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guat.“522 „Jetzt kannst du nach Hause gehen.“ Zu dieser Pflegerin. Ja, ja. Jetzt
hat diese Pflegerin … da gibt es ja viel zu waschen, wenn eine Geburt ist. […]
Und da habe sie noch gesagt, diese Pflegerin: „Ich hole dir die Wäsche noch
vom Stall herunter.“ Die ist auf dem Stall oben gehangen. […] Und da habe
die Mama gesagt: „Nein, musst du nicht. Das hole ich dann morgen herunter.“
Und morgen ist sie nirgendwo mehr gewesen. Mitsamt dem Seil hat man sie
ihr gestohlen. Die ganze Wäsche. Und Bretter hat man der Mama gestoh-
len, wo auf dem Stall oben gewesen sind. Das hat uns viele Jahre danach der
Nachbar erzählt, wer diese Bretter gestohlen hat. Der hat es noch gewusst.
Ja so „a Wiebrvolk“523 hat man „bschissa524 om und om“525. Einmal ist mir eine,
eine Witfrau, begegnet, ihr Mann ist gefallen, und hat geweint. Da habe ich
gesagt: „Rosa warum weinst du?“ „Ja, ja“, hat sie gesagt, „so eine Frau alleine
sollte man erschießen.“ – „Ja, warum?“ Ja eben. Jetzt habe man ihr noch den
Elektromotor gestohlen. Ja, ja. Wenn eine Frau alleine ist, da geht jeder noch
stehlen. Ist sowieso schon eine arme Haut, und dann geht ein Teil noch steh-
len, dieser Frau. Weil sie sich da nicht fürchten. Vor einem Mann oder weiß
ich, ja …
LL ♀, geboren 1922:
LL: Danach bin ich bei der Firma gegangen, zu arbeiten, dann habe ich so
gefragt, „Lagerführer“, habe ich zu ihm gesagt: „Ja, Herr König,“ heißt der, „ja
ich habe ein Kind daheim. Ich habe ja niemanden mehr daheim zum Kochen.
Der geht in die Schule. Und er muss zu Mittag essen kommen.“ Ob ich nicht
könnte das Kind mit anmelden. „Ja, musst du halt zahlen.“ Dann habe ich
gesagt: „Ich zahle es gerne. Wieviel?“ Ja. Am Mittag, zehn Schilling haben wir
müssen damals zahlen. Ja. […] Er ist sonst brav gewesen, aber bei der Firma
in Kantine haben sie ja gesagt, da darf man zu denen Baraber, haben sie
gesagt, die kleinen Kinder, die würden allerhand lernen, die darf man nicht
dort haben. Mein Gott, habe ich einen Zorn bekommen. Habe ich gesagt:
„Ja Herrgott, was soll ich jetzt mit dem Kind tun?“ „Ja in der Küche.“ In der
Küche ist auch … ja hat es denen nicht gepasst. Hei. Jetzt habe ich es noch ein-
mal im Lager hinaufgenommen. In Kantine habe ich ja das Essen geholt mit
den Tellern, Besteck, hinauf ins Lager, hinauf, ihm das Essen gebracht. Haaa
[seufzt]. Ja, ich habe gesagt: „Ja ich mach es halt so lange ich es machen kann.
Aber das Kind gebe ich nicht her. Keine.“ Der NL ist in Bregenz gegangen in
die Schule, damals ja. Und er alleine. Ich habe gesagt, wegen dem, ich mach
es schon, wie ich es kann, aber wegen dem gebe ich sie nicht her. [lacht] Dann
mach ich so weiter. Ja, ja. Einmal haben sie mir Urlaub gegeben.
522 Mir geht es jetzt gut.
523 Frauen.
524 beschissen, betrogen.
525 überall, bei jeder Gelegenheit.
Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Title
- Erzählen vom Leben im 20. Jahrhundert
- Subtitle
- Erinnerungspraxis und Erzähltraditionen in lebensgeschichtlichen Interviews am Beispiel der Region Montafon/Vorarlberg
- Publisher
- StudienVerlag
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 15.8 x 23.4 cm
- Pages
- 464
- Keywords
- Oral history, biographical narratives, narrative traditions, lebensgeschichtliches Erzählen, Erzähltraditionen
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- Vorwort 11
- Einführung 13
- 1. Kritik des lebensgeschichtlichen Erzählens 17
- 2. Quellenmaterial, Forschungsziel und Auswertung 47
- 3. Erinnerungspraxis und Traditionen lebensgeschichtlichen Erzählens 63
- 3.1. Einstiege in die lebensgeschichtlichen Erzählungen 63
- 3.2. Leitlinien des lebensgeschichtlichen Erzählens 67
- 3.3. Topoi in lebensgeschichtlichen Erzählungen 71
- 3.4. Lebensgeschichtliche Erzählstoffe und Mustererzählungen 73
- 3.4.1. Sagenhaftes von den AhnInnen 74
- 3.4.2. AhnInnen als GastarbeiterInnen 78
- 3.4.3. Traditionelle Landwirtschaft 84
- 3.4.4. Zuerwerb zur Landwirtschaft 98
- 3.4.5. Niedergang der traditionellen Berglandwirtschaft 104
- 3.4.6. Modernisierung 112
- 3.4.7. Alltag im traditionellen Gefüge 127
- 3.4.8. Bräuche und Gewohnheiten 136
- 3.4.9. Armut und einfache Verhältnisse 152
- 3.4.10. „Harte, arbeitsame Kindheit“ 162
- 3.4.11. Idyllisierung der einfachen Verhältnisse 173
- 3.4.12. Lausbuben- und Schulgeschichten 175
- 3.4.13. Autoritäten 183
- 3.4.14. Die 1930er Jahre und die „Tausend-Mark-Sperre“ 190
- 3.4.15. Der „Anschluss“ und seine Bedeutung für die MontafonerInnen 195
- 3.4.16. NS-Propaganda in der Schule 210
- 3.4.17. In der Hitlerjugend 213
- 3.4.18. Im (Un-)Wissen um die NS-Verbrechen 221
- 3.4.19. Repressives NS-System 230
- 3.4.20. Auflehnung und Widerstand 235
- 3.4.21. Schwarzhandel, Schwarzschlachten, Schwarzhören 237
- 3.4.22. Kriegsbeginn und die „verlorenen Jahre“ 243
- 3.4.23. Von den Schrecken des Krieges 252
- 3.4.24. Gefangenschaft 263
- 3.4.25. Heimkehr 268
- 3.4.26. Krieg in Vorarlberg 273
- 3.4.27. Flüchtlingsgeschichten 278
- 3.4.28. Von Kriegsgefangenen und ZwangsarbeiterInnen 287
- 3.4.29. Von Deserteueren und „Waldhockern“ 294
- 3.4.30. Die drohende Staumauersprengung im Vermunt 297
- 3.4.31. Kriegsende 301
- 3.4.32. „Heimatverteidiger“ und Widerstandsbewegung bei Kriegsende 304
- 3.4.33. Die französische „Besatzung“ und die „Marokkaner“ 309
- 3.4.34. Entnazifizierung 324
- 3.4.35. Armut und einfache Verhältnisse in der Nachkriegszeit 329
- 3.4.36. Schmuggeln und Schmugglergeschichten 333
- 3.4.37. Wildern und Wilderergeschichten 337
- 3.4.38. Beruflicher Werdegang und Ausbildung 340
- 3.4.39. Wirtschaftlicher Aufschwung in der Nachkriegszeit 349
- 3.4.40. Neu-Anfang mit dem Tourismus 353
- 3.4.41. Urlaube mit der Familie 366
- 3.4.42. Liebe und Ehe 370
- 3.4.43. Geburt der Kinder 381
- 3.4.44. Unfälle und Krankheiten 385
- 3.4.45. Umgang mit dem Altern 393
- 3.4.46. Umgang mit Tod und Verlust 395
- 3.4.47. Naturkatastrophen 400
- 3.4.48. Mystisches und rätselhafte Begebenheiten 406
- 3.4.49. Kultur- und Jugendpessimismus 411
- 3.4.50. Geschlechterrollen und -bilder 414
- 4. Zusammenfassung und Synthese 421
- 5. Verzeichnisse und Nachweise 439