Seite - 26 - in Kerne, Kooperation und Konkurrenz - Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
Bild der Seite - 26 -
Text der Seite - 26 -
Kernforschung in Österreich im Spannungsfeld von internationaler Kooperation und
Konkurrenz26
Originalquellen bietet die jüngst von der Prager Wissenschaftshistorikerin Emilie
Těšínská herausgegebene Quellenedition zur Geschichte der Radioaktivitätsforschung
in Böhmen beziehungsweise der Tschechoslowakei. Ihre systematische Sammlung von
Dokumenten in deutscher, englischer, französischer und tschechischer Sprache erlaubt
es, ein fundiertes Bild von den Aktivitäten böhmischer Radioaktivisten sowie der dor-
tigen Radiumindustrie zu bekommen.71
Die Korrespondenzen der ausländischen Kollegenschaft ermöglichen einen für die
Untersuchung wertvollen Blick von außen auf die Verhältnisse in Österreich. Dies gilt
gerade auch für Briefwechsel, in denen Mitglieder der internationalen Radioaktivisten-
gemeinschaft im Kollegenkreis ungeniert über ihre Kollegen und Kolleginnen aus
Österreich diskutieren. Akten, die Aufschluss über die finanziellen Zuwendungen der
Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft und der Rockefeller Foundation geben,
habe ich im Bundesarchiv Berlin und Koblenz, im Archiv des Auswärtigen Amtes in
Berlin sowie im Rockefeller Archives Center, Sleepy Hollow, eingesehen.
Eine ergiebige und besonders interessante Quellengattung sind die Überlieferungen
der alliierten Besatzungsmächte Österreichs. Auf der Suche nach Fachwissen und Per-
sonal für ihre eigenen kernphysikalischen Forschungsprojekte befragten US-amerika-
nische, sowjetische und französische Militär- und Geheimdienststellen Wissenschaftle-
rinnen und Wissenschaftler über ihre Arbeit. Die im Archiv des Institut du Radium
(Musée Curie) in Paris, die in den National Archives in College Park liegenden Be-
stände sowie Kopien von Dokumenten aus dem Bestand des Russischen Atomminis-
teriums werden herangezogen, um die mitunter lückenhafte Quellenlage aus deut-
schen und österreichischen Archiven zu den Kernforschungsaktivitäten während des
Krieges zu ergänzen.
1.5 Aufbau der Arbeit
Die Studie gliedert sich in fünf inhaltliche Kapitel, die einem chronologischen Ablauf
folgen. Im ersten Kapitel werden die Anfänge der Radioaktivitätsforschung in Wien
und an anderen Orten im cisleithanischen Teil der Österreichisch-Ungarischen Mon-
archie untersucht. Ausgehend von der Hauptstadt Wien bildete sich ein Netzwerk,
dessen Angehörige an den deutschsprachigen Universitäten des Vielvölkerstaates zur
Radioaktivität forschten. Es waren vor allem die in Wien tätigen Radioaktivisten und
Radioaktivistinnen, die bald auch in internationale Forschungszusammenhänge einge-
bunden waren. Sowohl in der regionalen als auch in der internationalen scientific
71 Vgl. Těšínská 2010.
Kerne, Kooperation und Konkurrenz
Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
- Titel
- Kerne, Kooperation und Konkurrenz
- Untertitel
- Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
- Autor
- Silke Fengler
- Herausgeber
- Carola Sachse
- Mitchell G. Ash
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-79512-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Institute for Radium Research, nuclear research in Austria, History of science, National Socialism, The Cold War --- Radiuminstitut, Kernforschung in Österreich, Wissenschaftsgeschichte, Nationalsozialismus, Wissenschaftskooperation, Kalter Krieg
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- 1. Kernforschung in Österreich im Spannungsfeld von internationalerKooperation und Konkurrenz 9
- 2. Österreich-Ungarn und die internationale Radioaktivitätsforschung, 1899–1918 30
- 3. Von der Radioaktivitäts- zur Atomzertrümmerungsforschung, 1919–1932 93
- 3.1 Die Naturwissenschaften in Österreich nach 1918 94
- 3.2 Das regionale Netzwerk festigt sich 97
- 3.3 Das Zentrum (re-)formiert sich 109
- 3.4 Das Zentrum in Aktion : Atomzertrümmerungsforschung als internationales Projekt 140
- 3.5 Die Anfänge der Atomzertrümmerungsforschung als Geschäft der Reichen 176
- 4. Kernforschung in Österreich, 1932–1938 178
- 4.1 Das Zentrum behauptet sich 179
- 4.1.1 Neue Standards für die Internationale Radiumstandard- Kommission 179
- 4.1.2 Neue Mitglieder für die Internationale Radiumstandard- Kommission 182
- 4.1.3 Der Ruf nach höchsten Spannungen in der internationalen Kernphysik 185
- 4.1.4 Die Wiener Reaktionen 190
- 4.1.5 Das Polonium-Netzwerk im Dienst der Neutronenforschung 193
- 4.1.6 Höhenstrahlungsforschung zwischen Peripherie und Zentrum 200
- 4.2 Das Zentrum verliert den Anschluss 206
- 4.3 Kernforschung in Österreich als nationales Projekt 226
- 4.4 Wüstentrockenheit auf dem Gebiet der Atomzertrümmerung 234
- 4.1 Das Zentrum behauptet sich 179
- 5. Kernforschung im Kontext des »Dritten Reiches«, 1938–1945 236
- 6. Kernforschung für die Alliierten – ein Epilog 307
- 7. Schluss 322
- 8. Anhang 334
- Abkürzungsverzeichnis 334
- Verzeichnis der benutzten Archivbestände 336
- Literaturverzeichnis 340
- Personenregister 369