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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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Mikrohistorie | 51 Vorortezeitung168 manifestierte sich mitunter im gegenseitigen „Zuschieben“ von redaktionsproduzierten Artikeln.169 Ein ähnliches und der Forschung seit gerau- mer Zeit bekanntes Nahverhältnis zeigt sich zwischen dem Grazer Volksblatt, der Kleinen Zeitung sowie dem Sonntagsboten.170 Ebenso standen sich die Tagespost und die Grazer Montags-Zeitung nahe. Diese Verstrickungen erkennt man zudem in ihrem augenfälligen „Austauschen“ von Artikeln. Dieser „Artikelklau“ wurde aber auch von den anderen Redaktionen betriebenen. Die von anderswo über- nommenen Artikel wurden meistens unkommentiert neuabgedruckt.171 Oft kam es dabei zu leichten Textveränderungen, die aber nicht sonderlich den Sinn des Artikelinhaltes entstellten. Andere Übernahmen von redaktionsfremden Artikeln gestalteten sich dagegen weitaus gravierender. So postulierte beispielsweise das Volksblatt mehrmals, dass alle Menschen auf den Straßen nur das Volksblatt lesen würden. Die Kleine Zeitung übernahm diese Artikel nahezu identisch, nur dass sie statt „Volksblatt“ eben „Kleine Zeitung“ schrieb.172 Wenngleich diese bewusste Werbung die Nagelprobe im Alltag nicht bestehen konnte, deuten sich hier erste Problemstellungen für die Quellenlektüre an, die im Text weiter ausgeführt wer- den. Siebter Methodenstrang: Die zeitgenössischen Begriffe „Hysterie“, „Panik“, „Manie“, „Ekstase“, „Furor“ und „Psychose“ durchziehen teilweise die August- forschung. Diese Wörter inklusive ihrer Abwandlungen wurden in meiner Arbeit aber als Analyse- und/oder Beschreibungskategorien fallen gelassen. Der Be- griff „Hysterie“ (griech. hystéra = Gebärmutter) rekurrierte aus etymologischer Sicht auf „das“ weibliche Geschlecht und war negativ konnotiert.173 Das zeitge- nössisch misogyne Paradebeispiel hierfür ist die Rede von den „hysterische[n] Weiber[n]“.174 Heutzutage ist die „Hysterie“ im nosologischen Sinne überholt bzw. obsolet und wurde sogar von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem Klassifikationssystem ICD-10 (seit 1991) gestrichen.175 Die Begriffe „Panik“ und 168 Organ für die Umgebungsgemeinden von Graz. 169 Ich meine hier daher nicht die Meldungen von Depeschen- und Korrespondenzbureaus. 170 Der Sonntagsbote war das Organ des – sich in weitere Regionalvereine unterteilenden – katholi- schen Bauernvereins für Mittel- und Obersteiermark (sprich die heutige Steiermark). 171 In meiner Arbeit werden derartige Parallelberichterstattungen teilweise durch „Vgl. parallel“ aus- gewiesen. Das gilt vor allem für die Kleine Zeitung. 172 Vgl. z.  B. Das Stimmungsbild in Graz, in: Grazer Volksblatt, 27.7.1914 (Abendausgabe), 1. Vgl. parallel: Begeisterte Stimmung in Graz, in: Kleine Zeitung, 28.7.1914, 6. 173 Ein Abriss über die „Hysterie“ in: Siefert (2005). 174 Das beispielhaft angeführte Direktzitat aus: Zur Eherechtsreform, in: Arbeiterwille, 13.3.1906, 7. 175 ICD steht für: Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesund- heitsprobleme. Der Paradigmenwechsel in puncto „Hysterie“ ging u.  a. auf den Psychiater und
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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