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382 ich da hinein. Das Haus hab ich gewusst, wo die daheim ist. Und dann komm
ich hinein, ist ein Zettel auf der Tür: „Ich bin am Gamplaschg.“ Das ist da auf
der anderen Seite, zu einer Geburt hat man sie gerufen, oder. Mein Gott, jetzt
bin ich wieder zurück hinaus und am Gamplaschg hinauf, oder. Ja, was ich
da will? – Ja, hab ich gesagt, „die Hebamme sollt ich haben,“ oder. Jetzt haben
die gemeint, ich mache nur Spass. „Nein, nein“ habe ich gesagt, jetzt hab ich
da gewartet und gewartet, und was weiß ich was die da in dem Haus … Im
Haus bin ich ja nicht gewesen, oder. Ja, was ich da noch will? – Ja, hab ich
gesagt, „Die Hebamme muss ich haben!“ Oder. Und danach ist sie dann mit
hinunter, und herauf da, und da sind wir dann gerade rechtzeitig gekommen,
oder. Nach einer Viertelstunde ist das schon vorbei gewesen, da. „Ja, ein Bub!“
[lacht] Ja, ja, so ist es.
BB ♂, geboren am 1930:
BB: Jawohl, 1961 die erste Tochter ist am 23. März geboren und dieser Tag
war einer der strengsten Tage in meinem Leben. Die Geburt hat zwar die Frau
… ist normal auf die Welt gekommen [lacht] aber für mich war’s ein strenger
Tag.
I: Warum? [lacht]
BB: An sich hab ich wenn man so will, Ende März ist Schulschluss und dann
musste ich halt heim, ob ich wollte oder nicht. Und dann ist das ins Rollen
gekommen mit der Tochter. Am 23. ist sie zur Welt gekommen und dann die
Wienfahrt, die man macht nach drei Jahren, die musst ich streichen, war ich
halt zuhause und hab noch ein bisschen im Haus herum. Hab oben im oberen
Stockwerk noch die Wohnung fürs Kind und so weiter. Und die letzten paar
Tage hab ich dann versäumt. Am Vorabend, am 22. kam schon die Hebamme
und das ist eine Jahrgängerin von mir, man hat sich gekannt, und noch ein
bisschen gespielt. In der Früh ging’s dann frühzeitig nach Schruns. Mittags
um halb drei bin ich dann vorm damaligen Josefsheim noch schnell, auf eine
Jause, ins Dorf und dann wieder hinein. Und dann um vier nachmittags war
die Tochter geboren. Und dann nach Hause, um zwanzig nach neun bin ich
dann mit dem letzten Zug nach Bludenz, von Bludenz nach Bregenz. Um halb
eins bin ich in Bregenz angekommen und dann hab ich das Abschlusszeugnis
dann abgeholt in Bregenz. [lacht]
FF ♂, geboren 1935:
FF: Und dann haben wir 1962 […] ist die erste Tochter auf die Welt gekom-
men. Eine Mordsgaude. 1964 ist die zweite Tochter auf die Welt gekommen.
Da haben wir … ist die Gaude nicht so groß gewesen. Die ist als Frühgeburt
auf die Welt gekommen und ist immer noch gehandicapt. Sie ist also bei uns
daheim. Gott sei Dank hat sie aber alle schulischen Leistungen bringen kön-
nen, hat die Handelsschule gemacht und ist jetzt, Gott sei Dank, seit zwanzig
Jahren bei XZ beschäftigt.
Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Title
- Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
- Subtitle
- Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Publisher
- StudienVerlag
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 15.8 x 23.4 cm
- Pages
- 464
- Keywords
- Oral history, biographical narratives, narrative traditions, lebensgeschichtliches Erzählen, Erzähltraditionen
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- Vorwort 11
- Einführung 13
- 1. Kritik des lebensgeschichtlichen Erzählens 17
- 2. Quellenmaterial, Forschungsziel und Auswertung 47
- 3. Erinnerungspraxis und Traditionen lebensgeschichtlichen Erzählens 63
- 3.1. Einstiege in die lebensgeschichtlichen Erzählungen 63
- 3.2. Leitlinien des lebensgeschichtlichen Erzählens 67
- 3.3. Topoi in lebensgeschichtlichen Erzählungen 71
- 3.4. Lebensgeschichtliche Erzählstoffe und Mustererzählungen 73
- 3.4.1. Sagenhaftes von den AhnInnen 74
- 3.4.2. AhnInnen als GastarbeiterInnen 78
- 3.4.3. Traditionelle Landwirtschaft 84
- 3.4.4. Zuerwerb zur Landwirtschaft 98
- 3.4.5. Niedergang der traditionellen Berglandwirtschaft 104
- 3.4.6. Modernisierung 112
- 3.4.7. Alltag im traditionellen Gefüge 127
- 3.4.8. Bräuche und Gewohnheiten 136
- 3.4.9. Armut und einfache Verhältnisse 152
- 3.4.10. „Harte, arbeitsame Kindheit“ 162
- 3.4.11. Idyllisierung der einfachen Verhältnisse 173
- 3.4.12. Lausbuben- und Schulgeschichten 175
- 3.4.13. Autoritäten 183
- 3.4.14. Die 1930er Jahre und die „Tausend-Mark-Sperre“ 190
- 3.4.15. Der „Anschluss“ und seine Bedeutung für die MontafonerInnen 195
- 3.4.16. NS-Propaganda in der Schule 210
- 3.4.17. In der Hitlerjugend 213
- 3.4.18. Im (Un-)Wissen um die NS-Verbrechen 221
- 3.4.19. Repressives NS-System 230
- 3.4.20. Auflehnung und Widerstand 235
- 3.4.21. Schwarzhandel, Schwarzschlachten, Schwarzhören 237
- 3.4.22. Kriegsbeginn und die „verlorenen Jahre“ 243
- 3.4.23. Von den Schrecken des Krieges 252
- 3.4.24. Gefangenschaft 263
- 3.4.25. Heimkehr 268
- 3.4.26. Krieg in Vorarlberg 273
- 3.4.27. Flüchtlingsgeschichten 278
- 3.4.28. Von Kriegsgefangenen und ZwangsarbeiterInnen 287
- 3.4.29. Von Deserteueren und „Waldhockern“ 294
- 3.4.30. Die drohende Staumauersprengung im Vermunt 297
- 3.4.31. Kriegsende 301
- 3.4.32. „Heimatverteidiger“ und Widerstandsbewegung bei Kriegsende 304
- 3.4.33. Die französische „Besatzung“ und die „Marokkaner“ 309
- 3.4.34. Entnazifizierung 324
- 3.4.35. Armut und einfache Verhältnisse in der Nachkriegszeit 329
- 3.4.36. Schmuggeln und Schmugglergeschichten 333
- 3.4.37. Wildern und Wilderergeschichten 337
- 3.4.38. Beruflicher Werdegang und Ausbildung 340
- 3.4.39. Wirtschaftlicher Aufschwung in der Nachkriegszeit 349
- 3.4.40. Neu-Anfang mit dem Tourismus 353
- 3.4.41. Urlaube mit der Familie 366
- 3.4.42. Liebe und Ehe 370
- 3.4.43. Geburt der Kinder 381
- 3.4.44. Unfälle und Krankheiten 385
- 3.4.45. Umgang mit dem Altern 393
- 3.4.46. Umgang mit Tod und Verlust 395
- 3.4.47. Naturkatastrophen 400
- 3.4.48. Mystisches und rätselhafte Begebenheiten 406
- 3.4.49. Kultur- und Jugendpessimismus 411
- 3.4.50. Geschlechterrollen und -bilder 414
- 4. Zusammenfassung und Synthese 421
- 5. Verzeichnisse und Nachweise 439