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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
Seite - 101 -
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Der „Demarche-Rummel“ | 101 formationspolitik. Besonders das k.  k.  Telegraphen-Korrespondenzbureau wurde von den Lokalzeitungen und hier hauptsächlich vom Arbeiterwillen mehrfach kri- tisiert. Führt man sich die Artikel, in denen man dieses Büro scharf missbilligte, vor Augen, erstaunt es, wie sehr man nur wenige Tage später (im Krieg) diesem Nachrichtenproduzenten von Seite der Grazer Presse wieder unreflektiert Glauben schenkte. Der Arbeiterwille kritisierte, wie erwähnt, diese zentrale Nachrichten- agentur der Monarchie am schärfsten. Einmal brachte er sogar einen argwöhni- schen Artikel der bürgerlichen Zeitung „Die Zeit“ (Wien), in dem unter anderem Folgendes zu lesen war: „Seit mehr als einer Woche wird uns nun Tag für Tag von amtlicher Stelle, nämlich vom k.  k.  Telegraphen-Korrespondenzbureau, zum Frühstück oder zur Jause, je nachdem, eine ganze große Schüssel von Kröten serviert, nämlich eine Auslese ekelerregender Ar- tikel aus zumeist gänzlich unbekannten Belgrader Schmierblättern, und das Amtsblatt unserer Regierung, kaiserliche ‚Wiener Zeitung‘ und ‚Abendpost‘, das sonst beim Ab- druck von Auslandsnachrichten in Farblosigkeit schwelgt, versieht sie Tag für Tag mit einer bei diesem Blatte sonst gar nicht üblichen Einleitung oder pikanten Überschrift, die die besondere Aufmerksamkeit des Lesers auf dieses Belgrader Geschreibsel hinlen- ken soll.“149 Die harsche Kritik an diesem besagten Agenturbüro richtete sich zum einen auf die ausgesandten Dementis und zum anderen auf ihr Auswahlverfahren. Immer wieder missbilligte der Arbeiterwille, dass das Büro seit dem Attentat nur mehr eine „Zeitungsschmutzschau“ liefere, die einer „k.  k.  Hetzkampagne“ gleiche.150 Schließlich würde das k.  k.  Telegraphen-Korrespondenzbureau – so der Vorwurf – nur mehr Zeitungsnachrichten, die im Einklang mit den Interessen Österreich- Ungarns stehen würden, bringen, während kritische Stimmen hingegen scharf un- terdrückt würden. Die monarchiekritischen Aussagen in kleinen, unwichtigen, serbischen „Skandalblätter[n]“151 – von denen man vorher noch nie etwas gehört hatte – würden nun seit dem Attentat täglich unter die Leute gebracht werden. Andere und durchaus gemäßigte Stimmen aus Serbien würde die besagte Nach- richtenagentur dagegen nicht bringen. Gleichermaßen verhielte es sich mit den monarchiekritischen Stimmen aus Italien oder Rumänien, die – so der Vorwurf – nicht mehr vom k.  k.  Telegraphen-Korrespondenzbureau übermittelt werden wür- 149 Dunkle Machenschaften, in: Arbeiterwille, 13.7.1914 (Abendausgabe), 1. 150 Ebd., 2. 151 Ebd., 2.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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