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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie | 221 „sehr üble Verwundungen“ verursachten.449 Konträr dazu sei zum Beispiel unter den aufgebotenen Waffen das russische Infanteriegewehr human (!), „soweit man diese Bezeichnung für ein Werkzeug der Vernichtung gebrauchen kann.“450 Nichts- destoweniger veröffentlichten die Zeitungen Artikel, die Gegenteiliges postulier- ten. Hier zeigt sich deutlich, wie sehr es an einschneidenden Kriegserfahrungen mangelte. Das radikal deutschnationale Tagblatt schrieb beispielsweise mehrmals, dass der Krieg eine „Erlösung“ sei. Auf der anderen Seite sprach es auch von den nicht abschätzbaren „Folgen des furchtbaren Millionenringens“.451 Der Arbeiter- wille druckte ebenso Artikel, in denen es hieß, dass die „Vervollkommnung der Feuerwaffen [...] zu einer vollständigen Umgestaltung der Kriegskunst“ führte.452 Aus diesem Grund stimme „die alte Wahrheit“, dass nicht jede Kugel trifft, mehr denn je.453 Außerdem komme es aufgrund der „Neuartigkeit“ des Kriegs nur mehr selten zu Nahgefechten. In anderen Artikeln betonte der Arbeiterwille, dass der Krieg enormes Leid mit sich bringen würde. Am 7.  August schrieb er zum Beispiel: „Grau und düster liegt die Stadt. Kein Haus, das verschont wäre von dem stummen großen Leid, keine Familie, die nicht fürchten müßte für ihre Ernährer. Aus tausen- den Frauenaugen blickt die furchtbare Sorge um das tägliche Brot. Unzählige Existenzen werden zerschellt sein, bevor noch der erste Kugelhagel in die Heerhaufen einschlagen wird. Krieg, Krieg… […] Millionen werden verbluten müssen, Kinder werden ihre Er- nährer verlieren.“454 Diese Ambivalenz in puncto Waffentechnik fand sich auch in den Wochenzeitun- gen und Monatszeitschriften. Anfang August bezeichnete beispielsweise die Gra- zer Montags-Zeitung den Krieg als „das furchtbarste Ereignis der Geschichte“, da bereits jetzt „über 20  Millionen Mann aufgeboten [wurden], um an dem allgemei- nen Gemetzel teilzunehmen.“455 Solche Tonlagen standen in der Montags-Zeitung neben Stellungnahmen, die komplett das Gegenteil kolportierten. 449 Die Verwundungen durch Dum-Dum-Geschosse, in: Grazer Mittags-Zeitung, 8.10.1914, 4. 450 Das russische Infanteriegewehr, in: Tagespost, 11.9.1914 (12-Uhr-Ausgabe), [ohne Seitenan- gabe]. 451 Ein Besuch im Grazer Garnisonsspital, in: Grazer Tagblatt, 8.9.1914, 5. 452 Die wievielte Kugel tötet im modernen Kriege?, in: Arbeiterwille, 4.8.1914 (Abendausgabe), 3. Dieser Artikel, dessen Herkunft mir unbekannt ist, zirkulierte mehrfach auf die eine oder andere Weise in den deutschsprachigen Zeitungen der Monarchie. 453 Die wievielte Kugel tötet im modernen Kriege?, in: Arbeiterwille, 4.8.1914 (Abendausgabe), 3. 454 Krieg, Krieg …, in: Arbeiterwille, 7.8.1914 (Abendausgabe), 4. 455 Der Weltkrieg, in: Grazer Montags-Zeitung, 3.8.1914, 1.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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