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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
Seite - 299 -
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Mietzins | 299 Mietzins Der Krieg verschärfte von Beginn an die ohnehin angespannte Lage zwischen den Vermietern und den Hausparteien.277 Es zeigt sich daher auch an der vielschich- tigen Mietzinsfrage, dass der Krieg nicht alle gesellschaftlichen Konflikte unter- band. An der Mietzinsfrage lassen sich nämlich Ängste und Erschwernisse sowie Unzufriedenheit und Unmut auf beiden Seiten der Wohnungstür ablesen. Die Frage nach dem „richtigen“ Umgang des Vermieters mit den Hausparteien wurde hauptsächlich vom Arbeiterwillen gestellt und seine Berichterstattung führte auch in diesem Punkt den Vorwurf des einheimischen „Kriegsgewinnlers“, „Pro- fitpatrioten“, „Zinsgeiers“ oder der lokalen „Hyäne“ ins Feld. Sein Spektrum der „Scheinpatrioten“ umfasste somit neben mehreren Greißlern/Krämern, Marktver- käuferinnen, Zwischenhändlern, Bäckern, Müllern, Großhändlern, Arbeitgebern und anderen Berufsfeldern auch mehrere Grazer Vermieter. Diese zum Teil als „Hausherrenhyänen“278 bezeichneten Vermieter gingen aus Sicht des Arbeiterwil- lens „kaltherzig“ und rücksichtslos mit den Mietparteien (meistens handelte es sich um Frauen) um. Mehrfach hieß es im Arbeiterwillen, dass die Vermieter den Mietzins erhöhten, die Miete „hartherzig“ einforderten, Kautionen nicht auszahl- ten, mit der Delogierung drohten oder dass sie gar der Mieterin die Wohnung grundlos kündigten. Als wäre die Wohnsituation nicht ohnehin schon angespannt genug, verschärfte sie sich „durch“ die Ankunft der Flüchtlinge. Flüchtlinge wur- den bekanntermaßen nicht nur in Flüchtlingslagern, sondern auch in leerstehen- den Grazer Wohnungen untergebracht.279 Dies nährte den Unmut weiter Teile der Grazer Bevölkerung, zumal sie sich von den für die lokale Wohnungspolitik ver- antwortlichen Stellen benachteiligt fühlten. Der Arbeiterwille kritisierte hingegen primär die Haus- und Realitätenbesitzer: „Man kann jetzt beobachten, was für eine hübsche Auffassung gewisse Leute von der praktischen Übung patriotischer Pflichten haben. Während ungezählte Tausende Prole- tarier auf den ersten Ruf zu den Waffen eilen, Weib und Kind vielfach in Not zurücklas- send, um ihre Pflicht zu erfüllen, haben die verschiedenen Lebensmittelwucherer und Zinsgeier keine andere Sorge, als den Parteien, die jetzt, nachdem ihre Ernährer einge- rückt sind, die Miete nicht bezahlen, mit dem Hinauswurf aus der Wohnung zu drohen 277 Im Frühjahr 1917 kam es dann zu den „Mieterschutzverordnungen“, vgl. RGBl. Nr.  34/1917; RGBl. Nr.  36/1917. Erste kompakte Überlegungen hinsichtlich der Mietzinsfrage (Mieterschutz- frage usw.) in: Grandner (1992), 257–264; Hautmann (1987), 81–83. 278 Hausherrenhyänen, in: Arbeiterwille, 23.8.1914, 5. 279 Die galizischen Flüchtlinge, in: Arbeiterwille, 26.9.1914, 3.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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