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Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
Seite - 38 -
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38 wurf angedeutet wurden. Alle vier Entwürfe wurden, mit einigen kompositionellen Änderungen, als Fresko aus-geführt. Im Entwurf zu Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern prescht der Held der Schlacht, Erzherzog Karl, die Fahne hochreißend von links ins Bild. Hinter ihm stürmen seine Truppen nach vorne, während die französischen Soldaten nach rechts buchstäblich aus dem Bild hinaus fliehen.Nach einem sehr ähnlichen Schema ist das Gemälde Die Türkenkriege aufgebaut. Links im Bild erscheinen Graf Salm und Graf Starhemberg, die sich bei den Belagerun-gen von Wien von 1529 bzw. 1683 besonders verdient machten. Die türkischen Soldaten, gekennzeichnet durch lange Gewänder und Turbane, fliehen wieder rechts aus dem Bild. Eugen von Savoyen ist in dieser Fassung noch nicht dargestellt. In den Wiener Aufgeboten von 1797 steht als Hauptfi-gur in der Bildmitte der Prinz von Württemberg83, mit der Rechten auf die Fahne weisend, die er in der Linken hält. Von allen Seiten scharen sich Bürger um ihn, die begeis-tert ihren Schwur auf das Vaterland leisten. Im angren-zenden schmalen Bildfeld ist eine Figurengruppe darge-stellt, die noch viel direkter als die spätere, ausgeführte Version in der Tradition des beliebten Motivs Abschied des Landwehrmannes steht. Ein junger Freiwilliger nimmt Abschied von Frau und Kind, die ihn umarmen und so eine in sich geschlossene Bildformel bilden. Das vierte der rautenförmigen Bilder stellt eine Szene aus dem Wiener Kongress 1814 dar. In der Mitte stehen Kaiser Franz, der auf die Kongressakte weist, der russische Zar Alexander I. und Friedrich Wilhelm von Preußen. Im Vordergrund rechts unterhalten sich Charles Maurice de Talleyrand-Périgord und Karl Robert Graf von Nessel-rode, die Figuren im Hintergrund sind nicht eindeutig erkennbar. Bei dem Geistlichen im schmalen angrenzen-den Bildfeld könnte es sich um Kardinal Ercole Consalvi, den Repräsentanten des Kirchenstaates, handeln. Engel entführt den Schleier80, die in einer ungewöhnlichen Interpretation des Geschehens einen Engel als Entführer des Schleiers zeigt. In Verbindung mit dieser Zeichnung dürften auch die beiden Entwürfe Die Auffindung des Schleiers stehen, die ebenfalls mit 1835 datiert sind.81Für Leopold Kupelwieser, als dem Nazarener-Kreis nahestehender Künstler, der sich vorrangig religiöser Bildthemen annahm, muss gerade diese legendenhaft-wundersame Begebenheit, die von der Frömmigkeit und Gottesfurcht des Herrschers zeugt, als Bildgegenstand reizvoll gewesen sein. Über die Gründe, warum die Dar-stellung des Landespatrons und der Gründung eines der wichtigsten Klöster Niederösterreichs nicht in den Zyklus aufgenommen wurde, lässt sich nur spekulieren. Mögli-cherweise genügte diese legendenhafte Überlieferung nicht mehr dem wissenschaftlich-historischen Anspruch, der um die Mitte des 19. Jahrhunderts an Werke der Geschichtsmalerei gestellt wurde. Das Bild wurde später durch eine Darstellung der Gründung der Wiener Uni-versität ersetzt. In den unten spitz zulaufenden Zwickelfeldern sind nun die im ersten Programmentwurf bereits beschriebe-nen Belehnungsszenen zu sehen: Die erste, aus der babenbergischen Periode, zeigt Leopold I. mit dem zerbrochenen Bogen vor Otto II. kniend. In der zweiten Szene, aus der Zeit der Habsburger, wird die Belehnung Albrechts I. mit dem Herzogtum Österreich dargestellt. Rudolf I. sitzt links im Bild auf einem erhöhten Thron, sein Sohn Albrecht nimmt das Lehen zu Pferd entgegen. An beiden Bildern wurden in der Endausführung noch einige Details umgestaltet, aber im Wesentlichen wurden die Kompositionen in dieser Form in den Zyklus übernom-men. Ein weiteres Motiv für ein unten spitz zulaufendes Bildfeld wurde einer frühen Gestaltung der Austria-Alle-gorie entnommen. Die Gründung des Niederösterreichi-schen Regiments durch Ferdinand I. ist nun zu einem konkreten historischen Ereignis umformuliert und von jeder allegorischen Überhöhung gelöst. Auch diese Dar-stellung wurde, leicht verändert, in das entsprechende Wandgemälde des Zyklus aufgenommen. Das vierte Zwi-ckelfeld zeigt Leopold VII. (VI.)82 mit seiner Gemahlin Theodora auf einem erhöhten Thron sitzend. Hinter dem Thron ist ein nicht näher bezeichnetes Gebäude erkenn-bar, neben dem zwei Harfenspieler stehen, die auf den Ruf von Leopolds Hof als Zentrum des Minnesangs ver-weisen. Diese Fassung wurde in der Folge noch abgewan-delt, das Motiv findet sich aber ebenfalls als Gemälde im Freskenzyklus wieder. In den vier großen, rautenförmigen Bildern, die sich jeweils um eine Ecke des Raumes fortsetzen, sind die The-men ausgearbeitet, die bereits im ersten Programment- 80 Die Skizze befindet sich im Niederösterreichischen Landesmu-seum, Inv. Nr. 7000/ 219.81 Niederösterreichischen Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/ 217 bzw. 7000/218. Mit der Figur Leopold des Heiligen beschäftigte sich Kupelwieser mehrmals auch in anderem Zusammenhang, so etwa im Hochaltarbild für das Stift Klosterneuburg (1833), in dem Leo-pold als Stifter auftritt, oder in seiner Darstellung Leopolds nach dem Gemälde von Rueland Frueauf d.J., die 1832 von Leybold gestochen wurde. 82 Nach neuer Zählung Leopold der VI.83 Herzog Ferdinand August Friedrich von Württemberg (1762 – 1834), kaiserlicher Feldmarschall. Siehe: Wurzbach (1856 – 1891) p. 248ff.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Das zusammengedrängte Gedenken
Autor
Sigrid Eyb-Green
Verlag
Bibliothek der Provinz
Ort
Weitra
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Abmessungen
24.0 x 27.0 cm
Seiten
312
Schlagwörter
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
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