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Kerne, Kooperation und Konkurrenz - Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
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Von der Radioaktivitäts- zur Atomzertrümmerungsforschung, 1919–1932160 daneben jedoch mit ähnlichen Messstationen in Nordschweden, Königsberg, Pots- dam, Dublin und Amsterdam.331 Es bedurfte beträchtlicher finanzieller Unterstützung aus dem Ausland, um die Atomzertrümmerungs- und die kosmische Höhenstrahlungsforschung, die beide in der Radioaktivitätsforschung wurzelten, in Wien respektive Innsbruck zu etablieren. Das IEB spielte hierbei eine Schlüsselrolle. Die Stiftung verfolgte eine ganz eigene Strategie, um die Weiterentwicklung der Naturwissenschaften im kriegszerstörten Europa sicher- zustellen. Im Fall der Atomzertrümmerungsforschung dienten die US-amerikanischen Gelder dazu, Wien im Wettbewerb mit anderen Standorten zu stärken. Von der Kon- kurrenz starker wissenschaftlicher »Gegner« versprach man sich in New York entschei- dende Entwicklungsimpulse. Für die Entscheidungsträger des IEB war es daher sekun- där, was die internationale scientific community von den Wiener Forschungsergebnis- sen hielt. Vor diesem Hintergrund ist die von Roger H. Stuewer formulierte These zu relativieren, wonach die Kontroverse mit dem Cavendish Laboratory den Ruf Wiens ruiniert und das jahrelange »Investment« der Wiener Gruppe in die Atomzertrümme- rungsforschung zerstört habe.332 Das große Vertrauen, das die Wiener Atomzertrümmerer ihren Apparaten entgegen- brachten, mag dazu beigetragen haben, dass sie sich auf die Kontroverse mit Ruther- fords Gruppe in Cambridge überhaupt einließen.333 Meyer hielt in der mitunter sehr hitzig geführten Debatte stets seine schützende Hand über die Gruppe und verteidigte ihre Vorgehensweise gegen seine britischen Kollegen.334 Entscheidend war aber, welche Schlüsse man in Wien und Cambridge aus der Kontroverse für die weitere Forschungs- arbeit zog. In Cambridge suchte Rutherford verstärkt die Zusammenarbeit mit theoretisch ar- beitenden Physikern, um einen Ausweg aus dem Dilemma widersprüchlicher Messer- gebnisse zu finden.335 Auch in Berlin wurden die laufenden Versuche von intensiven theoretischen Diskussionen begleitet.336 In Paris begann Frédéric Joliot 1933 ebenfalls 331 Vgl. AÖAW, FE-Akten, IR, NL Meyer, K 13, Fiche 205 : Hess an Jones vom 4.6.1932. Darüber hinaus bestand eine Zusammenarbeit mit Erich Regener in Stuttgart. Vgl. RAC, RF, RG 1.1, Series 705D, Box 3, Folder 20 : Hess an Jones vom 26.7.1933. Besonders eng gestaltete sich die Kooperation mit dem Assistenten Rieder aus Wien, der eine Wilsonkammer in Hess’ Labor installierte. Vgl. RAC, RF, RG 1.1, Series 705D, Box 3, Folder 20 : Hess an Rockefeller Foundation vom 29.10.1934. 332 Vgl. zur Zerstörung von Petterssons »Investment« in die Atomzertrümmerungsforschung durch die ver- lorene Kontroverse mit Chadwick/Rutherford Stuewer 1985, 290, 293. 333 Vgl. Crawford 1992a, 101–102. 334 Vgl. AÖAW, FE-Akten, IR, NL Meyer, K 18, Fiche 294 : Meyer an Rutherford vom 24.7.1924 ; CAC, MTNR 5/12/3, Bl. 72–73 : Meyer an Meitner vom 13.1.1928. 335 Vgl. Hughes 1993. 336 Vgl. AÖAW, FE-Akten, IR, NL Meyer, K 19, Fiche 309 : Smekal an Meyer vom 15.1.1929.
