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warmem Kleienwasser oder Kochmehl in Kalkmilch
aus-gekocht,
danach wurde Chlorkalk und manchmal auch
Schwefelsäure zur Beschleunigung des Bleichvorganges
zugesetzt. Zwischen den einzelnen Arbeitsschritten, die
auch mehrmals wiederholt werden konnten, wurden
die Lumpen mit heißem Wasser ausgewaschen oder
ausgekocht. Am Ende wurden sie in Alkalibad gekocht,
um Chlorreste zu entfernen, und im Flusswasser
ausge-spült.
Auf 100 Pfund Lumpen kamen ca. 5–5 1/2 Pfund
Chlorkalk. Bei grauen, ungebleichten Lumpen kamen auf
10 Pfund Lumpen 6 – 10 Pfund
Chlorkalk.Auch
das Bleichen mit Chlorgas war eine gängige
Methode, wobei das feuchte Halbzeug in dicht
verschlos-sene,
hölzerne Kästen eingelegt wurde, in die durch
Rohre Chlorgas eingeleitet wurde. Chlorgas wurde aus
Kochsalz, Braunstein und verdünnter Schwefelsäure
her-gestellt.
Nach bis zu 12 Stunden konnten die so
behan-delten
Hadern dann im Holländer weiter bearbeitet
wer-den,
wo sie in Pottasche oder Soda gewaschen wurden.
Dem feuchten Halbzeug konnte auch Chlorwasser
zugesetzt werden, nach 5 Stunden Einwirkzeit wurde es
abgelassen und der Faserbrei in einem schwach
schwe-felsauren
Bad (1 Pfund Vitriolöl auf 100 Pfund Wasser)
unter Zusatz von Urin
gewaschen.Beim
Bleichen des Halbzeugs aus Stroh wurde
beob-achtet,
dass sich bei der Laugen- und
Chlorkalkbehand-lung
Gips bilden konnte, der sich in kleinen weißen
Par-tikeln
zwischen den Fasern absetzte. Allgemein schien
Weizenstroh für die Bleichbehandlung am besten
geeig-net,
es wird jedoch angemerkt, dass die Fasern auch nach
der Bleichbehandlung ein „schmutziges Aussehen“ hätten
und nur für die Herstellung billiger Papiere geeignet
seien.1041
Als Vorteile der chemischen Bleiche führen Keeß und
Blumenbach an, dass die Bleiche die Gärung der Hadern
ersetze und das Papier weniger anfällig für Insektenbefall
mache. Allerdings finden sich bereits auch
Beobachtun-gen
von nachteiligen Auswirkungen einer solchen
Behandlung, die daher zumindest bei der Herstellung
besonders hochwertiger Papiere in Frage gestellt wird. So
bemerkte man etwa,
„dass der noch Säure rückhaltende Papierteig mit Eisen in
Verbindung kam, wo sich dann ein Eisensalz bildete, das mit
dem aus den Gefäßen von Eichenholz ausgelösten Gerb
stoffen die Färbung bewirkte. Auch sind Papiere vorgekom
men, welche noch Säure enthielten, und daher nicht allein
mürbe wurden, sondern auch Schriften und Farben zerstör
ten, welchem Übelstande ein Zusatz von Kreide abhelfen
dürfte. Es ist daher wohl noch unentschieden, ob es wegen
Sicherheit mancher wichtigen Urkunde nicht besser wäre, die
chemische Bleiche des Papierzeugs abzustellen?“1042 James Whatman d.J. experimentierte bereits 1790 mit
verschiedenen chemischen Bleichmitteln und beschloss
daraufhin, sie nicht einzusetzen, obwohl er dadurch auch
weniger hochwertiges Lumpenmaterial als Rohstoff
ver-wenden
hätte können.1043
In Österreich wurde schon 1818 ein Privileg an Johann
Gabriel Uffenheimer für Chlorbleiche vergeben. Er
redu-zierte
die für die baldige Zerstörung des Papiers
verant-wortlichen
Chlor-Rückstände durch
Kohlenwasserstoff-gas
und führte diese Methode in der Papierfabrik zu
Guntramsdorf
ein.An
Alois Prägartner aus Grätz wurde 1825 ein Privileg
zum Bleichen des Halbzeugs durch Einströmen von
Chlor- und Halogengas vergeben, Johann Weiß setzte seit
1826 in seiner Papierfabrik in Zuckmantel die
Wasser-dampf-Bleiche
ein. Weiters wurde chemische Bleiche in
Österreich zum Zeitpunkt des Erscheinens von Keeß und
Blumenbachs Darstellung (1830) in den Papierfabriken
Guntramsdorf, Klein-Neusiedl und Unter-Waltersdorf
durchgeführt.1044
Die Weiterverarbeitung des Halbzeugs nach der Bleiche
erfolgte meist im Holländer. Interessanterweise dürften
zu der Zeit auch noch vereinzelt deutsche Stampfwerke
(deutsches Geschirr) in Österreich im Einsatz gewesen
sein:
„In der Papierfabrik zu Unter Waltersdorf hat man nebst den
Holländern noch ein teutsches Geschirr, weil man die Bemer
kung gemacht hat, daß es die Lumpen besser, als der Hol
länder zermalmt […]. Zu ganz feinem Papiere wollen daher
manche das teutsche Geschirr dem Holländer wieder vorzie
hen.“1045
Von der diskontinuierlichen zur kontinuierlichen
Papierproduktion
Für sechs Kartons1046 verwendete Kupelwieser bereits
maschinell hergestellte Papiere. Davon sind drei durch
Beimischung eines hohen Anteils farbiger Fasern blau
1041 Prechtl (1830 – 1865) 10. Bd. (1840) p.
445ff.1042
Keeß; Blumenbach (1929 – 1830) 1. Bd., p.
588.1043
Bower (1994) p.
52.1044
Keeß; Blumenbach (1929 – 1830) 1. Bd., p.
588.1045
Ebd. p.
586.1046
Kartons zu folgenden Gemälden: Weibliche Figur mit den Kronen
Böhmens und Ungarns (Inv. Nr. 7000/777), Jüngling mit der
Maurerkelle und Schwert (Inv. Nr. 7000/790), Knabe mit Waffen
und Lorbeerzweigen (Inv. Nr. 7000/784), Bruderliebe (Inv. Nr.
7000/783) Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren (Inv. Nr.
7000/793) und Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod
(Inv. Nr. 7000/794).
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306