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EF ♂, geboren 1910:
I: Ja, können Sie mir vielleicht auch noch erzählen, wie Sie Ihre Frau kennen-
gelernt haben?
EF: Meine Frau? Ja. Kann ich auch erzählen. Das ist in Tschagguns unten
gewesen. Die hat so „zönderisch am Ziegerbärg“468 hat sie gewohnt. Und dann
ist einmal eine Feuerwehrprobe gewesen im Tal unten. Und da unten habe ich
sie dann kennengelernt. Habe ich einmal gesprochen, da ist noch ein Nach-
barsmädchen dabei gewesen. […] Die habe ich auch „ardili“469 gekannt so.
Ja halt befreundet gewesen, aber nie etwas mit ihnen gehabt, nie. Und dann
haben diese zwei miteinander gesprochen. Und ich wollte da eigentlich mit
dieser Sophie da sprechen, nicht mit ihr. Dann ist man mit ihr doch auch
ins Reden gekommen. Und dann haben sie nur gesagt, dass sie „ofa Hoff“470
hinein gehen würden, am Abend. […] Dann habe ich gesagt: „Bin i do uwärt,
wenn i mötgoh?“471 – Nein, nein, ich könne „ugscheniart“472 mit. Und da habe
ich sie dann kennengelernt, diese HF. Dort habe ich sie kennengelernt. Und
da bin ich dann halt vier Jahre mit ihr gegangen, ledig. Ja, ja. So habe ich sie
kennengelernt. Ja. Und dann bin ich dann halt auch … ja, jeden Sonntag bin
ich hin. Während der Woche bin ich ja nicht weg gekommen. Und dann anno
37, am 11. Oktober, haben wir dann geheiratet.
KK ♀, geboren 1922:
KK: Da ist der Mann hinaufgekommen [auf den Arlberg] und hat mich
gesucht [als Haushaltshilfe, Anm.], durch die Bekannte da. […] Und am 21.
November haben mich der Schwager und die Schwester überredet, und dann
bin ich halt hinaus und hab geschaut, wo Vandans ist. Am Geburtstag. Und
am 21. November bin ich dann her. Und was ich da angetroffen habe! In der
Küche eine Ruine, ist eine Baustelle gewesen, […] die Küche ist er grad am
Umbauen gewesen. […]
I: War er damals schon verheiratet?
KK: Ich bin die Zweite.
I: Ah, Sie sind die zweite Frau gewesen. Haben Sie seine erste Frau noch
gekannt?
KK: Nein, die ist 49 im Frühjahr gestorben. […]
I: Und Sie sind …
KK: 49 im November gekommen. Und 50 im Juli haben wir geheiratet. am
17. Juli.
468 ganz unten am Ziegerberg.
469 ordentlich; sehr gut.
470 Ortsteil von Tschagguns.
471 sinngemäß: Bin ich da unerwünscht, wenn ich mitgehe?
472 ungeniert.
Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Titel
- Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
- Untertitel
- Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Verlag
- StudienVerlag
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 15.8 x 23.4 cm
- Seiten
- 464
- Schlagwörter
- Oral history, biographical narratives, narrative traditions, lebensgeschichtliches Erzählen, Erzähltraditionen
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Einführung 13
- 1. Kritik des lebensgeschichtlichen Erzählens 17
- 2. Quellenmaterial, Forschungsziel und Auswertung 47
- 3. Erinnerungspraxis und Traditionen lebensgeschichtlichen Erzählens 63
- 3.1. Einstiege in die lebensgeschichtlichen Erzählungen 63
- 3.2. Leitlinien des lebensgeschichtlichen Erzählens 67
- 3.3. Topoi in lebensgeschichtlichen Erzählungen 71
- 3.4. Lebensgeschichtliche Erzählstoffe und Mustererzählungen 73
- 3.4.1. Sagenhaftes von den AhnInnen 74
- 3.4.2. AhnInnen als GastarbeiterInnen 78
- 3.4.3. Traditionelle Landwirtschaft 84
- 3.4.4. Zuerwerb zur Landwirtschaft 98
- 3.4.5. Niedergang der traditionellen Berglandwirtschaft 104
- 3.4.6. Modernisierung 112
- 3.4.7. Alltag im traditionellen Gefüge 127
- 3.4.8. Bräuche und Gewohnheiten 136
- 3.4.9. Armut und einfache Verhältnisse 152
- 3.4.10. „Harte, arbeitsame Kindheit“ 162
- 3.4.11. Idyllisierung der einfachen Verhältnisse 173
- 3.4.12. Lausbuben- und Schulgeschichten 175
- 3.4.13. Autoritäten 183
- 3.4.14. Die 1930er Jahre und die „Tausend-Mark-Sperre“ 190
- 3.4.15. Der „Anschluss“ und seine Bedeutung für die MontafonerInnen 195
- 3.4.16. NS-Propaganda in der Schule 210
- 3.4.17. In der Hitlerjugend 213
- 3.4.18. Im (Un-)Wissen um die NS-Verbrechen 221
- 3.4.19. Repressives NS-System 230
- 3.4.20. Auflehnung und Widerstand 235
- 3.4.21. Schwarzhandel, Schwarzschlachten, Schwarzhören 237
- 3.4.22. Kriegsbeginn und die „verlorenen Jahre“ 243
- 3.4.23. Von den Schrecken des Krieges 252
- 3.4.24. Gefangenschaft 263
- 3.4.25. Heimkehr 268
- 3.4.26. Krieg in Vorarlberg 273
- 3.4.27. Flüchtlingsgeschichten 278
- 3.4.28. Von Kriegsgefangenen und ZwangsarbeiterInnen 287
- 3.4.29. Von Deserteueren und „Waldhockern“ 294
- 3.4.30. Die drohende Staumauersprengung im Vermunt 297
- 3.4.31. Kriegsende 301
- 3.4.32. „Heimatverteidiger“ und Widerstandsbewegung bei Kriegsende 304
- 3.4.33. Die französische „Besatzung“ und die „Marokkaner“ 309
- 3.4.34. Entnazifizierung 324
- 3.4.35. Armut und einfache Verhältnisse in der Nachkriegszeit 329
- 3.4.36. Schmuggeln und Schmugglergeschichten 333
- 3.4.37. Wildern und Wilderergeschichten 337
- 3.4.38. Beruflicher Werdegang und Ausbildung 340
- 3.4.39. Wirtschaftlicher Aufschwung in der Nachkriegszeit 349
- 3.4.40. Neu-Anfang mit dem Tourismus 353
- 3.4.41. Urlaube mit der Familie 366
- 3.4.42. Liebe und Ehe 370
- 3.4.43. Geburt der Kinder 381
- 3.4.44. Unfälle und Krankheiten 385
- 3.4.45. Umgang mit dem Altern 393
- 3.4.46. Umgang mit Tod und Verlust 395
- 3.4.47. Naturkatastrophen 400
- 3.4.48. Mystisches und rätselhafte Begebenheiten 406
- 3.4.49. Kultur- und Jugendpessimismus 411
- 3.4.50. Geschlechterrollen und -bilder 414
- 4. Zusammenfassung und Synthese 421
- 5. Verzeichnisse und Nachweise 439