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332 hot des inna warda.“418 Und er ist auch da schauen gegangen, ob er nicht „a
Trom“419 zu kaufen bekommt. Und er sieht: Da komme ich nicht mehr hinein,
in das Geschäft. Da ist es pumpvoll, voller Leute. Er ruft in dieses Geschäft hin-
ein: „Wiebr, Wiebr, flühn! D’Franzosa konn bim Wachszühr donna. D’Wiebr
bodnan sie und d’Masbildr legan sie om!“420 In fünf Minuten sei das Geschäft
leer gewesen. Und der Vater hat zwei Ballen Stoff gekauft. [lacht] Das weiß
ich noch so gut wie etwas. Das hat er dann immer erzählt, weil die Mutter hat
gesagt: „Wie bist du noch zu dem Stoff gekommen?“ Dann hat er es dann halt
lachend erzählt. [lachen] Und dann, wo halt die Besatzung da gewesen ist, ist
die Lebensmittelversorgung sehr eng gewesen, eine Weile. Und dann hat sich
dann das allmählich eingespielt.
BB ♂, geboren 1930:
AB: Ja ja, sicher. Man hat durch die eigene Landwirtschaft einiges ausgleichen
können. Milch hat man gehabt, Butter, Eier durch die Hühner. Jedes Jahr im
Herbst hat man ein Schwein geschlachtet. Und die Kartoffeln hat man selber
angebaut. So kamen wir trotz alledem gut über die Runden. Alles hat etwas
Arbeit gekostet, Mühe, aber wir haben nichts anderes gekannt. Wir konnten
eigentlich nichts falsch machen. [lacht]
NM ♂, geboren 1925:
NM: Die Besatzung nach dem Krieg ist halt schlecht gewesen. Man hat nicht
viel bekommen. Da ist viel im Schwarzhandel gegangen. Ich bin in Jetzmunt
draußen Lehrer gewesen, und habe 250 Schillinge Gehalt gehabt. Und da wollte
ich einen Anzug, ein bisschen einen schönen. Nicht, den, den es da unten in
Schruns gegeben hat, in der Lodenfabrik. Auf Karte. Aber dann musste man
Wolle haben. Drei Kilo Wolle hat man gebraucht. Die haben 300 Schillinge
gekostet. 300 Schillinge. Und ich habe 250 Schillinge verdient, gell. Und das ist
heute … die Wolle, das gibt man in den Abfall heute, gell. Ist schade. Die Wolle
ist nichts wert. Sie wissen nicht wohin mit der Schafwolle. – Aber ein Liter
Schnaps 100 Schillinge, ein Kilo Wolle 100 Schillinge und ein Kilo Butter 100
Schillinge. Und ein Päckchen Tabak, da ist dann eine Frau gekommen da hin-
aus nach Jetzmunt, das hat dann 30 Schillinge gekostet. Wenn man getauscht
hat, um ein paar Eier oder etwas, oder Butter oder etwas.
In diesen drei Ausschnitten werden sehr unterschiedliche Aspekte der Versor-
gungslage – auch auf sehr unterschiedliche Arten – beschrieben. CD themati-
siert mit einer schwankartigen Erzählung die Hamsterkäufe gleich nach Ende des
418 Und der Vater hat das mitbekommen.
419 ein Stück; einiges.
420 Frauen, Frauen, flieht! Die Franzosen kommen beim Wachszieher [am Eingang von Schruns, der
Wachszieher Hueber] unten. Die Frauen vergewaltigen sie und die Männer töten sie!
Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Title
- Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
- Subtitle
- Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Publisher
- StudienVerlag
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 15.8 x 23.4 cm
- Pages
- 464
- Keywords
- Oral history, biographical narratives, narrative traditions, lebensgeschichtliches Erzählen, Erzähltraditionen
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- Vorwort 11
- Einführung 13
- 1. Kritik des lebensgeschichtlichen Erzählens 17
- 2. Quellenmaterial, Forschungsziel und Auswertung 47
- 3. Erinnerungspraxis und Traditionen lebensgeschichtlichen Erzählens 63
- 3.1. Einstiege in die lebensgeschichtlichen Erzählungen 63
- 3.2. Leitlinien des lebensgeschichtlichen Erzählens 67
- 3.3. Topoi in lebensgeschichtlichen Erzählungen 71
- 3.4. Lebensgeschichtliche Erzählstoffe und Mustererzählungen 73
- 3.4.1. Sagenhaftes von den AhnInnen 74
- 3.4.2. AhnInnen als GastarbeiterInnen 78
- 3.4.3. Traditionelle Landwirtschaft 84
- 3.4.4. Zuerwerb zur Landwirtschaft 98
- 3.4.5. Niedergang der traditionellen Berglandwirtschaft 104
- 3.4.6. Modernisierung 112
- 3.4.7. Alltag im traditionellen Gefüge 127
- 3.4.8. Bräuche und Gewohnheiten 136
- 3.4.9. Armut und einfache Verhältnisse 152
- 3.4.10. „Harte, arbeitsame Kindheit“ 162
- 3.4.11. Idyllisierung der einfachen Verhältnisse 173
- 3.4.12. Lausbuben- und Schulgeschichten 175
- 3.4.13. Autoritäten 183
- 3.4.14. Die 1930er Jahre und die „Tausend-Mark-Sperre“ 190
- 3.4.15. Der „Anschluss“ und seine Bedeutung für die MontafonerInnen 195
- 3.4.16. NS-Propaganda in der Schule 210
- 3.4.17. In der Hitlerjugend 213
- 3.4.18. Im (Un-)Wissen um die NS-Verbrechen 221
- 3.4.19. Repressives NS-System 230
- 3.4.20. Auflehnung und Widerstand 235
- 3.4.21. Schwarzhandel, Schwarzschlachten, Schwarzhören 237
- 3.4.22. Kriegsbeginn und die „verlorenen Jahre“ 243
- 3.4.23. Von den Schrecken des Krieges 252
- 3.4.24. Gefangenschaft 263
- 3.4.25. Heimkehr 268
- 3.4.26. Krieg in Vorarlberg 273
- 3.4.27. Flüchtlingsgeschichten 278
- 3.4.28. Von Kriegsgefangenen und ZwangsarbeiterInnen 287
- 3.4.29. Von Deserteueren und „Waldhockern“ 294
- 3.4.30. Die drohende Staumauersprengung im Vermunt 297
- 3.4.31. Kriegsende 301
- 3.4.32. „Heimatverteidiger“ und Widerstandsbewegung bei Kriegsende 304
- 3.4.33. Die französische „Besatzung“ und die „Marokkaner“ 309
- 3.4.34. Entnazifizierung 324
- 3.4.35. Armut und einfache Verhältnisse in der Nachkriegszeit 329
- 3.4.36. Schmuggeln und Schmugglergeschichten 333
- 3.4.37. Wildern und Wilderergeschichten 337
- 3.4.38. Beruflicher Werdegang und Ausbildung 340
- 3.4.39. Wirtschaftlicher Aufschwung in der Nachkriegszeit 349
- 3.4.40. Neu-Anfang mit dem Tourismus 353
- 3.4.41. Urlaube mit der Familie 366
- 3.4.42. Liebe und Ehe 370
- 3.4.43. Geburt der Kinder 381
- 3.4.44. Unfälle und Krankheiten 385
- 3.4.45. Umgang mit dem Altern 393
- 3.4.46. Umgang mit Tod und Verlust 395
- 3.4.47. Naturkatastrophen 400
- 3.4.48. Mystisches und rätselhafte Begebenheiten 406
- 3.4.49. Kultur- und Jugendpessimismus 411
- 3.4.50. Geschlechterrollen und -bilder 414
- 4. Zusammenfassung und Synthese 421
- 5. Verzeichnisse und Nachweise 439