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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
Seite - 242 -
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| Innenstadt und Bahnhof242 selbst sprach oder nicht, lässt sich nicht klären. Fest steht aber, dass mehrere Emp- fehlungen dieser Art in den Zeitungen zirkulierten. Vielfach unterstellte man dabei einer bestimmten Gruppe oder einer Institution einen mangelnden bis gar keinen Kriegseinsatz. Der Arbeiterwille beanstandete beispielsweise seit Oktober mehr- mals, dass vielfach nur Volks- und Bürgerschulen zu militärischen Zwecken heran- gezogen wurden.571 Dagegen zog das Militär nur selten Gymnasien als militärische Unterkünfte heran.572 Laut Arbeiterwille sollte sich das Militär primär in den Klös- tern, der Universität oder in der Technischen Hochschule einquartieren. Diese Verbesserungsvorschläge beinhalteten zum einen eine Teilkritik am Militär und zum anderen eine Kritik an den „Leute[n], die zur Auflösung des Grazer Gemein- derates getrieben haben“ (Der Arbeiterwille meinte hier die Deutschnationalen).573 Verbesserungsvorschläge zuungunsten des politischen Gegners finden sich auch in den anderen Grazer Tageszeitungen. Das radikal deutschnationale Tagblatt emp- fahl beispielsweise mit süffisanten Unterton, dass die Schulkinder in einem Schloss der Adelsfamilie Herberstein unterrichtet werden könnten: „Nun liegt in Alt-Eggenberg das große Schloß des Grafen Herberstein, das über 100 unbewohnte Zimmer aufweist. Wäre es denn nicht möglich, daß in diesem Schlosse, das auch jetzt von Militäreinquartierungen verschont bleibt, während in der Nähe über- all solche stattfinden, wenigstens einige Zimmer für Schulzwecke eingerichtet werden könnten? Der Besitzer dieses Schlosses, Herr Graf Herberstein, wird sich dem Ansuchen um Überlassung einiger Zimmer für eine Notschule gewiß nicht verschließen und der Bevölkerung von Eggenberg entgegenkommen, in deren Mitte er doch jetzt friedlicher leben kann als in Paris oder Biarritz, wo er sonst immer mit Ausnahme ganz kleiner Unterbrechungen das ganze Jahr zuzubringen pflegt.“574 571 Unsere Kinder sollen weiterlernen!, in: Arbeiterwille, 21.10.1914, 1; Eggenberg. (Von den Schu- len.), in: Arbeiterwille, 25.10.1914, 9; Sperrung von Volksschulen, in: Arbeiterwille, 29.11.1914, 8; Auf dem Heimwege von der Schule erfroren, in: Arbeiterwille, 21.12.1914 (Abendausgabe), 3. 572 Es wurden tatsächlich nur wenige Gymnasien zu militärischen Zwecken herangezogen. 573 Unsere Kinder sollen weiterlernen!, in: Arbeiterwille, 21.10.1914, 1. 574 Ein Vorschlag zur Änderung der Eggenberger Schulzustände, in: Grazer Tagblatt, 28.10.1914 (Abendausgabe), 3. Aus dem Artikel geht nicht klar hervor, welches Schloss genau gemeint sei. Der Verweis auf „Alt-Eggenberg“ würde – wenngleich fälschlicherweise – auf das Schloss Al- gersdorf hinweisen, das sich aber 1914 nicht mehr im Besitz der Familie Herberstein befand. Falls der Artikel das bekannte Schloss Eggenberg meinte, dann wäre der Zusatz „Alt-Eggenberg“ unschlüssig.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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