Seite - 256 - in Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
Bild der Seite - 256 -
Text der Seite - 256 -
| Innenstadt und
Bahnhof256
ckieren der Einsatzkräfte wurde von der Presse missbilligt und zum Teil wurden
auch einige Zivilpersonen, die den Abtransport oder das Eintreffen störten, von
der Grazer Wache abgeführt. Zu guter Letzt kam es zu einer geringfügigen Abän-
derung der Fahrordnung. Ab Mitte September mussten alle Soldatentrains links
marschieren.651 Die rechte Seite überließ man den fahrenden und reitenden Ordo-
nanzen. Die Abänderung, die nach wie vor ihre Unfälle kannte652, wurde von den
Zeitungen weder kritisiert noch gelobt. Vereinzelt missbilligten sie aber die Ge-
schwindigkeit, mit der die Transportautos durch die Stadt fuhren, zumal infolge
der schnell fahrenden Autos mehrere Personen überfahren wurden.653 Der Arbei-
terwille brachte zudem in seiner Rubrik „Grazer Lokalnachrichten“ einen Erlass
des Wiener Militärkommandos, demzufolge sich die Militärautos an die vorgege-
benen Geschwindigkeitsvorgaben halten sollen: „Noch immer kommt es vor, daß
militärisch gelenkte Automobile nicht das vorgeschriebene Fahrtempo einhalten,
sondern in den meisten Fällen in einem Tempo dahinrasen, das jede Sicherheit
ausschließt.“654 Weiter stand geschrieben: „Namentlich die für den Verwundeten-
transport bestimmten Sanitätsautomobile sausen mit einer ganz ungerechtfertig-
ten Fahrgeschwindigkeit durch die Straßen.“
651 Neue wichtige Bestimmungen über den Fuhrwerksverkehr, in: Grazer Tagblatt, 15.9.1914, 16;
Einheitliche Fahrordnung in der Monarchie, in: Grazer Tagblatt, 9.10.1914, 2. Vgl. ebenso die Di-
rektive: Maßnahmen zur Aufrechterhaltung eines ungestörten Straßenverkehres, Erlass der Statt-
halterei vom 19.9.1914, in: Verordnungsblatt der k. k. steiermärkischen Statthalterei (23.9.1914),
333.
652 Vgl. z. B. Zusammenstoß mit dem Rettungsauto, in: Arbeiterwille, 25.11.1914 (Abendausgabe),
2.
653 Ein Belgier vom Rettungswagen überfahren, in: Grazer Tagblatt, 4.9.1914 (Abendausgabe), 7:
„Vor den Annensälen [in der Nähe des Hauptbahnhofs] wurde heute mittags ein [… Soldat] von
einem Rettungswagen überfahren und sehr schwer verletzt.“
654 Die Geschwindigkeit der Militärautomobile, in: Arbeiterwille, 9.12.1914, 3.
Graz 1914
Der Volkskrieg auf der Straße
- Titel
- Graz 1914
- Untertitel
- Der Volkskrieg auf der Straße
- Autor
- Bernhard Thonhofer
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln- Weimar
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20569-2
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 510
- Schlagwörter
- Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Rahmenbedingungen 15
- Sarajevoer Attentat und Graz 69
- Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
- Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
- Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
- Intensive Julipolemik 88
- Der „Demarche-Rummel“ 99
- Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
- Fallende Börsenkurse 110
- Ultimatum an Serbien 112
- Lokalisierungsfrage 116
- Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
- Zur Trauerstimmung 122
- Innenstadt und Bahnhof 135
- Kein Telefonnetz 135
- Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
- Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
- Offengelegte Zeitungspolitik 151
- Unklare Mobilisierungsplakate 154
- Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
- Grazer „Feldlager“ 166
- Die letzten Tage im Juli 170
- Großbritannien und Italien 176
- Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
- Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
- Abschiedsszenen 194
- Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
- Ein „Denkmalfrevel“ 212
- Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
- Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
- Präventivzensur 227
- Erste „Soldatenerzählungen“ 234
- Grazer Frauenhilfskomitee 245
- Transportkolonne am Bahnhof 252
- Alltag und Einheitsprüfungen 257
- Arbeitslosigkeit 257
- Andrang auf die Geldinstitute 267
- Ausstattungsfrage und Postämter 276
- Hamsterkäufe 284
- Mietzins 299
- Kirchen und Friedhöfe 303
- Verlustlisten 318
- Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
- Ausschreitungen 333
- Demonstrationen vor Geschäften 340
- Über die „Sprachbereinigung“ 346
- Modeboykott 354
- Soldaten abseits der Truppe 363
- Neue Wachposten 374
- Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
- Pfadfinder und Wandervogel 389
- Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
- Diebstahl und Betrug 404
- Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
- Schlussbetrachtung 423
- Anhang 453