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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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| Sarajevoer Attentat und Graz96 listischen Absichten leichter [e]rreichen zu können.“130 Eine tatkräftige Unterstüt- zung vonseiten der Dynastie und ihrem (damaligen) Thronfolger Franz Ferdinand erwartete sich vor allem die radikal deutschnationale und alldeutsche Grazer Presse daher nicht mehr, weswegen sie ununterbrochen das „Ministerium Stürgkh“ attackierte. Die Regierung war in ihren Augen im Normalfall planlos, ratlos und tatenlos. Eine der wenigen Ausnahme stellte der (deutschnationale) k.  k.  Justizmi- nister Victor von Hochenburger dar. Dieser war quasi die letzte „deutsche Fahne“131 der Regierung. In den Wochen vor dem Sarajevoer Attentat sahen die Deutschna- tionalen die politische Schwäche des eigenen Staats vor allem in der Auseinander- setzung rund um die (aus ihrer Sicht) von Serbien hartnäckig angestrebte Verstaat- lichung der Orientbahn.132 Das Tagblatt, welches das Ansehen der Monarchie am Boden liegen sah, fragte bezüglich der Orientbahn im Mai 1914 süffisant: „Und wenn wir jetzt wieder einmal – wir, die Großmacht! – Serbien gegenüber nachge- ben, was macht das aus?“133 Die Regierung war in den Augen der deutschnationa- len Blätter seit längerer Zeit fahrlässig: „Aus diesem bestialischen Morde [in Sara- jevo] geht deutlich hervor, wie weit die von den südslawischen Irredentisten eifrigst genährte und von der österreichischen Regierung blindlings geduldete, ja sogar unterstützte großserbische Propaganda in den südlichen Ländern unserer Monar- chie gediehen ist, [...].“134 Allen Warnungen zum Trotz – so der Artikel vom 7.  Juli – „schlief unsere Regierung einen sorgenlosen Schlaf, alle Versuche, sie aufzuwe- cken und zum energischen Handeln aufzurütteln, blieben erfolglos und es er- scheint uns daher nicht unbegreiflich, daß bei der Sorglosigkeit und Leichtgläubig- keit unserer Staatslenker gegenüber den einschläfernden Einflüsterungen der südslawischen Parteiführer ein so abscheuliches und verdammenswertes Attentat ausgeführt werden konnte.“ Das Grazer Wochenblatt, das Sprachrohr der steiri- schen Alldeutschen, polemisierte ebenso scharf. Regelmäßig attackierte es die Re- gierung, die anderen Parteien und Milieus sowie prinzipiell den Staat. Ende Juli 1914 konnte man auf seiner Titelseite Folgendes lesen: 130 Ebd. 131 Der Justizminister und die Deutschen, in: Grazer Tagblatt, 22.7.1914, 1. Die Rede von der letzten „deutschen Fahne“ stammte nicht vom Tagblatt selbst, sondern vom (cisleithanischen) Reichs- ratsabgeordneten Ernst Viktor Zenker (1865–1946). Der Artikel griff das Bild von der letzten „deutschen Fahne“ zustimmend auf, polemisierte aber gegen Zenker. 132 Zum Hintergrund vgl. die Masterarbeit von: Smoliner (2015). 133 Wir, die Orientbahnen und Serbien, in: Grazer Tagblatt, 21.5.1914, 1. 134 Die südslawische Bewegung unter der Mittelschuljugend, in: Grazer Tagblatt, 2.7.1914, 1.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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