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318 schen Soldaten, mit denen besonders negative Vorurteile und eine teils auffallende
Ablehnung verbunden werden.
WW ♂, geboren 1928:
WW: Ha, da wo ich heimgekommen bin, Mitte Juni ist es gewesen, ja alles
voller Franzosen gewesen. Und dann hat die Mama gesagt, da zum Offizier,
eben ich sei der Sohn. Ich sei jetzt vom Krieg gekommen. Ja, aber immer
fein gewesen, weißt du, sind sie. Und der Offizier ist sowieso ein ganz ein …
Immer im „Gemsle“ sind immer so 50, 60 Franzosen gewesen. Ja. Und wenn
… als das Ärgste habe ich immer so empfunden, wenn sie dann, weißt du,
Schafe gebracht haben, und die haben sie ja nicht geschlagen, gell. Geschäch-
tet. Da sind auch Ding auch gewesen, weißt du, Marokkaner auch. Haben
auch logiert. Und die haben einfach gestochen. Also da sind wir Buben, wir
haben dann halt da zugeschaut, mit 16 Jahren. Heiland, habe ich also auch
gedacht, das ist auch furchtbar gewesen. Haben sie nur so, und dann die ande-
ren haben zuschauen müssen, die Schafe, bis sie wieder dran gekommen sind,
das nächste wieder. Da hat man dann blöd geschaut, wie es dann Weißbrot
gegeben hat. Schneeweiß, wo wir nie gesehen haben. [lacht] Aber wir haben
immer, die Mama auch und der Vater, wir haben immer mitessen können
bei den Franzosen, immer. Ist immer etwas übrig gewesen. Aber zugegangen
ist es schon wild. Einer hat mir immer das Fahrrad genommen. [lacht] Ein
Marokkaner ist es gewesen. Ich habe gesagt: „Ich habe es nicht mehr.“ – „Ich
machen bumm, bumm“, hat er immer gesagt. [lacht] Ja, habe ich das Fahrrad
halt wieder heraus gegeben. Dann ist er am Morgen fort, und vor dem Abend
ist er nie mehr … Ich weiß nicht, wo der hingefahren ist immer. Ein Furcht-
barer gewesen, der.
CY ♂, geboren 1925:
CY: Und da habe ich dann gehütet. Und dann natürlich … da war ja die
Besatzung da. Die Besatzungstruppe. Und diese Marokkaner! Wenn die
nur schießen haben können! Wenn sie nur auf eine Henne schießen haben
können, sind sie schon zufrieden gewesen. Die haben aber auch auf Kälber
geschossen, die den Bauern gehört haben! Die haben ja keinen Hunger gehabt,
aber das war denen ein Vergnügen, oder? Das haben die halt gemacht. Und
dann durch gute Überredung, speziell von den Frauen, haben sie dann abge-
lehnt und haben das nicht gemacht. Und dann sind sie … wie soll ich sagen?
Vergnügungsmäßig sind sie auf die Jagd gegangen. Weißt du, auf Rehe, Hir-
sche und so. Sie hätten ja nicht müssen, die hätten genug zu essen gehabt! Und
ich muss sagen … das ist halt so gewesen, nur vergnügungsmäßig haben sie
das gemacht! Und wir haben reduziert gehabt im Fleisch, bei uns ist ja alles
gezählt worden. Wie viel Stück Hühner, wie viel Schafe, wie viel Ziegen, wie
viele Kühe – das wurde alles geschrieben und kontrolliert. Und da haben wir
nichts, ohne Bewilligung haben wir nichts schlachten dürfen.
Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Titel
- Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
- Untertitel
- Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Verlag
- StudienVerlag
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 15.8 x 23.4 cm
- Seiten
- 464
- Schlagwörter
- Oral history, biographical narratives, narrative traditions, lebensgeschichtliches Erzählen, Erzähltraditionen
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Einführung 13
- 1. Kritik des lebensgeschichtlichen Erzählens 17
- 2. Quellenmaterial, Forschungsziel und Auswertung 47
- 3. Erinnerungspraxis und Traditionen lebensgeschichtlichen Erzählens 63
- 3.1. Einstiege in die lebensgeschichtlichen Erzählungen 63
- 3.2. Leitlinien des lebensgeschichtlichen Erzählens 67
- 3.3. Topoi in lebensgeschichtlichen Erzählungen 71
- 3.4. Lebensgeschichtliche Erzählstoffe und Mustererzählungen 73
- 3.4.1. Sagenhaftes von den AhnInnen 74
- 3.4.2. AhnInnen als GastarbeiterInnen 78
- 3.4.3. Traditionelle Landwirtschaft 84
- 3.4.4. Zuerwerb zur Landwirtschaft 98
- 3.4.5. Niedergang der traditionellen Berglandwirtschaft 104
- 3.4.6. Modernisierung 112
- 3.4.7. Alltag im traditionellen Gefüge 127
- 3.4.8. Bräuche und Gewohnheiten 136
- 3.4.9. Armut und einfache Verhältnisse 152
- 3.4.10. „Harte, arbeitsame Kindheit“ 162
- 3.4.11. Idyllisierung der einfachen Verhältnisse 173
- 3.4.12. Lausbuben- und Schulgeschichten 175
- 3.4.13. Autoritäten 183
- 3.4.14. Die 1930er Jahre und die „Tausend-Mark-Sperre“ 190
- 3.4.15. Der „Anschluss“ und seine Bedeutung für die MontafonerInnen 195
- 3.4.16. NS-Propaganda in der Schule 210
- 3.4.17. In der Hitlerjugend 213
- 3.4.18. Im (Un-)Wissen um die NS-Verbrechen 221
- 3.4.19. Repressives NS-System 230
- 3.4.20. Auflehnung und Widerstand 235
- 3.4.21. Schwarzhandel, Schwarzschlachten, Schwarzhören 237
- 3.4.22. Kriegsbeginn und die „verlorenen Jahre“ 243
- 3.4.23. Von den Schrecken des Krieges 252
- 3.4.24. Gefangenschaft 263
- 3.4.25. Heimkehr 268
- 3.4.26. Krieg in Vorarlberg 273
- 3.4.27. Flüchtlingsgeschichten 278
- 3.4.28. Von Kriegsgefangenen und ZwangsarbeiterInnen 287
- 3.4.29. Von Deserteueren und „Waldhockern“ 294
- 3.4.30. Die drohende Staumauersprengung im Vermunt 297
- 3.4.31. Kriegsende 301
- 3.4.32. „Heimatverteidiger“ und Widerstandsbewegung bei Kriegsende 304
- 3.4.33. Die französische „Besatzung“ und die „Marokkaner“ 309
- 3.4.34. Entnazifizierung 324
- 3.4.35. Armut und einfache Verhältnisse in der Nachkriegszeit 329
- 3.4.36. Schmuggeln und Schmugglergeschichten 333
- 3.4.37. Wildern und Wilderergeschichten 337
- 3.4.38. Beruflicher Werdegang und Ausbildung 340
- 3.4.39. Wirtschaftlicher Aufschwung in der Nachkriegszeit 349
- 3.4.40. Neu-Anfang mit dem Tourismus 353
- 3.4.41. Urlaube mit der Familie 366
- 3.4.42. Liebe und Ehe 370
- 3.4.43. Geburt der Kinder 381
- 3.4.44. Unfälle und Krankheiten 385
- 3.4.45. Umgang mit dem Altern 393
- 3.4.46. Umgang mit Tod und Verlust 395
- 3.4.47. Naturkatastrophen 400
- 3.4.48. Mystisches und rätselhafte Begebenheiten 406
- 3.4.49. Kultur- und Jugendpessimismus 411
- 3.4.50. Geschlechterrollen und -bilder 414
- 4. Zusammenfassung und Synthese 421
- 5. Verzeichnisse und Nachweise 439