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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
Seite - 276 -
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| Alltag und Einheitsprüfungen276 Ausstattungsfrage und Postämter Die Menschen mussten sich seit Ende Juli schlagartig und intensiv mit der Frage beschäftigen, was die Soldaten – abseits der vom Staat zur Verfügung gestellten Utensilien – mit an die Front nehmen sollten (Ausstattungsfrage). Dieser Umstand ist auf die unerprobte allgemeine Wehrpflicht zurückzuführen. Auf die „Liebesga- ben“ am Bahnhof verließ sich keiner der Soldaten. Sie mussten einkaufen gehen, wobei die partielle Aufhebung der Sonn- und Feiertagsruhe weitere Einkaufstage ermöglichte.133 Sollte man einen Gürtel kaufen? Einen Feldstecher? Einen Regen- mantel? Eine Uhr? Einen Kompass? Glücksbringer? Insektenschutzmittel? Schreib- material? Fäustlinge? Gamaschen? Rasierzeug? Derartige Artikel wurden in den Geschäftsauslagen (und Zeitungsannoncen) massiv angepriesen. Das Ausstat- tungshaus Emil Kraft & Co warb beispielsweise mit folgender Annonce: „Wir fer- tigen an innerhalb zehn Stunden: Uniformen, Waffenrock, Bluse, Pelerine“.134 Das Modehaus Kastner & Öhler annoncierte mit ähnlichen Slogans.135 Auch die Schuh- geschäfte warben für ihre Militärprodukte.136 Eine Drogerie in der Innenstadt ver- kaufte (fixfertig verpackte) Feldpostbriefe mit Kaffee, Tee, Seifen oder Insekten- schutzmittel (Alles in Pulverform).137 Einen ähnlichen Service bot das Spezialgeschäft von Heinrich Welisch in der Landhausgasse an.138 Das bereits er- wähnte Modehaus Emil Kraft & Co verkaufte dagegen fixfertig verpackte „Feld- post-Liebesgaben“, die diverse Kleidungsstücke beinhalteten.139 Das Pelzhaus Mangold in der Sporgasse empfahl wiederum seine „Pelzleibchen und Bauchwär- mer aus Pelz“.140 Die Ausstattungsfrage beschäftigte sich auch mit dem Mitnehmen und Verschenken von Alkohol. Prinzipiell lässt sich sagen, dass der Alkoholkon- 133 Am 31.  Juli 1914 wurde die Sonn- und Feiertagsruhe (teilweise und vorübergehend) aufgehoben, siehe das Kapitel: Unklare Mobilisierungsplakate. 134 Zur Mobilisierung! [Annonce], in: Grazer Volksblatt, 9.8.1914, 10. 135 Militär-Artikel [Annonce], in: Grazer Volksblatt, 30.8.1914, 11. 136 Vgl. z.  B. eine Annonce des Schuhgeschäfts A. Spitz (Bismarckplatz) und eine des Schuhgeschäfts „Zum Bergschuh“ (Albrechtgasse): Militärschuhe und Gamaschen [Annonce], in: Grazer Volks- blatt, 25.8.1914, 8; Feldschuhe [Annonce], in: Grazer Volksblatt, 2.9.1914, 8. 137 Vgl. z.  B. Für unsere Lieben im Felde! [Annonce], in: Grazer Volksblatt, 17.8.1914 (12-Uhr-Aus- gabe), 4. 138 Soldatenbriefe [Annonce], in: Grazer Volksblatt, 9.9.1914, 6. 139 Feldpost-Liebesgaben [Annonce], in: Grazer Volksblatt, 6.9.1914, 11. 140 Pelzleibchen und Bauchwärmer aus Pelz fürs k.  u.  k.  Militär [Annonce], in: Grazer Volksblatt, 2.9.1914, 8.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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