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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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| Innenstadt und Bahnhof190 deshauptstadt gesehen“.289 Das Tagblatt verglich die Größe der Menschenmenge mit einem nicht näher bestimmten Grazer Sängerfest vor der Jahrhundertwen- de.290 Die Kleine Zeitung lieferte mit ihrer Schätzung von rund 30.000 Menschen die höchste in diesen Tagen anzutreffende Größenangabe (in puncto Grazer Men- schenansammlungen). Obendrein ging sie in ihrem Versuch, das nicht alltägliche Ereignis würdig zu präsentieren, sogar noch weiter als die anderen bürgerlichen Blätter. Sie schrieb, dass nicht nur die Soldaten, sondern auch die anwesenden Zivi- listen und Zivilistinnen von sich aus geordnet durch die Annenstraße zogen: „Von selbst, ohne Zwang, ordneten sich Tausende Begeisterter in Reih und Glied, um durch die Murgasse und Annenstraße gegen den [...  Hauptbahnhof] zu ziehen um dort neuerlich die erhebendsten patriotischen Kundgebungen zu veranstalten.“291 Die Kleine Zeitung nahm ihre (verklärte) Schreibweise sicherlich nicht wörtlich. Die Wortwahl belegt aber die hauptsächlich in den bürgerlichen Zeitungen anzu- treffende Sehnsucht nach Ordnung: Ordnung auf der Straße (das neue „Masse“- Verständnis)292, Ordnung zwischen den Geschlechtern sowie prinzipiell die Ord- nung im Staat. Dieser Ordnungsverweis war eigentlich nichts Neues – jedenfalls nicht für die bürgerlichen Zeitungen und Zeitschriften. Im Grunde genommen fand sich die Rede bezüglich der „Ordnung“ auf der Straße mehrmals in den vor- kriegszeitlichen Zeitungsberichten über Fronleichnamsprozessionen, katholische Studentenaufmärsche sowie in den Artikeln über die Katholikentage. Ein typisches Beispiel hierfür ist ein Artikel des Volksblatts, der den 7. „deutsch-böhmischen“293 Katholikentag im böhmischen Rumburg (Rumburk) thematisierte. Abgehalten wurde der besagte Katholikentag im Spätsommer 1908 und das Volksblatt berich- tete mehrmals über diese katholische Zusammenkunft. Im Zuge dessen beschrieb das Grazer Blatt auch den Festzug, der damals vor die Stadttore (und hinauf zu einer Kirche) zog. Die dabei herangezogene Wortwahl ähnelt rückblickend enorm den katholischen Beschreibungen der Juli- und Augusttage von 1914: 289 Eine überwältigende patriotische Kundgebung. (Zu unserem Titelbilde.), in: Kleine Zeitung, 13.8.1914, 3. 290 Abschied, in: Grazer Tagblatt, 11.8.1914 (Abendausgabe), 6. 291 Eine überwältigende patriotische Kundgebung. (Zu unserem Titelbilde.), in: Kleine Zeitung, 13.8.1914, 3. 292 Siehe das Kapitel: Die „patriotischen“ Straßenumzüge. 293 Zum siebenten deutsch-böhmischen Katholikentage in Rumburg, in: Grazer Volksblatt, 7.9.1908 (Abendausgabe), 2.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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