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CC ♂, geboren 1933:
CC: Obwohl, die Deutschen sind ja die gleichen Banditen gewesen. Das sind
schon „letze“305 gewesen. […] Und dann hat man natürlich mit den alten Leu-
ten, die krank gewesen sind, abfahren wollen. Hat der Hitler alle weg haben
wollen. Und ich weiß auch, einige Häuser in Bartholomäberg haben sie ein
paar mal geräumt. Und da ist auch einer gewesen […] den haben sie auch
erwischen wollen. Den haben sie aber nicht erwischt. Abgehauen, und ist in
die Schweiz runter. Der hat da eine Landwirtschaft betrieben, den hast du
normalerweise am Tag gar nicht gesehen. Der ist immer … in der Nacht hat
er gefüttert, da hat er das Vieh raus gelassen, das ist da herum gewesen. Und
sie haben ihn nicht erwischt. Und so haben sie noch mehr holen wollen, die
sich natürlich versteckt haben. Der hat nur ein reines Volk wollen, der Hitler.
Gelt, mit den Alten ab. […]
Und unten, da weiß ich, da ist, glaub ich, ein Jugoslawe gewesen, der hat mit
einer da ein Kind gehabt. Und da sind sie drauf gekommen. Und den hat man
dann aufgehängt. Strafweis. Das hat der Hitler nicht wollen. Und da haben
die ganzen Gefangenen zuschauen müssen, als man den aufgehängt hat. Und
sie … Ja, das Kind hat man dann auch genommen. Halt es ist verschwunden
und mit ihr sind sie auch abgefahren. So scharf ist das gewesen. Ich mein,
wenn sie ein Kind gehabt hat, wer hat das nicht, aber das hat der Hitler nicht
gewollt. Und dass da alle zuschauen haben können, hat sie alle abgeschreckt,
dass sie das nicht machen, weil das ist eine Drohung gewesen. Aber nachdem
der Krieg dann fertig war, sind die Gefangenen wieder verschwunden und
wieder gegangen.
OP ♂, geboren 1930:
OP: Ich sage immer, der Hitler selber wäre vielleicht nicht gerade so schlecht
gewesen. Die „Hitler“306 sind schlimmer gewesen. Die Anhänger, die er gehabt
hat. Das sind schon brutale Männer gewesen […]
I: Und von diesen KZ und so? Hat man da Angst gehabt, dass da …
OP: Ja, wir haben einen Pfarrer gehabt, den haben sie dann da in Innerberg
geholt ins KZ. Ist dann dort gestorben. Ist dort verhungert.
I: Wo? Dachau?
OP: Dachau. Der hat auch … Ja halt, dass es, was weiß ich, was dann gewesen
ist. Halt auch irgendwie nicht gefolgt hat er halt dann. Und gegen die Nazis
halt ein bisschen … gegen die Nazis ist er halt sehr gewesen. Und dann hat
man ihn … Einmal an einem Tag ist ein Auto gekommen. Und zwei weiß ich
sonst, Innerberger, wo sie geholt haben, wo Behinderte gewesen sind, weißt du.
[…] Wo das rote Auto gekommen ist. Ist so ein rotes Auto. „Vögilewaga“307 hat
305 ganz schlimme.
306 „Hitler“ wird häufig als Pars pro Toto für die Gesamtheit der NationalsozialistInnen verwendet.
307 Vogelwagen.
Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Titel
- Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
- Untertitel
- Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Verlag
- StudienVerlag
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 15.8 x 23.4 cm
- Seiten
- 464
- Schlagwörter
- Oral history, biographical narratives, narrative traditions, lebensgeschichtliches Erzählen, Erzähltraditionen
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Einführung 13
- 1. Kritik des lebensgeschichtlichen Erzählens 17
- 2. Quellenmaterial, Forschungsziel und Auswertung 47
- 3. Erinnerungspraxis und Traditionen lebensgeschichtlichen Erzählens 63
- 3.1. Einstiege in die lebensgeschichtlichen Erzählungen 63
- 3.2. Leitlinien des lebensgeschichtlichen Erzählens 67
- 3.3. Topoi in lebensgeschichtlichen Erzählungen 71
- 3.4. Lebensgeschichtliche Erzählstoffe und Mustererzählungen 73
- 3.4.1. Sagenhaftes von den AhnInnen 74
- 3.4.2. AhnInnen als GastarbeiterInnen 78
- 3.4.3. Traditionelle Landwirtschaft 84
- 3.4.4. Zuerwerb zur Landwirtschaft 98
- 3.4.5. Niedergang der traditionellen Berglandwirtschaft 104
- 3.4.6. Modernisierung 112
- 3.4.7. Alltag im traditionellen Gefüge 127
- 3.4.8. Bräuche und Gewohnheiten 136
- 3.4.9. Armut und einfache Verhältnisse 152
- 3.4.10. „Harte, arbeitsame Kindheit“ 162
- 3.4.11. Idyllisierung der einfachen Verhältnisse 173
- 3.4.12. Lausbuben- und Schulgeschichten 175
- 3.4.13. Autoritäten 183
- 3.4.14. Die 1930er Jahre und die „Tausend-Mark-Sperre“ 190
- 3.4.15. Der „Anschluss“ und seine Bedeutung für die MontafonerInnen 195
- 3.4.16. NS-Propaganda in der Schule 210
- 3.4.17. In der Hitlerjugend 213
- 3.4.18. Im (Un-)Wissen um die NS-Verbrechen 221
- 3.4.19. Repressives NS-System 230
- 3.4.20. Auflehnung und Widerstand 235
- 3.4.21. Schwarzhandel, Schwarzschlachten, Schwarzhören 237
- 3.4.22. Kriegsbeginn und die „verlorenen Jahre“ 243
- 3.4.23. Von den Schrecken des Krieges 252
- 3.4.24. Gefangenschaft 263
- 3.4.25. Heimkehr 268
- 3.4.26. Krieg in Vorarlberg 273
- 3.4.27. Flüchtlingsgeschichten 278
- 3.4.28. Von Kriegsgefangenen und ZwangsarbeiterInnen 287
- 3.4.29. Von Deserteueren und „Waldhockern“ 294
- 3.4.30. Die drohende Staumauersprengung im Vermunt 297
- 3.4.31. Kriegsende 301
- 3.4.32. „Heimatverteidiger“ und Widerstandsbewegung bei Kriegsende 304
- 3.4.33. Die französische „Besatzung“ und die „Marokkaner“ 309
- 3.4.34. Entnazifizierung 324
- 3.4.35. Armut und einfache Verhältnisse in der Nachkriegszeit 329
- 3.4.36. Schmuggeln und Schmugglergeschichten 333
- 3.4.37. Wildern und Wilderergeschichten 337
- 3.4.38. Beruflicher Werdegang und Ausbildung 340
- 3.4.39. Wirtschaftlicher Aufschwung in der Nachkriegszeit 349
- 3.4.40. Neu-Anfang mit dem Tourismus 353
- 3.4.41. Urlaube mit der Familie 366
- 3.4.42. Liebe und Ehe 370
- 3.4.43. Geburt der Kinder 381
- 3.4.44. Unfälle und Krankheiten 385
- 3.4.45. Umgang mit dem Altern 393
- 3.4.46. Umgang mit Tod und Verlust 395
- 3.4.47. Naturkatastrophen 400
- 3.4.48. Mystisches und rätselhafte Begebenheiten 406
- 3.4.49. Kultur- und Jugendpessimismus 411
- 3.4.50. Geschlechterrollen und -bilder 414
- 4. Zusammenfassung und Synthese 421
- 5. Verzeichnisse und Nachweise 439