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Maschine beliebig lange in ununterbrochener Bewegung
erhalten werden, und dabei ein Papierblatt von unbegrenzter
Länge liefern
könnte.“1050Darauf
folgt ein kurzer Abriss über die Geschichte der
Erfindung und den Einsatz der Maschine. Die Breite eines
so hergestellten Papiers gibt Prechtl mit 4 1/2 – 5 Fuß
an.1051, das sind 0,913 – 1,015
m.In
Österreich kamen Papiermaschinen erstmals 1819
in der Franzensthaler Papiermühle von Ludwig Ritter von
Peschier zum Einsatz. Der vom Werksdirektor Vincenz
Sterz entwickelte kontinuierlich arbeitende Apparat wurde
weiterentwickelt, und bald darauf wurde bereits eine zweite
Maschine aufgestellt, die seit 1822 Papiere von 20 – 25
Zoll Breite und 5 bis 1000 Schuh Länge erzeugte.1052
„Auch die Brüder Faustin und Aloys Andreoli di Giovanni,
Eigenthümer einer Papierfabrik in der Gemeinde Toscolano
(District von Salo) erhielten d. 22. July 1822 ein 10jähriges
ausschl. Privileg auf ihre Erfindung, eine neue Art Tapeten
papier, so wie auch ein zum Zeichnen, Schreiben oder
Drucken geeignetes Velinpapier, ohne irgendeine Wieder
holung derselben Operation, in Blättern, deren jedes eine
Länge von 40, 50 und mehr Mailänder Ellen und eine Breite
von 24 Zoll hat [Länge bis zu 34 m, Breite ca. 3 m, Anm.], zu
erzeugen.“10531828
erwarb Paul Andreas Molina in Mailand eine
Maschine, mit der alle Papiergattungen in jeder Länge
und Qualität, bis zu einer Breite von 65 englischen Zoll
(ca. 1,65 m) hergestellt werden konnten.1054 Das Papier
wurde entweder zu Blättern zerschnitten oder in Bahnen
auf den Markt gebracht:
„Letzte Zurichtung des Maschinen
Papiers: Das auf Maschi
nen verfertigte Papier wird entweder in langen zusammen
gerollten Blättern (die 20 bis 30, zuweilen 100 und mehr
Fuß messen) in den Handel gebracht, oder in Bogen nach
den gebräuchlichen Formaten zerschnitten, […]. Ersteres
ist der Fall bei Tapetenpapier und einigen Sorten Pack
papier
[…].“1055Wie
zögerlich sich die kontinuierliche Produktionsform
in der Papierherstellung durchsetzte, lässt sich gut am
Bericht über die erste österreichische Gewerbsproducten
Ausstellung 1835 ablesen. Es werden nur zwei Aussteller
genannt, die Papier maschinell herstellten: Smith und
Meynier, Inhaber einer k.k. privilegierten
Papiermanufak-tur
zu Fiume (Exp. Nro. 287), hatten „2 vollständige
Papiererzeugungs Maschinen nach dem Prinzip des berühm
ten Didot mit den neuesten Verbesserungen“ in Betrieb, mit
denen sie u.a. Tapetenpapier, alle gefärbten Papiere,
besonders aber Zeichenpapiere in beliebigen Formaten
erzeugten.1056 Und in der 1827 gegründeten k. k.
privile-gierten
Papiermanufaktur in Pitten (Exp. Nro. 205) mit einer Niederlage in Wien (Dorotheer Gasse 116) wurde
der größte Teil der Erzeugnisse mit einer
„[…] ausschl. privil. Papiererzeugungs Maschine verfertigt
[…] und das Papier bei 42‘‘ [entspricht 1,108 m; Anm.] in
beliebiger Länge hergestellt.“1057
Es wurden sowohl geleimte als auch ungeleimte, sowie
weiße und im Stoffe gefärbte Papiere in beliebiger Größe,
Stärke und Feinheit erzeugt.
1845 waren in der österreichischen Monarchie erst
40 Papiermaschinen in Betrieb und produzierten kaum
dreißig Prozent des Gewichts an Papier, das händisch an
940 Bütten geschöpft wurde.1058 Im Bericht zur dritten
österreichischen Gewerbe-Ausstellung 1845 wird aber
die Rolle, welche die Papierindustrie vor allem durch die
technischen Neuerungen erlangt hatte, hervorgehoben:
„Die Papier Erzeugung der österreichischen Monarchie hat
seit den letzten Jahrzehnten eine solche Ausbreitung erlangt,
dass sie zu den einflussreichsten inländischen Industrie
Zweigen gehört.“1059
Es wird auch, wie schon in der ersten
Gewerbe-Aus-stellung,
die Bedeutung der Papierfabrik Smith und
Meynier betont, dass jene
„die ersten waren, welche [im Jahre 1828, Anm.] in der öster
reichischen Monarchie eine nach der neueren Methode ein
gerichtete Fabrik in grosser Vollkommenheit gründeten, und
dadurch die von der Macht der Gewohnheit beherrschten
Papier Fabrikanten des Inlandes zum Wetteifer anregten.“1060
Ihre Papiere wurden bis nach Brasilien, Mexiko und
Ost-indien
exportiert. Auch die Klein-Neusiedler Papierfabrik
(gegründet 1793 und 1838 in eine Aktiengesellschaft
umgewandelt) wird lobend erwähnt. Ihre Zeichen- und
Druckpapiere hätten „die ausländischen durch ihre Voll
kommenheit fast verdrängt“1061, auch die gefärbten Papiere
wurden in außergewöhnlicher Qualität hergestellt. Bei
der dritten österreichischen Gewerbe-Ausstellung
wur-den
u.a. auch gefärbte Papiere auf Rollen der
Klein-Neu-siedler
Papierfabrik gezeigt.1062
1050 Prechtl (1830 – 1865) 10. Bd. (1840) p.
570.1051
Ebd. p.
574.1052
Keeß (1819 – 1823) 1. Bd., 2. Teil (1820) Anhang
I58.1053
Ebd. Anhang
I58.1054
Keeß; Blumenbach (1829 – 1830) 1. Bd., p.
590.1055
Ebd. p.
584.1056
Bericht über die erste allgemeine österreichische Gewerbsproducten
Ausstellung im Jahre 1835, Wien 1835, p.
145.1057
Ebd. p.
149.1058
Weitensfelder (2007) p.
115.1059
Bericht über die dritte allgemeine österreichische Gewerbe Ausstellung
in Wien 1845. Wien 1845, p.
715f.1060
Ebd. p.
715f.1061
Ebd. p.
715.1062
Ebd. p. 716.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306