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132 in einen Häfen, und Suppe gemacht. Und dann hat es geheißen, es ist ja eine
herrliche Hühnersuppe. Mich hat es damals schon gestreckt. Und heute noch.
[lachen] Halt eine dicke Fettschicht drauf gewesen.
KL ♀, geboren 1929:
KL: Ja, die Mutter hat halt den Haushalt gehabt. Und dann, halt Schweine
hat man gehabt. Und man ist so sparsam gewesen. Ja ich glaube sogar das
Abwaschwasser hat man zum Stall hinüber getragen, diesen Schweinen.
Also alles hat man halt … ja, und Kartoffeln hat man halt auch angerich-
tet. Selber angerichtet. Hat man halt Kartoffeln gehabt. Waschmaschine hat
man natürlich keine gehabt. Das ist schon … wenn ich daran denke, wie die
Mama früher waschen musste. Dann ist diese Wäsche dreckig gewesen, von
der Landwirtschaft. Kann man denken. Man hat nicht jeden Tag die Wäsche
gewechselt. Und duschen. Duschen hat man gar nicht gekannt. Ja, das ist
schon hart gewesen.
I: Wie ist das Waschen gegangen dann?
KL: Ja, da hat sie halt eingeweicht in einem Zuber, hat sie es eingeweicht. Ja
und am nächsten Tag hat man halt … und halt Waschmittel ist auch noch rar
gewesen, oder, im Krieg. Soda hat man dann glaube ich gehabt, auch noch.
In Soda hat man es eingeweicht. Und etwas … da hat es so eine, ja, eine Seife
gegeben. Aber gute halt auch nicht. […] In einem Waschkessel mit „Dämpfer“
hat man gesagt, haben sie es gesotten. Oder so diese Wäsche. Halt gerieben
auf dem Waschbrett und dann in einem Dämpfer hat man es gekocht. Dann
haben wir dann noch Kostgänger gehabt. Oder Schlafgänger hat man auch
gesagt. Ja. Die haben halt nebenbei vom Sägewerk oder von der Wildbach bei
uns … [5 sec. Pause] Ja, die haben einfach geschlafen in der Stubenkammer149
oben. Sie haben dann halt Unterkunft gehabt und die Mama hat dann auch
noch gekocht für die. Ich denke mir vielmal, wie hat sie es auch noch gemacht?
Also keinen Elektroherd, alles nur auf dem … verrückt einfach. Ja aber die
Leute sind gerne da gewesen und haben es geschätzt. Kostgänger und Schlaf-
gänger. Und das sind halt ein paar Schillinge, wo man nebenbei verdient hat.
Das hat auch … und von den Hühnern, halt Eier hat man verkauft. Hühner
hat man gehabt, hat man Eier verkauft. Und was auch schön gewesen ist, hat
man halt wieder ein Huhn, das gebrütet hat, hat man auf das Nest gesetzt
mit Eiern, wo befruchtet gewesen sind. Und dann nach 21 Tagen … Oder wir
Kinder haben dann halt wahnsinnig darauf gewartet, und nach dem 21. Tag
schlüpfen sie heraus. Und dann sind halt solche kleinen „Hüahnle“150 gewesen.
Und da hat man dann schon eine Freude gehabt. Ja. Ja. Ja, oder halt Schwein-
chen halt auch. Halt alles, was klein gewesen ist, hat man halt eine Freude
gehabt, früher. Oder wenn ein Kälbchen auf die Welt gekommen ist, ist klar,
hat man schon eine Freude gehabt.
