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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
Seite - 144 -
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| Innenstadt und Bahnhof144 Zeitungen dürfen solches wegen der Beunruhigung nicht schreiben, oder bald werden gar keine Zeitungen mehr erscheinen dürfen und dergleichen.“37 Die „patriotischen“ Straßenumzüge Kehrt man zurück zum Abend des 25.  Juli, so gingen die meisten Menschen, nach- dem sie sich über die neusten Nachrichten informiert und darüber diskutiert hat- ten, nach Hause (=  1.  Gruppe). Andere gingen in ein Gasthaus oder in ein Kaffee- haus (=  2.  Gruppe). Einige Grazer und Grazerinnen zogen jedoch trotz „des strömenden Regens“38 zu dem an der Ecke Elisabethstraße/Glacis39 gelegenen Korpskommando. Diese dritte Gruppe bildete rückblickend den ersten großen „patriotischen“ Straßenumzug von Graz.40 Die Männer und Frauen, die diesen „patriotischen“ Straßenumzug bildeten, lebten den „Hurrapatriotismus“. Sie er- hofften sich aber auch „von den bei den Fenstern des Korpskommandos heraus- schauenden Chargen neue Nachrichten“.41 Schließlich waren sie aufgrund der all- gemeinen Wehrpflicht direkt vom Abbruch der diplomatischen Beziehungen betroffen. Der Kommandant des 3.  Korps Emil Colerus von Geldern saß aus Sicht der Zeitgenossen sinnbildlich an der Nachrichtenquelle.42 Und er schien (genauso wie der zeitlich später aufgesuchte Statthalter Manfred von Clary und Aldringen) das „Schicksal“ zu verkörpern bzw. zu bestimmen.43 Obendrein „wären“ die Aus- künfte der beiden Herren frei von jedweder parteigeprägten Pressepolemik. Die Akklamation an den Korpskommandanten missglückte letzten Endes, da dieser im nahegelegenen Steirerhof44 sein Abendessen einnahm. Dieses Scheitern erwähnte auch der Arbeiterwille, wenngleich nicht hämisch, so doch mit dem Hinweis, dass es sich beim Steirerhof um den „klerikalen Stammsitz“45 von Graz handelte. Dieser negativ konnotierte Hinweis legt durchaus seine strikte Ablehnung des freudig- 37 Gegen das Verbreiten dummer Gerüchte, in: Arbeiterwille, 5.8.1914, 2. 38 Die Aufnahme der Kriegsnachricht in der Stadt, in: Grazer Tagblatt, 26.7.1914, 32. 39 Die große Grazer Ringstraße. 40 Die „patriotischen“ Straßenumzüge fanden in der Woche von 25. bis einschließlich 31.  Juli statt. 41 Die Aufnahme der Kriegsnachricht in der Stadt, in: Grazer Tagblatt, 26.7.1914, 32. 42 Anfang August wurde das von Emil Colerus von Geldern geleitete 3.  Korps (1883–1914) plan- mäßig durch das Militärkommando Graz (1914–1918) ersetzt. Erwin von Mattanovich war zwi- schen 1.  August 1914 und 31.  Juli 1916 Militärkommandant von Graz. Vgl. Egger (1982); Burkert (1981), 167  f. 43 Ein weibliches Pendant zu diesen „großen“ Männern schuf man damals nicht. 44 Ein renommiertes Hotel (und Restaurant) am Jakominiplatz. 45 In Erwartung der Entscheidung, in: Arbeiterwille, 26.7.1914, 5.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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