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noch gut erinnern. Und da sind die Franzosen gewesen, und auch die Marok-
kaner. Und das sind aber … Ich muss sagen, sie haben natürlich ein Ver-
bot gehabt, dass sie nicht plündern dürfen, obwohl sie’s ja trotzdem gemacht
haben. Aber in Österreich haben sie nicht plündern dürfen. In Deutschland
ist das erlaubt gewesen, oder. Aber Österreich ist eigentlich, ja …, gezwungen
worden, zum Deutschen zu kommen, in das Regime, oder. Und dann ist es so
gewesen, da sind die im Schulhaus einquartiert gewesen, die Franzosen. Was
werden das gewesen sein, vielleicht zehn, fünfzehn Mann, und dann haben
sie natürlich auch bei den Bauern Hennen geholt und Eier, und Schweine
erschossen. Ja, sie haben schon ein bisschen aufgetrumpft. Nicht, dass man
sagen muss, dass man Angst haben hat müssen. Sie haben bei uns im Laden
auch mitgenommen, was sie halt gerade gesehen haben. Fernseher hat es noch
keinen gegeben, aber Radio und das Zeug, auf das sind sie aus gewesen. Und
dann sind das so primitive Leute gewesen, die Marokkaner, die sind eigentlich,
kommt mir vor, Analphabeten gewesen. Die haben gemeint, wenn sie ein Licht
einschalten, oder, den Schalter, den haben sie wollen ausbauen und mit, und
könnten daheim mit dem Schalter da Licht machen! Also!
IJ ♂, geboren 1924:
IJ: Und die Franzosen, die haben da unten das Kraftwerk besetzt. Die haben
teilweise auch da unten gewohnt. Dort haben sie dann auch gefeiert, in diesem
Kraftwerk. Da gab es verschiedene Räume, die dort besetzt waren. Die haben
ihre Feste gefeiert. Ich kann mich erinnern, wir waren oberhalb, die Lastver-
teiler, und unten drinnen waren da die Marokkaner. Da ging’s manchmal laut
her. Ich weiß, einmal sind da Teller und Gläser zum Fenster hinaus geflogen.
[lacht] Aber man hat gedacht, „Naja.“ Das werden zwar unsere Gläser und
Teller sein, aber wichtiger ist, dass wir noch leben. [lacht] Gelt. Es war das
nicht so wichtig, eigentlich. Sicher, manche Hühner und so weiter hat man da,
hätt ich bald gesagt, sind verschwunden und so. Hat man dann gehört. Man
musste auch Vieh abgegeben und so. Es wurde dann dafür von den Franzosen
auch ein gewisses Geld dafür, aber Geld war damals ja nicht das Wichtigste.
Die Lebensmittel waren wichtiger, natürlich. Dies und jenes wurde beschlag-
nahmt, aber das … Wenn ich vergleiche mit Russland, dann ging es uns hier
schon besser. So schlimm war das da bei uns nie.
AZ ♂, geboren 1930:
AZ: Auf jeden Fall, wo die Franzosen halt da gekommen sind, sind Marokka-
ner mitgekommen. Dann ist die Kommandantur im Adler draußen gewesen.
