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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
Seite - 185 -
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Verspätete Zeitungen in der Provinz | 185 der Arbeiterwille Artikel, die nicht mehr zwischen „Herrschern“ und „Sozialis- ten“ unterschieden, sondern die beispielsweise nur mehr vom „Russen“ sprachen, den es „aufzuhalten“ galt. So kriminalisierte der Arbeiterwille Russland in einigen Artikeln universell und absolut mittels traditioneller Parolen. Stellenweise diente ihm sein Diffamieren auch zur Forcierung seiner eigenen (sozialdemokratischen) Abstinenzbewegung. Dementsprechend sei dem Arbeiterwillen zufolge der Alko- hol „ein Zeitvertreib für Slaven“ und „Slaven können keine Welt gewinnen.“263 Im Endeffekt wählte daher der Arbeiterwille zwei Diffamierungsschienen. Die erste Methode skandalisierte die Feindstaaten zur Gänze. Die zweite Methode trennte rigoros zwischen den „bösen“ und „guten“ Kräften innerhalb eines Staats. Zu den „bösen“ Kräften zählten hauptsächlich die antisozialistischen, kapitalistischen und im „Warmen/Trockenen“ sitzenden Polit- und Journalistenkreise. Zu den „guten“ Kräften zählten vorwiegend die „armen“ Menschen, denen man von „oben“ einen Krieg auferlegte. Verspätete Zeitungen in der Provinz Die drei Grazer Bahnhöfe nahmen während der vierjährigen Mobilisierung eine zentrale Rolle ein.264 Bereits die ersten Mobilisierungstage zeigten, dass die (erste) neue Kriegsfahrordnung weitreichende Folgen für die Leistungskraft der Mon- archie mit sich brachte.265 Sie bedeutete eine enorme Einschränkung des zivilen Reise- und Güterverkehrs zugunsten militärischer Belange.266 Diese Schieflage war offenkundig und über sie wurde in den Zeitungen offen geredet. An der Kriegs- fahrordnung beanstandeten vorsichtig die Grazer Presseorgane die ständigen Fahrplanänderungen. Viele Züge fielen aus. Andere wurden zur Gänze eingestellt. Davon betroffen waren einerseits diejenigen, die den Zug zum Bestreiten ihres Arbeitswegs oder Behördengangs benötigten, andererseits diejenigen, die klein- oder großgewerblich auf den Güterverkehr angewiesen waren. Zudem wurden die Partei- und Gewerkschaftsorganisationen wieder ins Leben zu rufen.“ [12.  Oktober = juliani- scher Kalender, 25.  Oktober = gregorianischer Kalender]. 263 Teufel Alkohol, in: Arbeiterwille, 18.8.1914, 4. 264 Zur Geschichte der drei Grazer Bahnhöfe (Hauptbahnhof, Staatsbahnhof, Köflacher-Bahnhof): Leitner (2007); Lackner (1982). Allgemeines zu den Bahnhöfen im Ersten Weltkrieg in: Gregory (2007). 265 Die Kriegsfahrordnung auf der Südbahn, in: Tagespost, 5.8.1914 (18-Uhr-Ausgabe), 1. 266 Die (erste) Kriegsfahrordnung wurde im Oktober 1914 gelockert. Ab 1915 herrschte wieder die Friedensfahrordnung, vgl. Schmied-Kowarzik (2016), 523.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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