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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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| Alltag und Einheitsprüfungen330 „Ausforschung der Dame“ ein.422 Geschichten, in denen Menschen etwas Ess- bzw. Konsumierbares geschenkt bekamen und dessen Verzehr Übelkeit hervorrief, fin- den sich einige Male in den Grazer Zeitungen. Zur Entspannung der „nervenauf- reibenden“ Zeit trugen sie nicht bei. Dem war so, weil man nie wusste, was nun genau hinter diesen Vergiftungsgeschichten steckte. War es die Tat eines Spions? Oder war einfach nur der Tabak alt? Die Angst vor Sabotage und Attentaten sowie prinzipiell die Infiltrationsängste führten zu zahlreichen Verhaftungen. Rückblickend lässt sich klar deren antislo- wenische Stoßrichtung erkennen. Graz lag mit 100 (nachweisbaren) Verfahren im steirischen Landesdurchschnitt.423 Das Gros der antislowenischen Repressions- maßnahmen424 verteilte sich auf die südsteirischen Bezirke.425 Rund 80  Prozent al- ler zwischen Sarajevoer Attentat und Jahresende 1914 in der Steiermark erfolgten (im Sinne von heute noch nachweisbaren) Festnahmen fielen in die Monate Juli und August.426 Wie viele Festnahmen es letztendlich wirklich gab, lässt sich heute nicht mehr sagen, zumal für einige steirische Regionen kein Aktenmaterial mehr vorliegt. Folgt man den im Jahr 1917 im Reichsrat vorgetragenen Interpellationen des slowenischen Abgeordneten Karl Verstovšek, wurden bis Jahresende 1914 in der Steiermark rund 2.000 Slowenen verhaftet.427 Von den Verhaftungen waren für gewöhnlich um die 40 Jahre alte Männer aus der Unter- und Mittelschicht betrof- fen.428 Es ging in den meisten Fällen weniger um rechtliche Ahndung, sondern vielmehr um die Zurückdrängung des „Slowenischen“. Fatal erwies sich hierbei 422 Ebd. 423 Moll (2007a), 429. Grundlegendes zu den behördlichen Auswirkungen von „Sarajevo“ (Direkti- ven, Befehle, das Anfertigen von langen schwarzen Listen von bereits im Vorfeld als politisch ver- dächtig bzw. „serbenfreundlich“ geltenden Personen aus dem In- und Ausland, die mehrheitlich aber auf haltlose Denunziationen zurückgingen) in: Moll (2007a), 172–207, 251–300; (2002a); (2002b) und (2000b). 424 Verhaftungen, Hausdurchsuchungen, Einvernahmen, Vereinssistierungen, „Konfinierungen“ etc. 425 Die Grazer Presse berichtete unaufhörlich über diese Maßnahmen in der Steiermark, Kärnten und Krain (Dežela Kranjska). Eine Ausnahme stellten lediglich die Sistierungen „slawischer“ Vereine in Graz dar. Über sie las man nichts in den Grazer Zeitungen. Zu den anderen Maßnah- men vgl. exemplarisch: Hausdurchsuchungen, in: Grazer Tagblatt, 31.7.1914 (Abendausgabe), 4: Die Staatspolizei in Ljubljana „hat beim gewesenen Bürgermeister Ivan Hribar eine umfassende Hausdurchsuchung vorgenommen, desgleichen auch bei anderen maßgebenden slowenischen Persönlichkeiten, über das Ergebnis ist noch nichts bekannt.“ 426 Moll (2007a), 424–445. 427 Ebd., 466–499. 428 Ebd., 445.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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