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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
Seite - 223 -
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Erste „Entscheidungsschlachten“ | 223 Fall mehr negativ als positiv auswirkte. Die Zeitungen schrieben nämlich in den letzten Augusttagen andauernd von dem linken Flügel der k.  u.  k.  Armee rund um Lemberg (Lviv).462 Diese Überbetonung des linken Flügels stützte sich auf die amt- lichen Heeresberichte: „Die letzte amtliche Meldung unseres Generalstabes läßt erkennen, daß wir insbesondere auf unserem offensiv vorgehenden linken Flügel von Erfolg zu Erfolg schreiten.“463 Der rechte Flügel erhielt, sofern er überhaupt zur Sprache kam, ungleich weniger Aufmerksamkeit. Gerade das massive publi- zistische Insistieren auf den einen (anfänglich tatsächlich) siegreichen linken An- griffs-Flügel lenkte aber den Blick der Daheimbleibenden auf den rechten Flügel. Infolgedessen wurden Spekulationen bezüglich etwaiger Misserfolge des rechten Flügels lauter, die die „nervenaufreibende“ Ungewissheit und Unklarheit dieser Tage erhöhten. Denn im Grunde genommen wusste man nichts über den rechten Flügel. Peter Rosegger zog (im Nachhinein) den Flügel-Vorfall als Lehre für die Zukunft heran. So steht in der Oktoberausgabe seiner Kolumne „Heimgärtners Tagebuch“ (für den 2.  September): „Seit einer Woche schreiben die Zeitungen von einer Riesenschlacht bei Lemberg, von einer Millionenschlacht, von der größten Schlacht, so die Welt je gesehen. Von der Ent- scheidungsschlacht über unser Sein oder Nichtsein. Da horcht man hin. Hört aber im- mer nur vom siegreichen linken Flügel. Mit einem Flügel kann der Adler aber nicht fliegen. Was ist’s mit dem zweiten? Ist ein Unglück geschehen? So oft vom ‚siegreichen linken Flügel‘ die Rede ist, muß ich an den rechten nicht siegreichen denken. Es gibt Diskretionen, die mehr verraten, als sie zu verschweigen haben. Der ‚siegreiche linke Flügel‘ seit acht Tagen stachelt die Phantasie auf – man sieht eine Katastrophe, wo viel- leicht nur ein augenblickliches taktisches Zurückweichen stattfand. Bisher waren immer nur Siegesnachrichten, von Süden, von Westen und von Norden. Mitten in der heißesten Freude wurde mir bange. Wie ist es möglich, daß ein solcher Krieg ohne Unfälle vor sich geht? Man verschweigt was. Daß man das Volk nicht entmutigen darf, das verstehe ich schon. Aber wenn unsere Soldaten auf dem Felde so viel Mut haben müssen, um auch Niederlagen ertragen zu können, so werden wir Daheimbleibenden doch auch so viel Kraft haben, um der Botschaft zu stehen. Wir sind nicht Franzosen, denen man die schwersten Niederlagen zu schönen Siegen umdichten muß. Wir sind Leute, die [die] 462 Als Beispiel für eine Vielzahl: Neue Erfolge am linken Flügel, in: Grazer Tagblatt, 30.8.1914, 1. Zum linken Flügel vgl. auch den Lexikonartikel „Lemberg“ von Günther Kronenbitter in: Hirsch- feld/Krumeich/Renz (22014), 675–676. 463 Die russische Schlachtfront durchbrochen, in: Grazer Tagblatt, 1.9.1914 (Abendausgabe), 1.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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