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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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| Innenstadt und Bahnhof204 Tam, aber dafür umso „pflichtbewusster“ und „leiser“ in den Krieg ziehen würden. Die Stilisierung der Landbevölkerung, wie man sie an der Rede von der „Säule des Reiches“349 erkennen kann, findet sich nicht nur in den bürgerlichen Tageszeitun- gen. Aus naheliegenden Gründen schlug sich die Rede von der „Einfachheit“ und „Opferwilligkeit“ der „alles“ ertragenden Bauernschaft auch im Sonntagsboten, dem Organ des katholischen Bauernvereins (für Mittel- und Obersteiermark), nie- der. In dem längeren Artikel „Bauerndank“ vom 9.  August hieß es dazu: „Eine ernste Zeit ist angebrochen. Eine Zeit der Kriegsnot, der Gefahr für das Vaterland. Es ist eine schwere Zeit. Mit Bangen und Grauen sehen Tausende von Familien auf die Entwicklung der Dinge. Mit Bangen sieht der Kaufmann, sieht der Handelsmann, der Geschäftsmann und Fabriksinhaber in die Zukunft, wo der Krieg ihn in eine traurige Lage bringen kann, sein Geschäft lahmlegt, ihn um Verdienst und Arbeit bringt. Und was der Unternehmer verspürt, das trifft doppelt den Arbeiter, dessen einziger Halt sei- ner Hände Arbeit und Verdienst ist. Fürwahr eine schwere Zeit. Aber da ist noch ein Stand, noch ein Beruf, der gerade in den kritischen Zeiten eine helle Hoffnung des Vater- landes bedeutet, der Bauernstand. Mag in Friedenszeiten, in Zeiten guten Handels- und Geschäftsganges, die schwerfällige bäuerliche Betriebsweise mit ihrem mageren Erfolg mitleidig belächelt werden, in kritischen, kriegerischen Zeiten ist Staat und Regierung, Städter und Kaufmann froh, wenn ein kräftiger zahlreicher Bauernstand existiert. [...] Auf seinen breiten, kräftigen Schultern trägt er die Hauptlast des Krieges und er trägt sie willig, gern und mit Begeisterung.“350 Eine Stilisierung der Landbevölkerung unternahm auch Peter Rosegger in seiner Zeitschrift „Heimgarten“. Einmal erweiterte er den „stillen“ Kreis um die Einbe- rufenen sowie um das einkommensschwächere Milieu. So schrieb er in der Sep- temberausgabe des Heimgartens: „Im ganzen waren die Einberufenen, die man überall sah, voll ruhiger, ernster Zuversicht. Am meisten rührt mich die stille Hel- denhaftigkeit des ärmeren Volkes, das alles, was von ihm verlangt wird, klaglos hingibt.“351 Nach dem großen Truppenabmarsch (11.  August) kehrte trotz gradu- ellen Stabilitätsverlusts der bisher gekannten Alltagsbewältigung in gewisser Weise Artikel: Stille Helden, in: Grazer Vorortezeitung, 9.8.1914, 4; Stille Helden, in: Deutsche Zeitung, 9.8.1914, 1. 349 Arbeit!, in: Tagespost, 14.8.1914, 1. Vgl. auch: Stimmungsbilder vom Lande, in: Grazer Volks- blatt, 15.8.1914, 1. 350 Bauerndank, in: Sonntagsbote, 9.8.1914, 1. 351 Heimgärtners Tagebuch, in: Heimgarten (1914), Nr.  12, 937.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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