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50 • Kriegszeit (Kriegsdienst, Gefangenschaft, Verletzung, Alltag, Kontakte, Frauen
allein daheim, Unfälle, Unglücke)
• Nationalsozialismus (Auswirkungen im Alltag, Erwartungen beim „Anschluss“,
Änderungen in der Gemeinde)
• Nachkriegszeit und Besatzung (Alltag, Arbeitssituation, Kontakt zu französi-
schen Soldaten)
• Tourismus (Anfänge, Vorteile, Nachteile)
• Verkehr (Anfänge, früher, heute)
• Landwirtschaft (früher, heute; auf spezifische Erfahrungen von Bauern/Bäue-
rinnen, Hirten/Hirtinnen etc. eingehen)
• Politik (Engagement, Desinteresse, Entscheidungen der Gemeinde)
• Identität (Österreich, Vorarlberg, Montafon; Wer sind Montafoner? Was ist
typisch?)
Die Kombination von narrativem und leitfadengestütztem Interview ist nicht
unüblich, von sozialwissenschaftlicher Seite wird beispielsweise empfohlen, zur
Erschließung von Lebensgeschichten (im Rahmen biografischer Interviews) die
Interviewformen des teilstandardisierten und des narrativen Interviews zu verbin-
den.7 Die für das Projekt „Montafoner Geschichte“ optimale Verbindung dieser
beiden Interviewformen erklärt sich durch den Verwendungszweck der Inter-
views: Ziel des Projektes war und ist, das Wissen und die Erinnerungen von Zeit-
zeugInnen nicht nur in Bezug auf das eigene Leben, sondern auch in Bezug auf die
Geschichte des Tales und das eigene Erleben von Wandel oder historischen Ereig-
nissen zu dokumentieren. In diesem Zusammenhang waren in den Interviews
auch Fragen nach beispielsweise konkreten Naturkatastrophen, dem Aufkommen
des Tourismus und dem Niedergang der Landwirtschaft im Tal, oder auch Elektri-
fizierung oder Straßenbau von Bedeutung.
2.1.2. Die Arbeit mit dem erhobenen Quellenmaterial
Die biografischen Interviews werden als Kassetten, ebenso aber in digitalisierter
Form im Montafon Archiv in Schruns aufbewahrt. Die Transkriptionen sind eben-
falls Teil der Datenbank. Die Form der Verschriftlichung der Interviews entwi-
ckelte sich in der Bemühung um größtmögliche Authentizität in den sieben Jahren
der bisherigen Projektlaufzeit weiter und ist daher nicht einheitlich. In den ers-
ten Jahren wurden mehrseitige inhaltliche Zusammenfassungen der wichtigsten
Themenbereiche und zentralen Aussagen im Verlauf des Interviews verfasst. Nach
Möglichkeit bemühten sich die InterviewerInnen, die Aufnahmen im Anschluss
an das Interview selbst zu transkribieren, um eventuell relevante Ereignisse oder
Entwicklungen im Laufe des Interviewprozesses bestmöglich in der Transkription
zu vermerken. Die seit 2008 durchgeführten Transkriptionen sind am detailge-
treuesten und beinhalten zahlreiche zusätzliche Informationen, wie etwa Time-
7 Hopf: Qualitative Interviews. S. 353.
Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Titel
- Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
- Untertitel
- Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Verlag
- StudienVerlag
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 15.8 x 23.4 cm
- Seiten
- 464
- Schlagwörter
- Oral history, biographical narratives, narrative traditions, lebensgeschichtliches Erzählen, Erzähltraditionen
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Einführung 13
- 1. Kritik des lebensgeschichtlichen Erzählens 17
- 2. Quellenmaterial, Forschungsziel und Auswertung 47
- 3. Erinnerungspraxis und Traditionen lebensgeschichtlichen Erzählens 63
- 3.1. Einstiege in die lebensgeschichtlichen Erzählungen 63
- 3.2. Leitlinien des lebensgeschichtlichen Erzählens 67
- 3.3. Topoi in lebensgeschichtlichen Erzählungen 71
- 3.4. Lebensgeschichtliche Erzählstoffe und Mustererzählungen 73
- 3.4.1. Sagenhaftes von den AhnInnen 74
- 3.4.2. AhnInnen als GastarbeiterInnen 78
- 3.4.3. Traditionelle Landwirtschaft 84
- 3.4.4. Zuerwerb zur Landwirtschaft 98
- 3.4.5. Niedergang der traditionellen Berglandwirtschaft 104
- 3.4.6. Modernisierung 112
- 3.4.7. Alltag im traditionellen Gefüge 127
- 3.4.8. Bräuche und Gewohnheiten 136
- 3.4.9. Armut und einfache Verhältnisse 152
- 3.4.10. „Harte, arbeitsame Kindheit“ 162
- 3.4.11. Idyllisierung der einfachen Verhältnisse 173
- 3.4.12. Lausbuben- und Schulgeschichten 175
- 3.4.13. Autoritäten 183
- 3.4.14. Die 1930er Jahre und die „Tausend-Mark-Sperre“ 190
- 3.4.15. Der „Anschluss“ und seine Bedeutung für die MontafonerInnen 195
- 3.4.16. NS-Propaganda in der Schule 210
- 3.4.17. In der Hitlerjugend 213
- 3.4.18. Im (Un-)Wissen um die NS-Verbrechen 221
- 3.4.19. Repressives NS-System 230
- 3.4.20. Auflehnung und Widerstand 235
- 3.4.21. Schwarzhandel, Schwarzschlachten, Schwarzhören 237
- 3.4.22. Kriegsbeginn und die „verlorenen Jahre“ 243
- 3.4.23. Von den Schrecken des Krieges 252
- 3.4.24. Gefangenschaft 263
- 3.4.25. Heimkehr 268
- 3.4.26. Krieg in Vorarlberg 273
- 3.4.27. Flüchtlingsgeschichten 278
- 3.4.28. Von Kriegsgefangenen und ZwangsarbeiterInnen 287
- 3.4.29. Von Deserteueren und „Waldhockern“ 294
- 3.4.30. Die drohende Staumauersprengung im Vermunt 297
- 3.4.31. Kriegsende 301
- 3.4.32. „Heimatverteidiger“ und Widerstandsbewegung bei Kriegsende 304
- 3.4.33. Die französische „Besatzung“ und die „Marokkaner“ 309
- 3.4.34. Entnazifizierung 324
- 3.4.35. Armut und einfache Verhältnisse in der Nachkriegszeit 329
- 3.4.36. Schmuggeln und Schmugglergeschichten 333
- 3.4.37. Wildern und Wilderergeschichten 337
- 3.4.38. Beruflicher Werdegang und Ausbildung 340
- 3.4.39. Wirtschaftlicher Aufschwung in der Nachkriegszeit 349
- 3.4.40. Neu-Anfang mit dem Tourismus 353
- 3.4.41. Urlaube mit der Familie 366
- 3.4.42. Liebe und Ehe 370
- 3.4.43. Geburt der Kinder 381
- 3.4.44. Unfälle und Krankheiten 385
- 3.4.45. Umgang mit dem Altern 393
- 3.4.46. Umgang mit Tod und Verlust 395
- 3.4.47. Naturkatastrophen 400
- 3.4.48. Mystisches und rätselhafte Begebenheiten 406
- 3.4.49. Kultur- und Jugendpessimismus 411
- 3.4.50. Geschlechterrollen und -bilder 414
- 4. Zusammenfassung und Synthese 421
- 5. Verzeichnisse und Nachweise 439