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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
Seite - 257 -
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Arbeitslosigkeit | 257 Alltag und Einheitsprüfungen Arbeitslosigkeit Die lokalen Kriegserschwernisse verunmöglichten die Bildung einer geschlossenen „Kriegsgemeinschaft“, zumal sie die zivilgesellschaftlichen Bindungen überform- ten und erodierten.1 Augenfällig zeigt sich dies in den zahllosen Alltagskonflik- ten, die markant und nachhaltig die städtische Kohäsion beeinträchtigten. Dieses folgenreiche Konfliktpotential speiste sich auch aus der Art und Weise, wie man mit den Arbeitslosen umging. In den Zeitungen schlug sich diese Thematik in der sogenannten Arbeitslosenfrage2 nieder, die sich hauptsächlich mit den „richtigen“ Schritten „zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit“ befasste.3 Insbesondere die bür- gerliche Presse und die Behörden betrachteten die – als „ungeordnet“ und „aufrüh- rerisch“ geltende – „Masse“ der Arbeitslosen mit großer Sorge.4 Diese Angst vor den erwerbslosen „Landsleuten“ gab es seit jeher.5 In den ersten Kriegsmonaten wurde sie aber nicht ausdrücklich als „Angst“ deklariert. Vielmehr sprach man von einer unkontrollierbaren „Gefahr“6, die es zu bannen galt.7 Das radikal deutschna- tionale Tagblatt freute sich zum Beispiel darüber, dass die Arbeitsmarktsituation im Raum Bruck a.  d. Mur noch entspannt war: „Eine Gefahr von Ansammlungen grö- ßerer Gruppen von Arbeitslosen ist vorläufig nicht zu befürchten.“8 Zudem spra- chen die bürgerlichen Zeitungen vom „Schreck der Arbeitslosigkeit“ sowie vom „Gespenste der Arbeitslosigkeit“.9 Prinzipiell stellten die seit Längerem für den Kriegsfall ausgearbeiteten wirtschaftspolitischen Maßnahmen keine umfassenden Kriegsorganisationspläne dar.10 Folglich wurden weder Großvorräte an Rohstoffen 1 Vgl. dazu auch: Ziemann (2013), 8. 2 Keine Ratschläge, sondern Taten. Zur Arbeitslosenfrage, in: Arbeiterwille, 1.9.1914, 3. 3 Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Steiermark, in: Arbeiterwille, 20.9.1914, 6. 4 Zur „Masse“ vgl. auch das Kapitel: Die „patriotischen“ Straßenumzüge. 5 Es fehlte an einem gemeinsamen (steirisch-slowenischen) „Landesbewusstsein“, vgl. Moll (2007a), 24. 6 Die Gefahr der Arbeitslosigkeit, in: Tagespost, 10.9.1914, [ohne Seitenangabe]. 7 Ängste galten als Ausdruck von „Unmännlichkeit“, „Nervosität“ und „Schwäche“. 8 Anerkennenswerte Tätigkeit, in: Grazer Tagblatt, 1.11.1914 (2.  Morgenausgabe), 3. 9 Die Arbeitslosigkeit, in: Grazer Mittags-Zeitung, 22.9.1914, 1, 2. 10 Zu nennen sind hier: Moratorien, Börsenschließungen, Aus- und Durchfuhrverbot auf be- stimmte Güter, Festsetzung von Höchstpreisen und so weiter. Allgemeines zur Kriegswirtschaft
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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