Seite - 13 - in Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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13Leitperspektive
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(nicht in den Wohnungen oder Fabriken) formierte, und zum anderen beleuchte
ich, wie man auf der Straße auf den Krieg und seine Folgen reagierte (Der brüchig-
ambivalente Burgfriedensprozess stellt eine dieser Reaktionen dar). Auf diese Fra-
gen werde ich noch zurückkommen, aber meine Leitperspektive sei bereits jetzt
offengelegt.
Mir ging es in dieser Arbeit primär um die Sichtweisen der Grazerinnen und
Grazer zu Kriegsbeginn 1914 und weniger darum, wie ihre Sichtweisen von 1914
mit denen von 1918, 1919, 1934, 1938, 1939 oder sonst einem Jahr korrelieren.
Ebenso wenig ging es mir darum, wie sich Grazerinnen und Grazer nach dem
Krieg an den Kriegsbeginn erinnerten. Vielmehr ließ ich scheinperspektivisch für
die damaligen Zeitgenossen, die im Sommer 1914 ja nur in eine offene Zukunft
blicken konnten, „selbst“ die unterschiedlichen Formen des Kriegsbeginns entfal-
ten. Die Nachwelt kennt die Folgen des Kriegs, aber es wäre schlicht und ergreifend
anmaßend, wenn man die Grazer Bevölkerung von 1914 ausschließlich nach die-
sem Wissen der Spätgeborenen bewerten würde.13
Dieses Buch ist die überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im Septem-
ber 2016 von der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität
Graz angenommen wurde. Mein erster Dank gilt der wissenschaftlichen Quadriga
der Abteilung für Zeitgeschichte am Grazer Institut für Geschichte: Helmut Kon-
rad, Karin Schmidlechner, Eduard Staudinger und Werner Suppanz. Die Licht-
blicke meiner Dissertation sind zum einen auf deren Lehr- und Forschungsarbeit
und zum anderen auf deren Umgang mit den Studierenden zurückzuführen. Der
Rest der vorliegenden Mikrohistorie ist das Ergebnis meiner Beratungsresistenz.
Zu besonderem Dank bin ich auch Patrick Lengauer, Melanie Mattersberger, Lukas
Pletz, Elmar Schübl, Jana Schumann und Georg Wolfmayr verpflichtet, die mir mit
Rat und Tat beiseite gestanden sind. Aus den Gesprächen mit ihnen ließ sich fort-
laufend etwas Handfestes für meine Arbeit schöpfen. Ferner wäre die Dissertation
ohne das Dekanatsstipendium der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-
Franzens-Universität Graz nicht möglich gewesen. Ein recht herzliches Danke-
schön ergeht daher an das Dekanat unter Lukas Meyer. Zweifelsohne trugen auch
Ursula Huber und Margarete Titz mit ihrem raschen Engagement zur Realisierung
dieses Buchs bei. Nicht minder freut es mich, dass das vom FWF finanzierte Buch
in die Reihe „Böhlaus Zeitgeschichtliche Bibliothek“ aufgenommen wurde. Ab-
schließend gilt es, meiner Familie zu danken. Und ich glaube, sie weiß warum.
13 Instruktiv dazu: Hanisch (2007), 84; Demandt (32001), 25 f.
Graz 1914
Der Volkskrieg auf der Straße
- Titel
- Graz 1914
- Untertitel
- Der Volkskrieg auf der Straße
- Autor
- Bernhard Thonhofer
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln- Weimar
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20569-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 510
- Schlagwörter
- Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Rahmenbedingungen 15
- Sarajevoer Attentat und Graz 69
- Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
- Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
- Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
- Intensive Julipolemik 88
- Der „Demarche-Rummel“ 99
- Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
- Fallende Börsenkurse 110
- Ultimatum an Serbien 112
- Lokalisierungsfrage 116
- Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
- Zur Trauerstimmung 122
- Innenstadt und Bahnhof 135
- Kein Telefonnetz 135
- Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
- Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
- Offengelegte Zeitungspolitik 151
- Unklare Mobilisierungsplakate 154
- Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
- Grazer „Feldlager“ 166
- Die letzten Tage im Juli 170
- Großbritannien und Italien 176
- Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
- Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
- Abschiedsszenen 194
- Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
- Ein „Denkmalfrevel“ 212
- Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
- Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
- Präventivzensur 227
- Erste „Soldatenerzählungen“ 234
- Grazer Frauenhilfskomitee 245
- Transportkolonne am Bahnhof 252
- Alltag und Einheitsprüfungen 257
- Arbeitslosigkeit 257
- Andrang auf die Geldinstitute 267
- Ausstattungsfrage und Postämter 276
- Hamsterkäufe 284
- Mietzins 299
- Kirchen und Friedhöfe 303
- Verlustlisten 318
- Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
- Ausschreitungen 333
- Demonstrationen vor Geschäften 340
- Über die „Sprachbereinigung“ 346
- Modeboykott 354
- Soldaten abseits der Truppe 363
- Neue Wachposten 374
- Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
- Pfadfinder und Wandervogel 389
- Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
- Diebstahl und Betrug 404
- Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
- Schlussbetrachtung 423
- Anhang 453