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Kerne, Kooperation und Konkurrenz Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kerne, Kooperation und Konkurrenz
Untertitel
Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
Autor
Silke Fengler
Herausgeber
Carola Sachse
Mitchell G. Ash
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-79512-4
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Institute for Radium Research, nuclear research in Austria, History of science, National Socialism, The Cold War --- Radiuminstitut, Kernforschung in Österreich, Wissenschaftsgeschichte, Nationalsozialismus, Wissenschaftskooperation, Kalter Krieg
Kategorien
Naturwissenschaften Chemie
Naturwissenschaften Physik

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Kernforschung in Österreich im Spannungsfeld von internationalerKooperation und Konkurrenz 9
    1. 1.1 Internationalisierungsprozesse in der Radioaktivitäts- und Kernforschung : Eine Skizze 9
    2. 1.2 Begriffsklärung und Fragestellungen 10
      1. 1.2.2 Ressourcenausstattung und Ressourcenverteilung 12
      2. 1.2.3 Zentrum und Peripherie 14
    3. 1.3 Forschungsstand 16
    4. 1.4 Quellenlage 24
    5. 1.5 Aufbau der Arbeit 26
  2. 2. Österreich-Ungarn und die internationale Radioaktivitätsforschung, 1899–1918 30
    1. 2.1 Österreich-Ungarn in der internationalen Radiumökonomie 31
    2. 2.2 Das regionale Netzwerk formiert sich 40
      1. 2.2.1 Anfänge der Radioaktivitätsforschung im Kontext des Exner-Kreises 40
      2. 2.2.2 Kooperationsformen der Mitglieder 45
      3. 2.2.3 Wissenstransfer vom Zentrum in die Peripherie 46
    3. 2.3 Das Zentrum formiert sich 49
      1. 2.3.1 Gründung des Instituts für Radiumforschung 49
      2. 2.3.2 Verbindungen zur böhmischen Radiumindustrie 54
      3. 2.3.3 Verleih radioaktiver Substanzen durch die Akademie 57
      4. 2.3.4 Bereitstellung radioaktiver Präparate 61
    4. 2.4 Das Zentrum etabliert sich 67
      1. 2.4.1 Wien als metrologisches Zentrum der Monarchie 67
      2. 2.4.2 Die Internationale Radiumstandard-Kommission 69
      3. 2.4.3 Das Scheitern der Nomenklaturfrage im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn 79
    5. 2.5 Die Gefährdung des Zentrums 81
      1. 2.5.1 Die Radioaktivistengemeinschaft und der Erste Weltkrieg 81
      2. 2.5.2 Österreich-Ungarn in der neuen internationalen Radiumökonomie 88
    6. 2.6 Der Radiumreichtum : ein Wiener Monopol 91
  3. 3. Von der Radioaktivitäts- zur Atomzertrümmerungsforschung, 1919–1932 93
    1. 3.1 Die Naturwissenschaften in Österreich nach 1918 94
    2. 3.2 Das regionale Netzwerk festigt sich 97
      1. 3.2.1 Der Exner-Kreis und die Physik im Nachkriegsösterreich 97
      2. 3.2.2 Der Exner-Kreis zwischen Kooperation und Konkurrenz 107
    3. 3.3 Das Zentrum (re-)formiert sich 109
      1. 3.3.1 Wiederaufleben des internationalen Netzwerks 109
      2. 3.3.2 Wiederaufnahme des internationalen Präparateverleihs 117
      3. 3.3.3 »Unter keinen Bedingungen verbandelt« : Kooperationen mit der Industrie 122
      4. 3.3.4 Rückkehr auf die internationale Bühne 131
    4. 3.4 Das Zentrum in Aktion : Atomzertrümmerungsforschung als internationales Projekt 140
      1. 3.4.1 Stipendien für Zentrum und Peripherie 140
      2. 3.4.2 Atomzertrümmerungsforschung zwischen Kooperation und Konkurrenz 147
    5. 3.5 Die Anfänge der Atomzertrümmerungsforschung als Geschäft der Reichen 176
  4. 4. Kernforschung in Österreich, 1932–1938 178
    1. 4.1 Das Zentrum behauptet sich 179
      1. 4.1.1 Neue Standards für die Internationale Radiumstandard- Kommission 179
      2. 4.1.2 Neue Mitglieder für die Internationale Radiumstandard- Kommission 182
      3. 4.1.3 Der Ruf nach höchsten Spannungen in der internationalen Kernphysik 185
      4. 4.1.4 Die Wiener Reaktionen 190
      5. 4.1.5 Das Polonium-Netzwerk im Dienst der Neutronenforschung 193
      6. 4.1.6 Höhenstrahlungsforschung zwischen Peripherie und Zentrum 200
    2. 4.2 Das Zentrum verliert den Anschluss 206
      1. 4.2.1 Abzug ausländischen Kapitals 206
      2. 4.2.2 Marginalisierung im deutschsprachigen Wissenschaftskontext 218
    3. 4.3 Kernforschung in Österreich als nationales Projekt 226
      1. 4.3.1 Sparmaßnahmen 226
      2. 4.3.2 Der Streit um die Physikalischen Institute 228
      3. 4.3.3 Pläne für einen Teilchenbeschleuniger in Wien 231
    4. 4.4 Wüstentrockenheit auf dem Gebiet der Atomzertrümmerung 234
  5. 5. Kernforschung im Kontext des »Dritten Reiches«, 1938–1945 236
    1. 5.1 Das regionale Netzwerk wird zerstört 237
      1. 5.1.1 Die Auflösung des Exner-Kreises 237
      2. 5.1.2 Die Internationale Radiumstandard-Kommission im ZweitenWeltkrieg 241
    2. 5.2 Auf der Suche nach neuen Organisationsformen 252
      1. 5.2.1 Die Neuordnung der Physikalischen und Chemischen Institute 252
      2. 5.2.2 Die Suche nach neuen industriell-wissenschaftlichen Netzwerken 260
    3. 5.3 An der Peripherie des neuen Netzwerks 264
      1. 5.3.1 Forschungsarbeiten im Auftrag des Militärs 265
      2. 5.3.2 Neue Pläne zum Bau eines Teilchenbeschleunigers in Wien 270
      3. 5.3.3 Der problematische Radiumnachschub 276
      4. 5.3.4 Kernforschung für den Uranverein 282
      5. 5.3.5 Geophysik im Kontext des SS-Ahnenerbes 300
    4. 5.4 Das Kriegsende 304
    5. 5.5 Den Krieg für die Wissenschaft nutzbar machen 305
  6. 6. Kernforschung für die Alliierten – ein Epilog 307
    1. 6.1 Alliierte Geheimdienste auf den Spuren der Kernforschung in Österreich 308
    2. 6.2 Die Alliierten als Arbeitgeber 312
    3. 6.3 Kernforscher aus Österreich : Keine Munition im »Arsenal des Wissens« 320
  7. 7. Schluss 322
  8. 8. Anhang 334
  9. Abkürzungsverzeichnis 334
  10. Verzeichnis der benutzten Archivbestände 336
  11. Literaturverzeichnis 340
  12. Personenregister 369
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