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6.
Kernforschung für die Alliierten
– ein Epilog
»The strategies adopted after the war to
ensure that the US retained its dominant
scientific and technological position […]
always involved managing knowledge flows
to and from allies and enemies alike.«1
Mit dem Einmarsch sowjetischer Truppen auf ehemals österreichischen Boden zeich-
nete sich das Ende des Krieges ab. Von Ende März bis Mai 1945 wurde Ost-Österreich
von der Roten Armee besetzt.2 Niederösterreich, das nördliche Oberösterreich, das
Burgenland, große Teile der Steiermark sowie Wien unterstanden fortan der sowjeti-
schen Befehlsgewalt. US-amerikanische Truppen besetzten im Mai 1945 Oberöster-
reich südlich der Donau. Die Stadt Salzburg wurde am 3. Mai kampflos den US-
amerikanischen Truppen übergeben, das Land Tirol am 7. Mai 1945 von der US-Ar-
mee besetzt. Die britische Armee rückte am 7. und 8. Mai 1945 in Kärnten und Ende
Juli in ihr späteres Besatzungsgebiet in der Steiermark ein.3 Frankreich hatte als
einzige der vier Besatzungsmächte selbst von nationalsozialistischer Herrschaft befreit
werden müssen und besetzte nun Vorarlberg. Die Verwaltung Wiens unterlag durch
das 1. Kontrollabkommen seit dem 4. Juli 1945 allen vier Besatzungsmächten.4 Im
Windschatten der Besatzungstruppen setzten die alliierten Geheimdienste ihre Suche
nach den Spuren des Uranvereins fort.
Die Aufzeichnungen der sowjetischen, angloamerikanischen und französischen Ge-
heimdienste ermöglichen es, einen zeitgenössischen Blick auf die Verhältnisse in der
frühen Nachkriegszeit zu werfen. Das Material zeigt, welchen Stellenwert die Alliierten
den kernphysikalischen Arbeiten auf österreichischem Boden während des Krieges
beimaßen, und wie sie die dort Tätigen evaluierten. Der Kalte Krieg warf bereits seine
Schatten voraus : Den Siegermächten ging es darum, das intellektuelle Potenzial der
1 Krige 2010, 281.
2 Vgl. Vollnhals 2006, 118.
3 Vgl. Beer 1998, 42, 56.
4 Vgl. Vollnhals 2006, 120.
Kerne, Kooperation und Konkurrenz
Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
- Titel
- Kerne, Kooperation und Konkurrenz
- Untertitel
- Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
- Autor
- Silke Fengler
- Herausgeber
- Carola Sachse
- Mitchell G. Ash
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-79512-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Institute for Radium Research, nuclear research in Austria, History of science, National Socialism, The Cold War --- Radiuminstitut, Kernforschung in Österreich, Wissenschaftsgeschichte, Nationalsozialismus, Wissenschaftskooperation, Kalter Krieg
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- 1. Kernforschung in Österreich im Spannungsfeld von internationalerKooperation und Konkurrenz 9
- 2. Österreich-Ungarn und die internationale Radioaktivitätsforschung, 1899–1918 30
- 3. Von der Radioaktivitäts- zur Atomzertrümmerungsforschung, 1919–1932 93
- 3.1 Die Naturwissenschaften in Österreich nach 1918 94
- 3.2 Das regionale Netzwerk festigt sich 97
- 3.3 Das Zentrum (re-)formiert sich 109
- 3.4 Das Zentrum in Aktion : Atomzertrümmerungsforschung als internationales Projekt 140
- 3.5 Die Anfänge der Atomzertrümmerungsforschung als Geschäft der Reichen 176
- 4. Kernforschung in Österreich, 1932–1938 178
- 4.1 Das Zentrum behauptet sich 179
- 4.1.1 Neue Standards für die Internationale Radiumstandard- Kommission 179
- 4.1.2 Neue Mitglieder für die Internationale Radiumstandard- Kommission 182
- 4.1.3 Der Ruf nach höchsten Spannungen in der internationalen Kernphysik 185
- 4.1.4 Die Wiener Reaktionen 190
- 4.1.5 Das Polonium-Netzwerk im Dienst der Neutronenforschung 193
- 4.1.6 Höhenstrahlungsforschung zwischen Peripherie und Zentrum 200
- 4.2 Das Zentrum verliert den Anschluss 206
- 4.3 Kernforschung in Österreich als nationales Projekt 226
- 4.4 Wüstentrockenheit auf dem Gebiet der Atomzertrümmerung 234
- 4.1 Das Zentrum behauptet sich 179
- 5. Kernforschung im Kontext des »Dritten Reiches«, 1938–1945 236
- 6. Kernforschung für die Alliierten – ein Epilog 307
- 7. Schluss 322
- 8. Anhang 334
- Abkürzungsverzeichnis 334
- Verzeichnis der benutzten Archivbestände 336
- Literaturverzeichnis 340
- Personenregister 369