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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
Seite - 381 -
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Neue Wachposten | 381 mit Gewehren und Munition ausgestattet.698 Vereine, die behördlichen Anfragen durch direkte Absage oder durch Ausbleiben einer Antwort699 nicht nachkamen, attestierte man von einigen steirischen Bezirkshauptmannschaften fehlende „pa- triotische“ Gesinnung. So berichtete zum Beispiel die BH  Liezen, dass in ihrem politischen Bezirk „keine patriotisch gesinnten Radfahrerverbände bestehen, wel- che sich im Bedarfsfalle freiwillig zum militärischen Verbindungsdienste verwen- den lassen würden“, da „im Bezirke nur ein Radfahrerverein“ existiere und „das ist der sozialdemokratische Arbeiter-Radfahrerverein in Rottenmann.“700 An diesem Aktenblatt erkennt man, wie sehr sich das Politverständnis eines Beamten in den Behördengang niederschlagen konnte. In diesem Fall bezeichnete der Beamte den sozialdemokratischen Radfahrerverein verklauselt als „unpatriotisch“. Dem sei so, weil der Verein nicht an der Aufrechterhaltung von „Ruhe und Ordnung“ inte- ressiert sei bzw. sich nicht an ihr beteiligen wolle. Der Verein machte sich zwar nicht vor dem niedergeschriebenen Gesetz schuldig, aber er sei dennoch „unpat- riotisch“, weil er eben nicht gemäß den Einheitsvorstellungen des Beamten agierte. Bezüglich der Aufrechterhaltung von „Ruhe und Ordnung“ nahmen die neu geschaffenen Wachposten eine zentrale Rolle ein. Die von der Grazer Wache und dem Landsturm gestellten Wachposten standen primär an Bahngleisen, an Brü- ckenköpfen, bei Telegrafenleitungen, vor öffentlichen Gebäuden und vor Brunnen. Es galt die Ausweispflicht (Gleichwohl wurde der Ausweis nicht immer kontrol- liert). Ebenso untersagte die Statthalterei die Ausübung der Jagd in der Nähe von militärisch bewachten Eisenbahnen, Brücken und Wasserwerken.701 Zwischen den Wachposten und den Passierenden kam es oft zu Zusammenstößen, denen für ge- wöhnlich schlichte Missverständnisse zu Grunde lagen. Nur in wenigen Fällen leisteten Zivilpersonen den Aufforderungen der Wachposten dezidiert nicht Fol- ge.702 Manche dieser Zusammenstöße endeten mit Warnschüssen, andere wiede- 698 Militärkommando Graz an Statthalterei-Präsidium, 1.11.1914 und 9.11.1914, in: StLA, Präs. E91/2054/1914. 699 BH Judenburg an Statthalterei-Präsidium, [Ende August 1914], in: StLA, Statt. Präs. E91/2054/1914. 700 BH Liezen an Statthalterei-Präsidium, 1.9.1914, in: StLA, Statt. Präs. E91/2054/1914. 701 Kundmachung, in: Verordnungsblatt der k.  k.  steiermärkischen Statthalterei (14.10.1914), 361. Vgl. auch: Kundmachung, in: Amtsblatt der landesfürstlichen Hauptstadt Graz (20.10.1914), 434. Für die Zeitungen vgl. Die Jagd zur Kriegszeit, in: Grazer Tagblatt, 20.10.1914 (2.  Morgenaus- gabe), 3. 702 Ein Beispiel: „Donnerstag gegen 11  Uhr nachts spielte sich in der Eggenberger-Unterfahrt ein Vorfall ab, der recht deutlich beweist, wie wenig ein Teil der Bevölkerung den vielen ergangenen Belehrungen hinsichtlich des Verhaltens gegenüber den Militärwachen Beachtung schenkt, und wie unvernünftig manche Menschen sind. Gegen 11  Uhr nachts passierte ein Herr, dazu noch
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Titel
Graz 1914
Untertitel
Der Volkskrieg auf der Straße
Autor
Bernhard Thonhofer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln- Weimar
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
510
Schlagwörter
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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