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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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Erkenntnisbarrieren | 39 Vergangenheit zu sein.113 Gleichwohl bin ich mir bewusst, dass mein erzähleri- sches Umsetzen der erkenntnistheoretischen Positionierung nur durch interne Be- züge innerhalb der Welt der Erscheinungen – der Lebensäußerungen, der Quellen – erfolgt.114 Mehr kann ich von den Quellen auch nicht erwarten, zumal externe Bezüge auf unsere Welt nicht realisierbar sind.115 Schließlich kann die daraus her- vorgehende „unvollständig[e] und indirekt[e]“116 Geschichtsfiguration weder den „Abfolgezwang der Metaphernsprache“117 überwinden noch aus ihrer Forschungs- praxis heraustreten. Die vorliegende Ex-post-Sicht unterliegt, wie jede andere Ge- schichtsfigurationen auch, ihren finalen Zwängen.118 Die geregelte Relativität dieses für mich forschungstechnisch annehmbaren Gemisches aus Interpretation und Gebrauch von Quellen zeigt sich aber meiner Ansicht nach in den erarbeiteten Fakten (lat. facere = tun, machen), die sich als solche für ihre Etablierung durch überprüfbare Schritte stabilisieren müssen – nackte Fakten existieren nicht – sie sind alles andere als selbstverständlich. Für meine Faktenproduktion stehen mir aber keine direkten Zeitzeugen zur Verfügung (Ich kann mich nicht in ein Gasthaus von 1914 setzen und dort die Leute obser- vieren/überwachen). Dieser banale, aber basale Grund verwehrt mir schlichtweg das Umsetzen der „dichten Beschreibung“ nach Clifford Geertz. Abseits unreali- sierbarer Forschungswege gibt es offenkundig viele umsetzbare Ansätze innerhalb und außerhalb der Geschichtswissenschaft. Ihr Aufgreifen hätte unweigerlich an- dere Akzente und andere Interpretationen als die meinen hervorgebracht. Aber selbst wenn man meine Quellen unter meinen Rahmenbedingungen noch einmal lesen würde, käme man wohl zu einer anderen Geschichtsfiguration, zumal Fuß- noten (Quellenverweise, Exkurse, Literaturempfehlungen, Anknüpfungspunkte etc.) nichts endgültig verifizieren, sondern bloß gegebenenfalls falsifizieren kön- nen.119 Es ließen sich daher viele (bereits textkompositorisch unterschiedliche) Geschichtsfigurationen über Grazer Alltagsmomente zu Kriegsbeginn anfertigen – eine davon liegt vor. Und als solche kann sie nichts endgültig beweisen oder gar etwas „aufarbeiten“ respektive „bewältigen“. Sehr wohl wird aber für etwas 113 Vgl. dazu den Aufsatz „Trockene Rede über mögliche Ordnungen der Authentizität. Erster Ver- such“ von: Strub (1997). 114 Ich beziehe mich hier auf den Aufsatz „Fakten oder Fiktionen? Zum Erkenntniswert der Ge- schichte“ von: Gabriel (2013), 5  f. 115 Ebd., 5  f. 116 Veyne (1990), 14. Das Buch von Paul Veyne lässt sich leider nur spärlich mit meinem „moder- nen“ Eklektizismus in Einklang bringen. 117 Koselleck (1991), 6. 118 Koselleck (22010b), 311. 119 Ein mehr als nur humoristischer Einstieg in die Funktionen von Fußnoten in: Grafton (1995).
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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