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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
Seite - 327 -
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Infiltrierendes „Spinnennetz“ | 327 Grazer Presse sprach – wie die Informationspolitik der Behörden404 – einerseits Warnungen, andererseits Entwarnungen aus. Dass Appelle zur Wachsamkeit und Besonnenheit in ein und demselben Artikel parallel verlaufen konnten, sei am Ar- beiterwillen dargestellt: „Bei der großen Erregung der Bevölkerung ist es nur natürlich, daß die Sorge vor der Spionage bei ängstlichen Gemütern in eine Spionenfurcht umschlägt, die in jedem Men- schen, dessen Nase einem auffällt, einen Spion sieht. [...] Also: Vorsichtig sein und Spi- one unschädlich machen – aber auch vernünftig und besonnen sein, nicht in jedem Menschen gleich einen Spion wittern und vor allem keine Exzesse und Bedrohungen Verhafteter, da es auch Unschuldige sein können!“405 Dieses vorläufige Resümee des Arbeiterwillens rekurrierte wie andere Zeitungsap- pelle auf den Anstieg an Denunziationen innerhalb der steirischen Bevölkerung.406 Unter den in Gewahrsam genommenen Zivilpersonen, die unter Spionageverdacht standen, befand sich zum Beispiel der Grazer Bildhauer Johannes Neuböck.407 Er wurde in einem Kaffeehaus in Eisenerz von einem Wachmann zur Ausweisleis- tung angehalten, weil man ihn für einen serbischen oder russischen Spion hielt. Da er sich nicht ausweisen konnte, nahm ihn der Wachmann in Gewahrsam.408 Erst nach einiger Zeit wurde Neuböck wieder freigelassen. Missverständnisse wie dieses kamen in den Zeitungen mehrmals zur Sprache. Es ist irritiert daher nicht, dass die Redaktionen aufgrund des „zahlreiche[n] Herumtreiben[s] verschiedener staatsgefährlicher Elemente“ dazu rieten, die entsprechenden Ausweise stets bei sich zu tragen.409 Dass man den Ausweis griffbereit haben sollte, hatte auch noch andere Gründe. Schließlich wurden zur Aufrechterhaltung von „Ruhe und Ord- 404 Moll (2007a), 248. 405 Spionage und Spionenfurcht, in: Arbeiterwille, 9.8.1914, 1. 406 Zu den unterschiedlichen Spielarten und Motivlagen der Denunziationen in der Steiermark: Moll (2007a), 208–229. Eine knappe Zusammenfassung über die Denunziationen in Wien bietet: Healy (2007), 148–159. 407 Johannes Neuböck (1891–1979), Bildhauer, schnitzte 1915 den von Oskar Stolberg modellierten „Landsturmmann in Eisen“, der am Grazer Bismarckplatz (seit 1947: Am Eisernen Tor) aufge- stellt wurde. 1927 schuf er das Kriegerdenkmal in Arnfels. Vgl. Riesenfellner (1994), 17, 43 sowie den Lexikonartikel „Neuböck“ in: Reismann/Mittermüller (2003), 343. 408 Bildhauer Hans Neuböck als Spion verhaftet, in: Grazer Volksblatt, 8.8.1914, 4. Vgl. parallel: Bild- hauer Hans Neuböck als Spion verhaftet, in: Kleine Zeitung, 9.8.1914, 4. Abseits der Zeitungen vgl. Moll (2007a), 240 f. und (2001), 324. 409 Publikum Achtung!, in: Grazer Volksblatt, 10.8.1914 (18-Uhr-Ausgabe), 2. Vgl. parallel: Publi- kum Achtung!, in: Kleine Zeitung, 11.8.1914, 6.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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