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Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
Seite - 285 -
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285 warmem Kleienwasser oder Kochmehl in Kalkmilch aus-gekocht, danach wurde Chlorkalk und manchmal auch Schwefelsäure zur Beschleunigung des Bleichvorganges zugesetzt. Zwischen den einzelnen Arbeitsschritten, die auch mehrmals wiederholt werden konnten, wurden die Lumpen mit heißem Wasser ausgewaschen oder ausgekocht. Am Ende wurden sie in Alkalibad gekocht, um Chlorreste zu entfernen, und im Flusswasser ausge-spült. Auf 100 Pfund Lumpen kamen ca. 5–5 1/2 Pfund Chlorkalk. Bei grauen, ungebleichten Lumpen kamen auf 10 Pfund Lumpen 6 – 10 Pfund Chlorkalk.Auch das Bleichen mit Chlorgas war eine gängige Methode, wobei das feuchte Halbzeug in dicht verschlos-sene, hölzerne Kästen eingelegt wurde, in die durch Rohre Chlorgas eingeleitet wurde. Chlorgas wurde aus Kochsalz, Braunstein und verdünnter Schwefelsäure her-gestellt. Nach bis zu 12 Stunden konnten die so behan-delten Hadern dann im Holländer weiter bearbeitet wer-den, wo sie in Pottasche oder Soda gewaschen wurden. Dem feuchten Halbzeug konnte auch Chlorwasser zugesetzt werden, nach 5 Stunden Einwirkzeit wurde es abgelassen und der Faserbrei in einem schwach schwe-felsauren Bad (1 Pfund Vitriolöl auf 100 Pfund Wasser) unter Zusatz von Urin gewaschen.Beim Bleichen des Halbzeugs aus Stroh wurde beob-achtet, dass sich bei der Laugen- und Chlorkalkbehand-lung Gips bilden konnte, der sich in kleinen weißen Par-tikeln zwischen den Fasern absetzte. Allgemein schien Weizenstroh für die Bleichbehandlung am besten geeig-net, es wird jedoch angemerkt, dass die Fasern auch nach der Bleichbehandlung ein „schmutziges Aussehen“ hätten und nur für die Herstellung billiger Papiere geeignet seien.1041 Als Vorteile der chemischen Bleiche führen Keeß und Blumenbach an, dass die Bleiche die Gärung der Hadern ersetze und das Papier weniger anfällig für Insektenbefall mache. Allerdings finden sich bereits auch Beobachtun-gen von nachteiligen Auswirkungen einer solchen Behandlung, die daher zumindest bei der Herstellung besonders hochwertiger Papiere in Frage gestellt wird. So bemerkte man etwa, „dass der noch Säure rückhaltende Papierteig mit Eisen in Verbindung kam, wo sich dann ein Eisensalz bildete, das mit dem aus den Gefäßen von Eichenholz ausgelösten Gerb­ stoffen die Färbung bewirkte. Auch sind Papiere vorgekom­ men, welche noch Säure enthielten, und daher nicht allein mürbe wurden, sondern auch Schriften und Farben zerstör­ ten, welchem Übelstande ein Zusatz von Kreide abhelfen dürfte. Es ist daher wohl noch unentschieden, ob es wegen Sicherheit mancher wichtigen Urkunde nicht besser wäre, die chemische Bleiche des Papierzeugs abzustellen?“1042 James Whatman d.J. experimentierte bereits 1790 mit verschiedenen chemischen Bleichmitteln und beschloss daraufhin, sie nicht einzusetzen, obwohl er dadurch auch weniger hochwertiges Lumpenmaterial als Rohstoff ver-wenden hätte können.1043 In Österreich wurde schon 1818 ein Privileg an Johann Gabriel Uffenheimer für Chlorbleiche vergeben. Er redu-zierte die für die baldige Zerstörung des Papiers verant-wortlichen Chlor-Rückstände durch Kohlenwasserstoff-gas und führte diese Methode in der Papierfabrik zu Guntramsdorf ein.An Alois Prägartner aus Grätz wurde 1825 ein Privileg zum Bleichen des Halbzeugs durch Einströmen von Chlor- und Halogengas vergeben, Johann Weiß setzte seit 1826 in seiner Papierfabrik in Zuckmantel die Wasser-dampf-Bleiche ein. Weiters wurde chemische Bleiche in Österreich zum Zeitpunkt des Erscheinens von Keeß und Blumenbachs Darstellung (1830) in den Papierfabriken Guntramsdorf, Klein-Neusiedl und Unter-Waltersdorf durchgeführt.1044 Die Weiterverarbeitung des Halbzeugs nach der Bleiche erfolgte meist im Holländer. Interessanterweise dürften zu der Zeit auch noch vereinzelt deutsche Stampfwerke (deutsches Geschirr) in Österreich im Einsatz gewesen sein: „In der Papierfabrik zu Unter­ Waltersdorf hat man nebst den Holländern noch ein teutsches Geschirr, weil man die Bemer­ kung gemacht hat, daß es die Lumpen besser, als der Hol­ länder zermalmt […]. Zu ganz feinem Papiere wollen daher manche das teutsche Geschirr dem Holländer wieder vorzie­ hen.“1045 Von der diskontinuierlichen zur kontinuierlichen Papierproduktion Für sechs Kartons1046 verwendete Kupelwieser bereits maschinell hergestellte Papiere. Davon sind drei durch Beimischung eines hohen Anteils farbiger Fasern blau 1041 Prechtl (1830 – 1865) 10. Bd. (1840) p. 445ff.1042 Keeß; Blumenbach (1929 – 1830) 1. Bd., p. 588.1043 Bower (1994) p. 52.1044 Keeß; Blumenbach (1929 – 1830) 1. Bd., p. 588.1045 Ebd. p. 586.1046 Kartons zu folgenden Gemälden: Weibliche Figur mit den Kronen Böhmens und Ungarns (Inv. Nr. 7000/777), Jüngling mit der Maurerkelle und Schwert (Inv. Nr. 7000/790), Knabe mit Waffen und Lorbeerzweigen (Inv. Nr. 7000/784), Bruderliebe (Inv. Nr. 7000/783) Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren (Inv. Nr. 7000/793) und Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod (Inv. Nr. 7000/794).
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Das zusammengedrängte Gedenken
Autor
Sigrid Eyb-Green
Verlag
Bibliothek der Provinz
Ort
Weitra
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Abmessungen
24.0 x 27.0 cm
Seiten
312
Schlagwörter
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
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