149 Zimmer, das direkt über der Wohnstube liegt.
150 Küken.
Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Titel
- Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
- Untertitel
- Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Verlag
- StudienVerlag
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 15.8 x 23.4 cm
- Seiten
- 464
- Schlagwörter
- Oral history, biographical narratives, narrative traditions, lebensgeschichtliches Erzählen, Erzähltraditionen
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Einführung 13
- 1. Kritik des lebensgeschichtlichen Erzählens 17
- 2. Quellenmaterial, Forschungsziel und Auswertung 47
- 3. Erinnerungspraxis und Traditionen lebensgeschichtlichen Erzählens 63
- 3.1. Einstiege in die lebensgeschichtlichen Erzählungen 63
- 3.2. Leitlinien des lebensgeschichtlichen Erzählens 67
- 3.3. Topoi in lebensgeschichtlichen Erzählungen 71
- 3.4. Lebensgeschichtliche Erzählstoffe und Mustererzählungen 73
- 3.4.1. Sagenhaftes von den AhnInnen 74
- 3.4.2. AhnInnen als GastarbeiterInnen 78
- 3.4.3. Traditionelle Landwirtschaft 84
- 3.4.4. Zuerwerb zur Landwirtschaft 98
- 3.4.5. Niedergang der traditionellen Berglandwirtschaft 104
- 3.4.6. Modernisierung 112
- 3.4.7. Alltag im traditionellen Gefüge 127
- 3.4.8. Bräuche und Gewohnheiten 136
- 3.4.9. Armut und einfache Verhältnisse 152
- 3.4.10. „Harte, arbeitsame Kindheit“ 162
- 3.4.11. Idyllisierung der einfachen Verhältnisse 173
- 3.4.12. Lausbuben- und Schulgeschichten 175
- 3.4.13. Autoritäten 183
- 3.4.14. Die 1930er Jahre und die „Tausend-Mark-Sperre“ 190
- 3.4.15. Der „Anschluss“ und seine Bedeutung für die MontafonerInnen 195
- 3.4.16. NS-Propaganda in der Schule 210
- 3.4.17. In der Hitlerjugend 213
- 3.4.18. Im (Un-)Wissen um die NS-Verbrechen 221
- 3.4.19. Repressives NS-System 230
- 3.4.20. Auflehnung und Widerstand 235
- 3.4.21. Schwarzhandel, Schwarzschlachten, Schwarzhören 237
- 3.4.22. Kriegsbeginn und die „verlorenen Jahre“ 243
- 3.4.23. Von den Schrecken des Krieges 252
- 3.4.24. Gefangenschaft 263
- 3.4.25. Heimkehr 268
- 3.4.26. Krieg in Vorarlberg 273
- 3.4.27. Flüchtlingsgeschichten 278
- 3.4.28. Von Kriegsgefangenen und ZwangsarbeiterInnen 287
- 3.4.29. Von Deserteueren und „Waldhockern“ 294
- 3.4.30. Die drohende Staumauersprengung im Vermunt 297
- 3.4.31. Kriegsende 301
- 3.4.32. „Heimatverteidiger“ und Widerstandsbewegung bei Kriegsende 304
- 3.4.33. Die französische „Besatzung“ und die „Marokkaner“ 309
- 3.4.34. Entnazifizierung 324
- 3.4.35. Armut und einfache Verhältnisse in der Nachkriegszeit 329
- 3.4.36. Schmuggeln und Schmugglergeschichten 333
- 3.4.37. Wildern und Wilderergeschichten 337
- 3.4.38. Beruflicher Werdegang und Ausbildung 340
- 3.4.39. Wirtschaftlicher Aufschwung in der Nachkriegszeit 349
- 3.4.40. Neu-Anfang mit dem Tourismus 353
- 3.4.41. Urlaube mit der Familie 366
- 3.4.42. Liebe und Ehe 370
- 3.4.43. Geburt der Kinder 381
- 3.4.44. Unfälle und Krankheiten 385
- 3.4.45. Umgang mit dem Altern 393
- 3.4.46. Umgang mit Tod und Verlust 395
- 3.4.47. Naturkatastrophen 400
- 3.4.48. Mystisches und rätselhafte Begebenheiten 406
- 3.4.49. Kultur- und Jugendpessimismus 411
- 3.4.50. Geschlechterrollen und -bilder 414
- 4. Zusammenfassung und Synthese 421
- 5. Verzeichnisse und Nachweise 439