweis darauf sein, dass das Blatt in
Österreich hergestellt worden war.
Seine Aquarellstudien1002 führte Kupelwieser stets auf
demselben dicken, leicht strukturierten hellen Papier
ohne Sieblinien aus. Auch für eine Bleistiftstudie für
die Szene Odoaker vor dem heiligen Severin (Inv. Nr.
7000/1234) verwendete Kupelwieser dieses Papier.
Vier Vorstudien1003 sind auf dickes, grobes, braunes
Papier mit einem hohen Anteil an blauen Fasern
gezeich-net.
Im Durchlicht sind Kett- und Sieblinien zu erkennen, Abb. 415: Packpapier, Durchlichtaufnahme; Nö. Landesmuseum,
Inv. Nr. 7000/346.
1000 Deutsche Übersetzung des Zitats nach Eineder (1960) MCPHI
8:45.1001
Bower; Hills (1996) p.
2ff.1002
Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/340
(Gründung der Universität); 7000/341 (Türkenkriege); 7000/342
(Maximilian I.); 7000/347 (Allegorie der Austria); 7000/352
(Übergabe der Karlskirche), 7000/353 (Kaiser Franz
I.).1003
Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/346,
7000/1227, 7000/883 und 7000/891.
Abb. 416: Studie zu dem Gemälde „Rudolf I. verleiht die Lehen an
Albrecht I.“; Kohle zeichnung mit Höhungen in weißer Kreide,
dickes, geripptes, graubraunes Papier mit rauer Oberfläche
(Pack-papier),
219 x 196 mm; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/346.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306