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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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| Rahmenbedingungen22 gemeinsamen Nenner bringen zu wollen (Das moralisch-pazifistische Urteil stellt diesbezüglich eine Ausnahme dar).32 Genauso wenig pressten sie ihre Geschichten in ein theoretisches Großkonzept über den „Beginn“ der Zeitgeschichte oder über die „Moderne“. Ferner schufen die Auguststudien schnell und stillschweigend eine allgemeine und abzuarbeitende Themenpalette, die bis dato nur geringfügig erwei- tert wurde: Alle Auguststudien befassen sich auf die eine oder andere Weise mit den „patriotischen“ Straßenumzügen, dem Andrang auf die Geldinstitute, dem Klein- geldrummel, den Hamsterkäufen, den Bahnhofsbildern oder der „Spionenjagd“.33 Bei diesen Alltagsmomenten handelte es sich um vielerorts zustande gekommene Phänomene, deren Vergleich34 entlang traditioneller Faktoren (z.  B. Milieu, Ge- schlecht, Konfession, Alter) diverse Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzeigte. In der Regel thematisieren die Auguststudien diverse Städte35, diverse ländlich geprägte Regionen36, diverse Konfessionen37, diverse Berufssparten38 oder Insti- tutionen39. Sie kommen zu dem Schluss, dass das Ausmaß der Kriegsbegeisterung zu Kriegsbeginn in mehrfacher Hinsicht eingegrenzt werden kann, was, wie er- wähnt, nicht bedeutet, dass dort, wo keine Begeisterung vorherrschte, der Krieg abgelehnt wurde oder gegen diesen stets opponiert wurde. In welcher Form His- toriker und Historikerinnen die Kriegsbegeisterung eingrenzen, wird im nächsten Kapitel erläutert. Jetzt möchte ich kurz auf ein der Augustforschung inhärentes Problem eingehen. Das Thema „Kriegsbegeisterung“ verleitet heutzutage schnell zur unreflektierten Gegendarstellung. Keine der von mir in der Arbeit aufgegrif- fenen Auguststudien bestreitet die Existenz einer Kriegsbegeisterung. Dessen un- geachtet existieren einige unreflektierte Aufsätze, die von Beginn an einen „Bil- dersturm“ inklusive Legenden-Etikette intendieren und die Kriegsbegeisterung mittels unkontrollierter Gegenerzählungen als vollständigen Mythos oder als Lüge ausweisen.40 Derartige Ausreißer kennt jeder Forschungsbereich, aber sie mindern 32 Die prinzipielle Ablehnung von Krieg als Grundkonsens. 33 Ein Beispiel sei vorläufig genannt: Die Angst vor „Fremden“, „Spionen“ bzw. vor „aliens“ führte auf den britischen Inseln dazu, dass man dort während des Kriegs rund 32.000 Zivilisten und Zivilistinnen aus Deutschland und Österreich-Ungarn internierte, vgl. Panayi (2012). 34 Meistens stellen diese Vergleiche (wie in meinem Fall) kurze Gegenüberstellungen oder fachli- terarische Korrespondenzen dar, die primär auf das Hervorheben von überregionalen oder gar länderübergreifenden Gemeinsamkeiten abzielen. 35 Vgl. z.  B. die Stadt Freiburg im Breisgau: Geinitz (1998); Chickering (2009), 61–73. 36 Vgl. z.  B. die südbayrische Landbevölkerung: Ziemann (2007). 37 Vgl. z.  B. die jüdischen Milieus: Panter (2014). 38 Vgl. z.  B. die Berliner Theater- und Bühnenleute: Baumeister (2005), 26–51. 39 Vgl. z.  B. die „Soziale Arbeitsgemeinschaft Berlin-Ost“: Wietschorke (2008). 40 Vgl. z.  B. Thies (2006).
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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