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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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Vier Leitpanoramen | 57 tungen, Kirchen, die katholische Frauenorganisation, die Abstinenzbewegung so- wie einige karitative Vereine präsent, konnte aber nur wenig an der Grazer Stadt- politik partizipieren.199 Im Gegensatz zu Wien, wo Karl Lueger und die christlichsoziale Partei bereits vor 1900 erfolgreich waren, konnte die christlichso- ziale Bewegung in Graz nur sehr zaghaft Fuß fassen. Die Grazer christlichsoziale Partei gründete sich erst einige Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs (und sie zog erst 1917 in den Gemeinderat ein).200 Als ebenso niedrig erwies sich die Zahl der katholischen Studentenverbindungen201 im Verhältnis zu den viel früher ge- gründeten (deutschnationalen) Burschenschaften.202 Das Grazer Hochschulwesen war deutschnational und antiklerikal. Ganz anders verhielt es sich mit den Christ- lichsozialen in den ländlichen Regionen der Steiermark. Dort brachte man ihnen eine enorme Zustimmung entgegen, die sich auch im Ergebnis der Reichsratswahl von 1911 niederschlug. Damals erhielten die Christlichsozialen zwölf Mandate (von insgesamt 30 für die Steiermark möglichen Mandaten).203 Auf Grazer Ge- meinderatsebene konnten sie keine derartigen Erfolge einfahren, zumal das poten- tiell christlichsoziale Milieu (das Kleinbürgertum, das Gewerbe, der Mittelstand) weitgehend deutschnational gestimmt war.204 Verfolgt man die Geschichte der ein- zelnen politischen Milieus, erkennt man schnell, dass keines von ihnen je ein ab- geschlossener, monolithischer Block war.205 Das gilt für das deutschnationale, das klerikal-konservative und das sozialdemokratische Milieu gleichermaßen.206 Im 199 Ich denke hier an den „Schutzengelbund“, den „Vinzenz-Verein“, den „Odilien-Verien zur Für- sorge für die Blinden der Steiermark“, den „Bonifatius-Verein“, das „Katholische Kreuzbündnis“ und an das „Haustheater des katholischen Gesellenvereins“. 200 Marauschek (1998), 44; Hubbard (1984), 126. 201 Zu nennen sind: Carolina (seit 1888), Babenberg (seit 1908), Traungau (seit 1908). 202 Kornberger (2001); Höflechner (22009), 67–81; Hubbard (1984), 119  f. Im Wintersemester 1913/14 waren an der Universität Graz 1.962 Studenten und 108 Studentinnen eingeschrieben. An der Technischen Hochschule studierten 702 Studenten. Zahlen nach: Kernbauer (2015), 16. 203 Die christlichsoziale Partei war in den Jahren von 1907 bis 1911 die stimmenstärkste Partei im Abgeordnetenhaus des (cisleithanischen) Reichsrats. 204 Aus diesem Grund greife ich auch primär auf die sozialdemokratische Zeitung (den Arbeiterwil- len) und die deutschnationalen, radikal deutschnationalen und alldeutschen Publikationsorgane zurück (Tagespost, Grazer Tagblatt, Grazer Mittags-Zeitung, Deutsche Zeitung, Grazer Voror- tezeitung, Grazer Wochenblatt). Begriffe wie „Kleinbürgertum“, „Mittelstand“ und „Bürgertum“ sind diffus und können leider nie zufriedenstellend definiert werden. Ich habe mich dazu ent- schieden, sie absichtlich undefiniert in der Schwebe hängen zu lassen. 205 Moll (2007a); (2007b) und (2006b). 206 Man denke hier nur an die sozialdemokratischen Machtverhältnisse zwischen Partei, Zeitungen, Vereinen, Frauenbewegung, Abstinenzbewegung, Kinder- und Jugendbewegung, Wohngenos- senschaften, Konsumgenossenschaften, Arbeiter-Unfallversicherungen, Arbeiterkrankenkassen, Gewerkschaften und Wählerschaft. Auseinandersetzungen gab es auch mit dem freisozialisti-
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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