Seite - 254 - in Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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| Innenstadt und
Bahnhof254
geleitet.634 Wenngleich einschlägige Presseappelle, zum Beispiel vom Universitäts-
rektor635 und dem Steiermärkischen Automobil-Klub636, die Grazer und Grazerin-
nen zur freiwilligen Hilfeleistung an der Transportkolonne animieren sollten, ließ
sich feststellen, dass sich mit der Zeit immer weniger Menschen für die Transport-
kolonne engagierten. Die Anzahl ihrer Mitglieder belief sich Ende Oktober auf 196
Mann.637 Im Juli 1915 verfügte sie dagegen nur mehr über an die 90 Mitglieder.638
Bis Ende November 1914 bewerkstelligte die Transportkolonne 29 Mal den im
Durchschnitt eineinhalb Stunden dauernden Abtransport.639 Als Transportmittel
nahm man alles, was man kriegen konnte. Zum Fuhrpark zählten die bespannten
und motorisierten Wagen der Freiwilligen Feuerwehr640, Möbelwagen, Privat- und
Militärautos sowie Automobile der Firma Puch.641 Für die Fahrzeuge mussten erst
einmal Lenker gefunden werden (von Lenkerinnen war nicht die Rede).642 An-
fang September stellte auch die Grazer Tramway-Gesellschaft (Grazer Stadtbahn)
„zwei große Separattrains“643 für den Abtransport zur Verfügung. Der Transport
mit der Straßenbahn wurde dennoch nicht zur Regelmäßigkeit. Schlussendlich
stellte die Tramway-Gesellschaft nur in Ausnahmefällen ihre Straßenbahnen zur
634 Die Verwundetentransportkolonne vom Roten Kreuz, in: Arbeiterwille, 31.10.1914 (Abendaus-
gabe), 4.
635 Die Studierenden der Universität, in: Arbeiterwille, 22.10.1914, 3.
636 An alle Kraftwagenbesitzer!, in: Grazer Tagblatt, 10.9.1914 (Abendausgabe), 2.
637 Die Verwundetentransportkolonne vom Roten Kreuz, in: Arbeiterwille, 31.10.1914 (Abendaus-
gabe), 4.
638 Elf Kriegsmonate Rotes Kreuz, in: Grazer Tagblatt, 11.7.1915 (2. Morgenausgabe), 5, 6.
639 Die Leistungen des Roten Kreuzes in Steiermark vom Kriegsausbruch an bis 30.
November 1914,
in: Arbeiterwille, 2.2.1915, 3. Eine Quellenanlaufstelle zur Erforschung des „steirischen“ Roten
Kreuzes bietet die von Ernst Simson, Vorstand des Reichsdeutschen Hilfsausschusses für Steier-
mark in Graz, verfasste Berichtsserie: Vom Roten Kreuz, in: Grazer Tagblatt, 27.6.1915 (2. Mor-
genausgabe), 9; Ein Gang durch das Reservespital „Universität“, in: Grazer Tagblatt, 11.7.1915
(2.
Morgenausgabe), 9; Vom Roten Kreuz, in: Grazer Tagblatt, 18.7.1915 (2.
Morgenausgabe), 11;
Vom Roten Kreuze, in: Grazer Tagblatt, 28.7.1915 (2.
Morgenausgabe), 15; Vom Roten Kreuz, in:
Grazer Tagblatt, 1.8.1915 (2.
Morgenausgabe), 9; Vom Roten Kreuz, in: Grazer Tagblatt, 5.9.1915
(2. Morgenausgabe), 9.
640 Die Freiwillige Feuerwehr erhielt 1913 ihr erstes und 1914 (noch vor Kriegsausbruch) ihr zweites
Rettungsauto. Die beiden Rüsthäuser der Freiwilligen Feuerwehr befanden sich am Dietrich-
stein- und am Griesplatz.
641 Die Verwundetentransportkolonne vom Roten Kreuz, in: Arbeiterwille, 31.10.1914 (Abendaus-
gabe), 4; Ankunft Verwundeter, in: Arbeiterwille, 9.12.1914, 3; Puch-Tankwagen für das Heer, in:
Allgemeine Automobil-Zeitung, 6.12.1914, 22.
642 Automobillenker fürs Rote Kreuz gesucht!, in: Grazer Tagblatt, 5.9.1914 (Abendausgabe), 2.
643 Ankunft eines großen Verwundetentransportes, in: Grazer Volksblatt, 5.9.1914 (12-Uhr-Aus-
gabe), 3.
Graz 1914
Der Volkskrieg auf der Straße
- Titel
- Graz 1914
- Untertitel
- Der Volkskrieg auf der Straße
- Autor
- Bernhard Thonhofer
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln- Weimar
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20569-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 510
- Schlagwörter
- Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Rahmenbedingungen 15
- Sarajevoer Attentat und Graz 69
- Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
- Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
- Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
- Intensive Julipolemik 88
- Der „Demarche-Rummel“ 99
- Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
- Fallende Börsenkurse 110
- Ultimatum an Serbien 112
- Lokalisierungsfrage 116
- Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
- Zur Trauerstimmung 122
- Innenstadt und Bahnhof 135
- Kein Telefonnetz 135
- Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
- Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
- Offengelegte Zeitungspolitik 151
- Unklare Mobilisierungsplakate 154
- Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
- Grazer „Feldlager“ 166
- Die letzten Tage im Juli 170
- Großbritannien und Italien 176
- Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
- Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
- Abschiedsszenen 194
- Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
- Ein „Denkmalfrevel“ 212
- Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
- Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
- Präventivzensur 227
- Erste „Soldatenerzählungen“ 234
- Grazer Frauenhilfskomitee 245
- Transportkolonne am Bahnhof 252
- Alltag und Einheitsprüfungen 257
- Arbeitslosigkeit 257
- Andrang auf die Geldinstitute 267
- Ausstattungsfrage und Postämter 276
- Hamsterkäufe 284
- Mietzins 299
- Kirchen und Friedhöfe 303
- Verlustlisten 318
- Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
- Ausschreitungen 333
- Demonstrationen vor Geschäften 340
- Über die „Sprachbereinigung“ 346
- Modeboykott 354
- Soldaten abseits der Truppe 363
- Neue Wachposten 374
- Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
- Pfadfinder und Wandervogel 389
- Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
- Diebstahl und Betrug 404
- Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
- Schlussbetrachtung 423
- Anhang 453