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Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
Seite - 152 -
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152 Die Darstellung Petters zeigt die Zusammenkunft Maxi-milians mit Maria als Nachtszene, die nur von dem Licht der Fackeln erleuchtet wird. Diese sind zugleich auch Anspielung auf die sogenannten Hochzeitsfackeln, die schon in der Antike bei Hochzeitszeremonien angezündet wurden. Kaiser Konstantin übernahm den Brauch des Fackeltanzes, der sich in der Folge auf den Höfen deut-scher Fürsten verbreitete und bei Vermählungsfesten bis ins 19. Jahrhundert aufgeführt wurde.526 Das Symbol der Fackel in Zusammenhang mit Hymen, dem geflügelten Gott der Vermählung, verwendete etwa auch Daniel Gran im Deckengemälde des Klosterneuburger Marmorsaales in seiner Darstellung der Vermählung Maria Theresias mit Franz Stephan als Verweis auf die glückliche Vereinigung der Häuser Habsburg und Lothringen. Möglicherweise spielt auch die allegorische Figur der Weisheit mit der Fackel rechts von Maximilians Porträt nicht nur auf seine Weisheit, seine humanistische Bil-dung und seine Förderung der Wissenschaften und Künste an, sondern verweist zugleich auch auf seine Ver-mählung mit Maria von Burgund und seine spätere Hei-ratspolitik. Kupelwieser hatte wahrscheinlich ursprünglich geplant, alle Herrscher-Porträts mit einem kurzen Bildtext zu versehen. Auf dem Aquarellentwurf zu dem Porträt Maximilians vermerkte er in diesem Sinn: „Sein Muth und seine Tugend waren das Licht seiner Zeit.“ ratenden Hauses Österreich, personifiziert durch die Figur Maximilians und popularisiert in dem bekannten Distichon Bella gerant alii! Tu felix Austria nube! Nam quae Mars aliis dat tibi regna Venus, eine Renaissance.523Tatsächlich aber musste Maximilian zahlreiche Feld-züge führen, um seinen Nachkommen das Erbe seiner ersten Frau zu sichern, und erst eine Reihe unvermuteter Todesfälle machten Karl V. zum Erben Österreichs, Bur-gunds und der spanischen Königreiche. Auch die habs-burg-jagellonische Doppelheirat, die gerne als Grundlage der Donaumonarchie interpretiert wurde, führte nicht selbstverständlich zur Einigung Böhmens und Ungarns unter habsburgischer Herrschaft: Erst musste Ferdi-nand I. in den bisher jagellonischen Ländern zum König gewählt werden, was in Ungarn nicht ohne Schwierigkei-ten durchgesetzt werden konnte. Dennoch – Maximilians Heiratspolitik und vor allem seine eigene Hochzeit mit Maria von Burgund wurden zum habsburgischen Heirats­ mythos524 und regten schon zu seinen Lebzeiten Künstler, darunter eben Albrecht Dürer, zu Bildschöpfungen an. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts schuf Anton Petter im Auftrag Erzherzog Johanns das Ölgemälde Zusammen­ kunft Maximilians I. mit seiner Braut in Gent (1813), das Hormayr hinsichtlich der Wahl des würdigen Bildgegen-standes lobte: Die Heirat Maximilians mit Maria sei „[…] der erste Glückswurf jenes oft wiederholten: ,Tu felix Austria nube!‘, das eben jenem Max, für seine und Marias Enkel, auch noch die Kronen Spaniens und Indiens und bey­ der Sicilien, Ungarns und Böhmens brachte. – Es war der Übergang von dem geringen Anfang und von dem oft ver­ kümmerten Glücksloose eines uralten Grafengeschlechtes von Habsburg und Kyburg, zum ersten Rang und zum Überge­ wicht in Europa […] zur universalhistorischen Wichtigkeit und Wirksamkeit.“525 Abb. 241: Studie zu dem Gemälde „Maximilian I.“; Aquarell über Bleistift, dickes Velin-Papier (Aquarellpapier), 214 x 352 mm; am unteren Rand in der Mitte mit Bleistift beschriftet: „Sein Muth und seine Tugend waren das Licht seiner Zeit“, unten links in Bleistift: „Mit Änderung Regierungssaal (?)“; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/342. 523 Bruckmüller (1998) p. 276.524 Bruckmüller (1998) p. 278.525 Hormayr (1810 – 1830) Nr. 12 (1821) Heft 1 und 2, p. 4.526 Krünitz (1786) 12. Bd.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Das zusammengedrängte Gedenken
Autor
Sigrid Eyb-Green
Verlag
Bibliothek der Provinz
Ort
Weitra
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Abmessungen
24.0 x 27.0 cm
Seiten
312
Schlagwörter
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
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