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282 Aus farbigen Bastfasern wurden Papiere mittlerer
Quali-tät
wie sogenannte Concept Papiere oder bessere
Pack-papiere
hergestellt.1025
Beim Sortieren der farbigen Lumpen wurde oft noch
wei-ter
unterschieden: Graue Lumpen wurden durch
Chlor-bleichen
weiterbehandelt und zu weißen Papieren
wei-terverarbeitet,
farbige Lumpen in solche mit eisenhaltigen
Farben (schwarz, grau, olivfarben, braun) und solche mit
Farbstoffen, die an erdige Basen gebunden sind (rot, gelb,
grün, indigo), getrennt.1026
Bei den in den Faserproben vorhandenen farbigen
Bastfasern dürfte es sich aufgrund ihrer Farbe um letztere
Sorte handeln. Viele Papiere, die Kupelwieser für seine Kartons
verwen-dete,
enthalten farbige Wollfasern.1027 (Abb. 428, 429)
Lumpen aus Wolle wurden beim Trennen der Lumpen
schon zu Beginn
aussortiert.„Die
Absonderung aller Baumwollenen, wollenen und seidenen
Lumpen von den Leinenen ist die erste
Hauptrücksicht.“1028Da
Wollfasern selbst keine blattformenden Eigenschaften
besitzen, wurden wollene Lumpen danach zu Papieren
von minderer Qualität weiterverarbeitet:
„Die wollenen Lumpen, welche jederzeit ein sehr raues und
loses Fabrikat geben, kommen zur Bereitung zu Löschpapier,
schlechtem Packpapier und grober Pappe in
Benutzung.“1029In
manchen Papieren der Kupelwieser-Kartons findet sich
ein relativ hoher Anteil an verholzten Zellmaterialien,
die im Mikroskop als große, gelbliche „Splitter“
erschei-nen
und sich mit der Herzberg-Lösung gelb anfärben.
(Abb. 430)
Möglicherweise wurde bei der Papierherstellung als
Roh-material
Werg (auch Hede oder Kauder) zugesetzt, das
beim Hecheln von Flachs und Hanf entsteht und aus
kur-zen,
wirren Faserstückchen besteht, die verholzte Teile
enthalten.„Das
Werg enthält überdieß eine gewisse Menge Schewe
(Splitter von dem Holze der Lein und Hanffaser) und liefert
Abb. 428: Faserprobe von Karton „Rudolf I. verleiht die Lehen
an Albrecht I.“; rote Wollfaser mit charakteristischem runden
Querschnitt und Schuppenstruktur; Durchlicht, 100fache
Vergrößerung.
Abb. 430: Faserprobe von Karton „Weisheit“; verholzte Zellen
(gelb) durch Zusatz von Stroh oder Werg; Herzberg-Anfärbung;
Durchlicht, 200fache Vergrößerung. Abb. 429: Faserprobe von Karton „Joseph II.“; gelbe Wollfaser
mit charakteristischem runden Querschnitt und
Schuppenstruktur; Durchlicht, 200fache Vergrößerung.
1025 Keeß (1819 – 1824), 1. Bd., 2. Teil (1820) p.
100.1026
Prechtl (1830 – 1865), 10. Bd. (1840) p.
445.1027
Zur Morphologie von Wollfasern: vgl. Wülfert (1999) p.
282.1028
Prechtl (1830 – 1865), 10. Bd. (1840) p. 416. Eine ausführliche
Wiedergabe der betreffenden Stelle folgt auf S.
289.1029
Ebd. p. 416.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306