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Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
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37 Gefolgsleute die von den Ungarn besetzte „Eisenburg“, im Hintergrund ist die umgebende Donau-Landschaft erkennbar. Der kompositorisch etwas ungeschickte Auf-bau des Bildes, das die eigentlichen Hauptfiguren Leo-pold I. und seine Gefolgsleute in Rückenansicht zeigt, wurde später geändert, der Bildgegenstand aber in den Statthalterei-Zyklus aufgenommen.Das vierte Bild stellt die legendenhafte Gründung des Stifts Klosterneuburg dar. (Abb. 41) Leopold III., der Hei-lige, kniet hier mit weit ausgebreiteten Armen vor dem Hollerbusch, über dem die Mutter Gottes erscheint, die ihm den verloren geglaubten Schleier reicht. Links im Hintergrund ist die Jagdgesellschaft zu erkennen, rechts fällt ein Felsen steil gegen die Donau hin ab. Die sogenannte „Schleierlegende“, eine rechtssymbo-lische Sage, scheint erst ab der 2. Hälfte des 14. Jahrhun-derts in der Geschichtsschreibung auf.78 Kupelwieser schließt mit seiner Darstellung an eine sehr lange Bild-tradition an; besonders in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts war die Szene aus der volkstümlichen Überlieferung ein beliebtes Thema in der vaterländischen Geschichtsmalerei. Sigmund von Perger nahm die Auffin-dung des Schleiers in seine 1812 erschienene Stichfolge zur Vaterlands-Geschichte79 auf, weitere Künstler wie Johann Blaschke, Franz Josef Dobyaschofsky, Joseph Schwemminger, Moritz von Schwind und Ludwig Schnorr von Carolsfeld folgten. Auch Kupelwieser hatte sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt mit dem Thema auseinandergesetzt: 1835 entstand die Bleistiftskizze Ein keinem der schriftlichen Programmentwürfe direkt in Verbindung zu bringen.Im Mittelbild ist die Austria als zentrale Hauptfigur in Frontalansicht dargestellt. (Abb. 37) Was die Hauptgruppe betrifft, könnte man diese Version der Austria-Allegorie als eine „Mischfassung“ aus den ersten beiden frühen Entwürfen bezeichnen, allerdings wurde die Komposition um einige wesentliche Figuren erweitert. Links der Aus-tria befinden sich die Personifikationen der „Gerechtig-keit“ und der „Weisheit“, rechts von ihr die der „Stärke“. An den Längsseiten des Mittelbildes sind zwei lange, schmale, friesartige Bildfelder angeordnet, die Darstel-lungen von Schlachten aus der Zeit Marc Aurels und Karls des Großen beinhalten und im Wesentlichen unverändert als Fresko ausgeführt wurden. Von den Bildthemen der vier kleineren, das Mittelbild umgebenden Gemälde wurde einzig die Darstellung der drei Erbauer des Stephansdomes bereits im ersten Pro-grammentwurf formuliert. Das frühere Repräsentations-porträt der drei Herrscher wurde hier allerdings in eine szenische Darstellung überführt und die Figuren wurden anders gruppiert, so dass sich Friedrich IV. links und Heinrich Jasomirgott rechts von Rudolf IV. befindet, wäh-rend Rudolf selbst kaum verändert, mit der Linken nach oben weisend, in der Bildmitte steht. Der Hintergrund mit dem sich im Bau befindlichen Dom wird hier noch um eine Darstellung der Landschaft um Wien mit dem Kahlenberg erweitert. Auf dem vorliegenden Blatt findet sich zum ersten Mal das Motiv von Odoaker vor dem hl. Severin, das, leicht verändert, auch ausgeführt wurde. Ein weiteres Bild zeigt den Kampf um die Festung Melk. Im Vordergrund stürmen Leopold I. und seine 78 Lechner (1976) p. 136.79 Szenen aus der Vaterlands­ Geschichte, Wien 1813, 3. Heft. Abb. 40: Entwürfe zu den Gemälden „Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697“ (links) sowie „Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern“ (rechts); Bleistift, geripptes Papier, 260 x 330 mm (verso); Universität Graz, Institut für Kunst geschichte. Abb. 41: Detail aus dem zweiten Gesamtentwurf für Wand- und Deckengemälde: Bildfeld „Die Gründung des Stiftes Klosterneuburg“; Bleistift, geripptes Papier, gesamt 418 x 569 mm; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/348.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Das zusammengedrängte Gedenken
Autor
Sigrid Eyb-Green
Verlag
Bibliothek der Provinz
Ort
Weitra
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Abmessungen
24.0 x 27.0 cm
Seiten
312
Schlagwörter
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
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