Haben sie, glaube ich, beide Gasthäuser, das untere und das obere, darunter
ist auch ein Gasthaus gewesen. […] Und da sind eben die Franzosen, wo die
gekommen sind, sind da eben in dem Adler, ich weiß nicht, sind sie im obe-
ren auch gewesen. Auf alle Fälle, dort unten sind sie … sind sie voll gewe-
sen, und haben ja auch alles zusammengeschlagen. Und dann eben, wo die
Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Titel
- Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
- Untertitel
- Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Verlag
- StudienVerlag
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 15.8 x 23.4 cm
- Seiten
- 464
- Schlagwörter
- Oral history, biographical narratives, narrative traditions, lebensgeschichtliches Erzählen, Erzähltraditionen
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Einführung 13
- 1. Kritik des lebensgeschichtlichen Erzählens 17
- 2. Quellenmaterial, Forschungsziel und Auswertung 47
- 3. Erinnerungspraxis und Traditionen lebensgeschichtlichen Erzählens 63
- 3.1. Einstiege in die lebensgeschichtlichen Erzählungen 63
- 3.2. Leitlinien des lebensgeschichtlichen Erzählens 67
- 3.3. Topoi in lebensgeschichtlichen Erzählungen 71
- 3.4. Lebensgeschichtliche Erzählstoffe und Mustererzählungen 73
- 3.4.1. Sagenhaftes von den AhnInnen 74
- 3.4.2. AhnInnen als GastarbeiterInnen 78
- 3.4.3. Traditionelle Landwirtschaft 84
- 3.4.4. Zuerwerb zur Landwirtschaft 98
- 3.4.5. Niedergang der traditionellen Berglandwirtschaft 104
- 3.4.6. Modernisierung 112
- 3.4.7. Alltag im traditionellen Gefüge 127
- 3.4.8. Bräuche und Gewohnheiten 136
- 3.4.9. Armut und einfache Verhältnisse 152
- 3.4.10. „Harte, arbeitsame Kindheit“ 162
- 3.4.11. Idyllisierung der einfachen Verhältnisse 173
- 3.4.12. Lausbuben- und Schulgeschichten 175
- 3.4.13. Autoritäten 183
- 3.4.14. Die 1930er Jahre und die „Tausend-Mark-Sperre“ 190
- 3.4.15. Der „Anschluss“ und seine Bedeutung für die MontafonerInnen 195
- 3.4.16. NS-Propaganda in der Schule 210
- 3.4.17. In der Hitlerjugend 213
- 3.4.18. Im (Un-)Wissen um die NS-Verbrechen 221
- 3.4.19. Repressives NS-System 230
- 3.4.20. Auflehnung und Widerstand 235
- 3.4.21. Schwarzhandel, Schwarzschlachten, Schwarzhören 237
- 3.4.22. Kriegsbeginn und die „verlorenen Jahre“ 243
- 3.4.23. Von den Schrecken des Krieges 252
- 3.4.24. Gefangenschaft 263
- 3.4.25. Heimkehr 268
- 3.4.26. Krieg in Vorarlberg 273
- 3.4.27. Flüchtlingsgeschichten 278
- 3.4.28. Von Kriegsgefangenen und ZwangsarbeiterInnen 287
- 3.4.29. Von Deserteueren und „Waldhockern“ 294
- 3.4.30. Die drohende Staumauersprengung im Vermunt 297
- 3.4.31. Kriegsende 301
- 3.4.32. „Heimatverteidiger“ und Widerstandsbewegung bei Kriegsende 304
- 3.4.33. Die französische „Besatzung“ und die „Marokkaner“ 309
- 3.4.34. Entnazifizierung 324
- 3.4.35. Armut und einfache Verhältnisse in der Nachkriegszeit 329
- 3.4.36. Schmuggeln und Schmugglergeschichten 333
- 3.4.37. Wildern und Wilderergeschichten 337
- 3.4.38. Beruflicher Werdegang und Ausbildung 340
- 3.4.39. Wirtschaftlicher Aufschwung in der Nachkriegszeit 349
- 3.4.40. Neu-Anfang mit dem Tourismus 353
- 3.4.41. Urlaube mit der Familie 366
- 3.4.42. Liebe und Ehe 370
- 3.4.43. Geburt der Kinder 381
- 3.4.44. Unfälle und Krankheiten 385
- 3.4.45. Umgang mit dem Altern 393
- 3.4.46. Umgang mit Tod und Verlust 395
- 3.4.47. Naturkatastrophen 400
- 3.4.48. Mystisches und rätselhafte Begebenheiten 406
- 3.4.49. Kultur- und Jugendpessimismus 411
- 3.4.50. Geschlechterrollen und -bilder 414
- 4. Zusammenfassung und Synthese 421
- 5. Verzeichnisse und Nachweise 439