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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
Seite - 363 -
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Soldaten abseits der Truppe | 363 seit 31.  Juli in Untersuchungshaft sitzen mußte, weil zwei der Frau nicht gut ge- sinnte Weiber Äußerungen von ihr gehört haben wollten, die sie gar nicht gemacht hatte.“588 Die „Tratschweiber“589 tauchten zudem in den „Warnungen“ des Annon- centeils auf. Beispielsweise annoncierte eine Frau aus Seegraben nahe Leoben: „Ich warne alle Tratschweiber, über mich Verleumdungen und Lügen zu verbreiten, da ich sonst gezwungen wäre, sie gerichtlich zu belangen.“590 Alle diese Zeitungsbe- richte und Annoncen verdeutlichen, wie sehr man auf den Straßen und Märkten aufpassen musste. Schließlich konnte es ziemlich schnell passieren, dass man –– von wem auch immer – in Bedrängnis gebracht wurde. „Bedrängnis“ meint hier vieles: Es wurden Leute beschimpft, bespuckt, bloßgestellt, geprügelt, denunziert oder anderweitig diskreditiert. Dem war so, weil der Ernst der Lage von einander abweichende Vorstellungen schuf, wie man sich an der „Heimatfront“ zu verhalten habe. Und man konnte weder alle diese Vorstellungen kennen, noch konnte man sich gleichzeitig an alle halten. Soldaten abseits der Truppe Blickt man auf die Soldaten auf den Straßen der Grazer „Heimatfront“, traten diese – in Uniform gesteckten Zivilisten – im ersten Kriegsjahr unterschiedlich in Er- scheinung. Ins Auge fallen hier zunächst die von der bürgerlichen Presse vielerorts vernommenen „Verbrüderungen zwischen Militär und Zivil“591 (zwischen „Militär und Bürgertum“592). Derartige „Verbrüderungen“ trugen sich den Zeitungen zu- folge in den Gast- und Kaffeehäusern, am Bahnhof, auf der Straße, bei den Kaiser- feiern sowie während der Konzerte zu (Café Stadtpark, Café Hilmteich, Café Sty- ria, Schweizerhaus am Schlossberg, Schweizerhaus am Hilmteich, Universität, Technische Hochschule).593 Der Arbeiterwille, der den kurzzeitigen „Hurrapatrio- 588 Eine verleumderische Anzeige, in: Arbeiterwille, 20.10.1914, 3. 589 Vereinzelt galten auch Männer als „Tratschweiber“, vgl. Wie bei uns in Graz!, in: Grazer Volks- blatt, 4.8.1914, 4. 590 Warnung. Ich warne alle [Annonce], in: Arbeiterwille, 15.11.1914, 11. 591 Der gestrige Tag, in: Grazer Montags-Zeitung, 27.7.1914, [ohne Seitenangabe]. 592 Einmarsch des Belgier-Infanterie-Regimentes in Graz, in: Grazer Volksblatt, 31.7.1914, 5. 593 Diesen Schluss legen u.  a. folgende Artikel nahe: Der Zapfenstreich der Belgier. Begeisterte Ova- tionen für das Grazer Hausregiment, in: Grazer Volksblatt, 1.8.1914, 3 [Vgl. parallel: Der Zap- fenstreich der Belgier. Begeisterte Ovationen für das Grazer Hausregiment, in: Kleine Zeitung, 2.8.1914, 7]; Eine patriotische Kundgebung des Bürgerkorps, in: Grazer Volksblatt, 1.8.1914, 5; Große patriotische Kundgebung beim Belgierkonzert, in: Grazer Volksblatt, 7.8.1914, 3; Kundge- bungen im Café „Stadtpark“, in: Grazer Volksblatt, 9.8.1914, 4.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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