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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
Seite - 117 -
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Lokalisierungsfrage | 117 30.  Juli ein. Von diesem Schritt erfuhren die Grazerinnen und Grazer jedoch erst am 1.  August.235 Bis dorthin rätselten die Zeitungen darüber, ob ein russisches Ein- greifen am „Balkan“ möglich schien. Die Hoffnung, dass Russland sich heraushal- ten werde, war groß: „Die letzten Hoffnungen bestehen nur noch darin, daß sich Rußland der Einmischung enthält und dadurch ein Weltkrieg verhindert wird, dessen Wirkungen auf das gesamte Kultur- und Wirtschaftsleben Europas unabsehbar wären. Allerdings muß gesagt wer- den, daß sich Serbien unbedingt unterworfen hätte, wenn es sich allein Österreich- Ungarn gegenüber gewußt hätte. Aber vielleicht rechnet es darauf, daß sich England und Frankreich bemühen werden, den Brand zu lokalisieren oder Serbien durch eine Intervention eine Brücke zur Unterwerfung schlagen. Vielleicht, vielleicht ... aber heute stehen wir vor der furchtbaren Tatsache des Ausbruches des Krieges mit all seinem Leid und all seinem Schrecken!“236 Begründet sah man dies anfänglich darin, dass die Forderungen des Ultimatums keine russischen Interessen verletzen würden und dass der Zar erfahrungsgemäß „gegen Dynamitattentate und Revolverschüsse auf Herrscher und Thronfolger aus persönlichen Gründen schlecht zu sprechen sein“ müsste.237 Allerdings äußerte man mehrmals die „Hoffnung auf Nichteinmischung Rußlands“238 und speku- lierte über die Haltung der „nordischen Sphinx“239 (Zar). Gemeint war dabei sein rätselaufgebendes Handeln, das sich durch das öffentliche Fehlen konkreter Stel- lungnahmen der russischen Regierung verschärfte: „Die russische Regierung aber schweigt.“240 Die betreffenden Analysen der Redaktionen blieben daher vage. Für die bürgerlichen Zeitungsredaktionen, die die längste Zeit den Russland-Faktor ausblendeten, stand beispielsweise außer Frage, dass Russland „hinter den ser- bischen Hetzereien“241 stehe. Ob Russland aber wirklich militärisch einschreiten würde, konnte keine der Redaktionen abschätzen: „Ob sich aber Rußland für einen Angriffskrieg auf Österreich entscheidet und damit das Deutsche Reich herausfor- 235 Siehe das Kapitel: Großbritannien und Italien. 236 Österreich-Ungarn und Serbien vor dem Krieg!, in: Arbeiterwille, 26.7.1914, 1. 237 In banger Erwartung, in: Arbeiterwille, 25.7.1914, 1. 238 Die Hoffnung auf Nichteinmischung Rußlands, in: Arbeiterwille, 27.7.1914 (Abendausgabe), 1. 239 Stunden der Entscheidung, in: Arbeiterwille, 28.7.1914, 1. 240 Fortgesetzte Verhandlungen wegen Lokalisierung des Krieges, in: Arbeiterwille, 30.7.1914 (Abendausgabe), 1. 241 Der Lostag, in: Grazer Tagblatt, 25.7.1914, 1.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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