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Quellenlage 25
Meyer sowie der Nachlässe verschiedener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Insti-
tuts, darunter Karl Przibram, Elisabeth Rona und Berta Karlik, untersuche ich die
Qualität und Intensität der Wiener Kontakte zur internationalen Radioaktivistenge-
meinschaft, aber auch zu Kolleginnen und Kollegen in Österreich.
Für das II. Physikalische Institut und andere in die Radioaktivitäts- und Kernfor-
schung involvierte Institute der Universitäten Wien, Graz und Innsbruck fehlen ver-
gleichbar umfangreiche, in sich geschlossene Bestände, aus denen man Einzelheiten
über die Kooperationsbeziehungen mit dem Institut für Radiumforschung oder ande-
ren nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen gewinnen könnte. Die
Überlieferung des Instituts für Radiumforschung schließt hier einige Lücken. Aus der
Korrespondenz von Institutsangehörigen aus Wien, Graz und Innsbruck mit der öster-
reichischen und reichsdeutschen Ministerialbürokratie, die im Österreichischen Staats-
archiv liegt, lassen sich zudem die Finanzlage der Institute und die personelle Situation
rekonstruieren. Zudem liegen den Anträgen der Institute zur Finanzierung ihrer For-
schungsprogramme oft detaillierte Forschungsberichte bei, aus denen man einen Über-
blick über die damaligen Forschungsaktivitäten bekommt. Zwar verfügt das Universi-
tätsarchiv Wien nicht über gesonderte Bestände zu den naturwissenschaftlichen Insti-
tuten, doch enthalten die dort vorhandenen Personalakten und Nachlässe der Institut-
sangehörigen wichtige biographische Daten. Splitternachlässe, darunter der Bestand
des für die Wiener Kernforschung in den 1930er und 1940er Jahren maßgeblichen
Physikers Georg Stetter, wurden im Archiv der Zentralbibliothek für Physik eingese-
hen.
Die Überlieferung in österreichischen Archiven findet reiche Entsprechung in euro-
päischen, russischen und US-amerikanischen Archiven. Für die Zeit von 1938 bis 1945
sah ich die Bestände des Reichsministeriums für Erziehung, Wissenschaft und Unter-
richt im Bundesarchiv Berlin sowie kleinere Teilbestände im Militärarchiv Freiburg i.
Br. ein. Sie geben Einblicke in das Ausmaß der Vertreibung jüdischer und politisch
missliebiger Physikerinnen und Physiker aus Österreich. Aus ihnen lässt sich auch re-
konstruieren, welche materiellen Ressourcen jenen Wissenschaftlern zur Verfügung
standen, die in das deutsche Kernenergieprojekt eingebunden waren. Die Akten staat-
licher Provenienz werden durch Briefwechsel von Radioaktivistinnen und Radioakti-
visten aus Österreich mit ihren britischen, französischen, belgischen, deutschen und
skandinavischen Kolleginnen und Kollegen ergänzt, die im Archiv des Institut du
Radium (Musée Curie) in Paris, im Rijksarchief Brüssel, im Churchill Archives Centre
und im Archiv der University Library Cambridge, im Niels-Bohr-Archiv Kopenhagen,
im Archiv der Universitätsbibliothek Göteborg, im Archiv des Centrum för Vetens-
kapshistoria in Stockholm, im Archiv des Deutschen Museums München und im Ar-
chiv der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin liegen. Eine wertvolle Ergänzung dieser
Kerne, Kooperation und Konkurrenz
Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
- Titel
- Kerne, Kooperation und Konkurrenz
- Untertitel
- Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
- Autor
- Silke Fengler
- Herausgeber
- Carola Sachse
- Mitchell G. Ash
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-79512-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Institute for Radium Research, nuclear research in Austria, History of science, National Socialism, The Cold War --- Radiuminstitut, Kernforschung in Österreich, Wissenschaftsgeschichte, Nationalsozialismus, Wissenschaftskooperation, Kalter Krieg
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- 1. Kernforschung in Österreich im Spannungsfeld von internationalerKooperation und Konkurrenz 9
- 2. Österreich-Ungarn und die internationale Radioaktivitätsforschung, 1899–1918 30
- 3. Von der Radioaktivitäts- zur Atomzertrümmerungsforschung, 1919–1932 93
- 3.1 Die Naturwissenschaften in Österreich nach 1918 94
- 3.2 Das regionale Netzwerk festigt sich 97
- 3.3 Das Zentrum (re-)formiert sich 109
- 3.4 Das Zentrum in Aktion : Atomzertrümmerungsforschung als internationales Projekt 140
- 3.5 Die Anfänge der Atomzertrümmerungsforschung als Geschäft der Reichen 176
- 4. Kernforschung in Österreich, 1932–1938 178
- 4.1 Das Zentrum behauptet sich 179
- 4.1.1 Neue Standards für die Internationale Radiumstandard- Kommission 179
- 4.1.2 Neue Mitglieder für die Internationale Radiumstandard- Kommission 182
- 4.1.3 Der Ruf nach höchsten Spannungen in der internationalen Kernphysik 185
- 4.1.4 Die Wiener Reaktionen 190
- 4.1.5 Das Polonium-Netzwerk im Dienst der Neutronenforschung 193
- 4.1.6 Höhenstrahlungsforschung zwischen Peripherie und Zentrum 200
- 4.2 Das Zentrum verliert den Anschluss 206
- 4.3 Kernforschung in Österreich als nationales Projekt 226
- 4.4 Wüstentrockenheit auf dem Gebiet der Atomzertrümmerung 234
- 4.1 Das Zentrum behauptet sich 179
- 5. Kernforschung im Kontext des »Dritten Reiches«, 1938–1945 236
- 6. Kernforschung für die Alliierten – ein Epilog 307
- 7. Schluss 322
- 8. Anhang 334
- Abkürzungsverzeichnis 334
- Verzeichnis der benutzten Archivbestände 336
- Literaturverzeichnis 340
- Personenregister 369