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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
Seite - 373 -
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Soldaten abseits der Truppe | 373 vielen Fällen wurden diese Soldaten in die „Landes-Irrenanstalt Feldhof“ bei Graz überstellt. Etwaige Anstaltsbesuche mussten der Presse zufolge bereits in der ers- ten Kriegswoche aufgrund der dezimierten Belegschaft „bis auf weiteres eingestellt werden“.649 Für die „Irre[n]“ bedeutete dies mitunter, dass sie angebunden wurden.650 Die Anstaltsversorgung brach ab der zweiten Kriegshälfte völlig zusammen.651 Ferner berichtete die Presse von Soldaten, die in Graz oder außerhalb von Graz Suizid begin- gen.652 In der Regel führte die Presse keine Gründe an, warum die Soldaten den Sui- zid wählten. Ein Kaderkommandant des 9.  Feldjägerbataillons erschoss sich am Gra- zer Schlossberg (am Philosophenweg). Er trug seine Felduniform. Ein pensionierter Major wählte in seiner Wohnung in der Nibelungengasse den Suizid. Ein Oberleut- nant schoss sich in seiner Wohnung in Geidorf in die Schläfe. Ein Oberstleutnant schoss sich in seiner Wohnung am Glacis in die Herzgegend. (Bei dem „Oberleut- nant“ und dem „Oberstleutnant“ handelte es sich nicht um dieselbe Person). Wie bereits erwähnt, beging auch ein Hauptmann in der Grazer Stiegenkirche Suizid. Abseits der Grazer Fälle galten die anderen Soldatensuizide als erwähnenswerte Er- eignisse.653 Außerdem entnimmt man der Presse zahllose Soldatenunfälle jedweder Intensität.654 Als Unfallursache nannte die Presse entweder eine Unvorsichtigkeit des Soldaten oder erhöhten Alkoholkonsum. So haben sich zum Beispiel der Presse zu- folge in Graz mehrere Soldaten aus Unvorsichtigkeit angeschossen oder eine Opium- überdosis herbeigeführt.655 Jenen hilfsbedürftigen Soldaten, die sich verletzten oder erschöpft zusammenbrachen, galt es zu helfen. Die Soldaten, die sich prügelten, stah- len, andere überfielen oder die Nachtruhe störten, wurden kritisiert (wenn möglich 649 Einstellung der Besuche in der Lande[s]-Irrenanstalt Feldhof, in: Grazer Tagblatt, 27.7.1914 (Abendausgabe), 4. 650 Studenten als Samariter, in: Grazer Montags-Zeitung, 10.8.1914, [ohne Seitenangabe]. 651 Watzka (2006), 40. 652 Zum Folgenden vgl. Freiwilliger Tod eines Hauptmannes, in: Grazer Tagblatt, 3.8.1914 (Abend- ausgabe), 7; Selbstmord eines Hauptmannes, in: Arbeiterwille, 3.8.1914 (Abendausgabe), 4; Selbstmord eines pensionierten Majors, in: Arbeiterwille, 22.9.1914, 3; Selbstmord, in: Grazer Tagblatt, 14.8.1914, 11; Lebensüberdruß eines Oberstleutnants, in: Grazer Tagblatt, 13.8.1914, 3. 653 Vgl. nur: Selbstmord eines Hauptmannes in Leoben, in: Grazer Volksblatt, 29.7.1914 (Abendaus- gabe), 3. 654 Hinzu kommen noch die Arbeitsunfälle in den Betrieben und Fabriken. Folgende Unfälle zählen zu den schlimmsten der Monarchie: Am 17.  Juli 1917 kam es in der Blumauer Pulverfabrik zu einer Explosion, die über 100 Menschen tötete. Am 18.  September 1918 kam es in der Muni- tions- und Sprengmittelfabrik Wöllersdorf zu einer Explosion, die nach offiziellen Angaben 277 Menschen, vorwiegend Frauen, tötete. Vgl. Hautmann (1987), 56. 655 Drei Beispiele seien hier genannt: Andritz. (Durch Unvorsichtigkeit sich angeschossen.), in: Gra- zer Vorortezeitung, 23.8.1914, 1; Vergiftung durch Opium, in: Arbeiterwille, 2.8.1914, 4; Aus Unvorsichtigkeit, in: Arbeiterwille, 24.9.1914 (Abendausgabe), 3.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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