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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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| Rahmenbedingungen50 – Gründe resultiert zweifelsohne aus der Wahl des kurzen Beobachtungsraumes. Dieser erwies sich zwar, wenn es um das Verhindern teleologischer Erklärungen geht als äußerst hilfreich, aber er verwehrte mir den Blick auf mittel- und lang- fristige Veränderungen. Meine hier erarbeiteten Alltagsmomente (Gelegenheits- strukturen) müssen aber in mittel- und langfristige Prozesse eingebettet werden, denn ansonsten würde die Mikrohistorie in der Luft hängen.163 Bewerkstelligt wurde dieses Einordnen mittels eines Rückgriffs auf vier fachliterarische Leitpa- noramen.164 Im Zuge des offenen Blicks unterließ ich eine idealtypische oder sonst irgendwie im Vorfeld konzipierte Definition des Burgfriedens, die zum Beispiel folgendermaßen hätte lauten können: Unter „Burgfrieden“ verstehe ich die tem- poräre Reduktion gesellschaftlicher Konflikte. Oder: Unter „Burgfrieden“ verstehe ich die temporäre Suspension parteipolitischer Konflikte. Oder: Unter „Burgfrie- den“ verstehe ich die Duldung des staatlichen „Kriegsabsolutismus“. Dasselbe gilt für den Begriff „Kriegsbegeisterung“, der von mir nicht a priori definiert wird. Ebenso wenig stelle ich im Vorfeld ein gesellschaftliches Gruppenbildungsmo- dell auf, das auf die Grazer Strukturen um 1914 zugeschnitten ist, und das ich dann mithilfe von Hypothesen und Quellen teste, um eine Abstandsmessung vornehmen zu können.165 Mir ging es primär darum, quellennah entlang zweier Fragenbereiche – dem Kriegsausbruch/Kriegseinbruch (1) und der Einheitsbil- dung (2) – das damalige gesellschaftliche Zusammen- und Auseinandergehen in Graz zu verstehen/erklären. Dieses Anliegen muss zwangsläufig den Transforma- tionsprozess von einer graduell militarisierten Friedensgesellschaft hin zu einer Gesellschaft im Krieg (nicht zu einer integrativen „Kriegsgemeinschaft“) berück- sichtigen. Ich schaue dabei nicht nur auf die zentrifugalen Gesellschaftsmomente, sondern auch auf das zentripetal Wirkende (d.  h. auf das Zusammenführen, das Zusammen-Sein, das Zusammenhalten). Sechster Methodenstrang: In Graz gab es drei „Seilschaften“ unter den Zeitun- gen. Das Nahverhältnis zwischen der Mittags-Zeitung166, der (wöchentlich er- scheinenden) Deutschen Zeitung167 und der (wöchentlich erscheinenden) Grazer nachgehen (Siehe das Kapitel: Abschiedsszenen). Ebenso verwehrt die Quellenlage eine Analyse und Illustrierung individueller Gegebenheiten. 163 Zum Hintergrund vgl. den Text „Vom Besonderen zum Allgemeinen? Die Fallstudie als ge- schichtstheoretisches Problem“ von: Pohlig (2013). 164 Siehe das Kapitel: Vier Leitpanoramen. 165 Beispielgebend für diesen Weg ist die Studie von: Kocka (21978). 166 Die kleinformatige, kurzlebige und deutschnationale Grazer Mittags-Zeitung (1914–1921) er- schien am 19. August 1914 zum ersten Mal, vgl. Thonhofer (2013). 167 Organ des (österreichischen) Deutschen Zentrums.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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