Seite - 210 - in Kerne, Kooperation und Konkurrenz - Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
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Kernforschung in Österreich,
1932–1938210
sche und chemische Forschungsprojekte erhielten nur dann noch finanzielle Mittel aus
New York, wenn sie sich in den Kontext der Lebenswissenschaften (»vital processes«)
und damit verbunden, der Geologie, der Meeres- und der Klimaforschung (»earth
sciences«) einfügten.
Neu war auch, dass die Stiftung nicht mehr so breit förderte wie bisher, sondern sich
auf ausgewählte Zentren konzentrierte. In den 1920er Jahren hatte eine Reihe von
kleineren Instituten geringe Summen erhalten. Insbesondere in den USA war dadurch
die Zahl universitärer Institute stark angestiegen. In Abkehr vom Gießkannenprinzip,
das in den 1920er Jahren gegolten hatte, wollten die Entscheidungsträger der Stiftung
vorhandene Gelder stärker bündeln und dadurch effizienter einsetzen. Künftig sollten
nur wenige herausragende Zentren in Europa und den USA unterstützt werden, deren
personelle und apparative Ausstattung dies rechtfertigte. Max Mason, der amtierende
Präsident der Rockefeller Foundation, ließ gegenüber seinen Mitarbeitern keine Zwei-
fel über die künftige Stoßrichtung der Forschungsförderung :
»The policy is frankly one of helping the strong. […] so as to energize, coordinate, and release
existing facilities as well as, incidentally, to create new ones. [It] also helps those who already
possess the necessary isolated elements of strength.«144
Diejenigen Vorhaben, deren Förderumfang zwischen 3.000 und 20.000 US-Dollar lag,
sollten künftig besonders streng geprüft und nur noch dann unterstützt werden, wenn
sie klar umrissene und überzeugende Forschungsziele verfolgten. Das war genau der
Rahmen, in dem sich die Zuschüsse für die Wiener Atomzertrümmerungsforschung
bisher bewegt hatten.
Stipendien an den wissenschaftlichen Nachwuchs zu vergeben, blieb ein zentrales
Standbein der Rockefeller Foundation. Ähnlich wie in den 1920er Jahren ging es da-
rum, vielversprechende Talente zu fördern. Raymond B. Fosdick, der Mason 1936 im
Amt des Präsidenten ablöste, hielt wie sein Vorgänger an der ungeschriebenen Regel
fest, zuerst die Großen des Fachs zu unterstützen :
»I have felt, too, that whenever outstanding scientists like a Niels Bohr or a Rutherford or an
Einstein wanted anything, it was hardly for us to say they couldn’t have it. At least the pre-
ponderant burden of proof was on us to show why they shouldn’t have it.«145
144 RAC, RF, RG 3, Series 915, Box 1, Folder 1 : Max Mason/Warren Weaver for conference vom
18.10.1932.
145 RAC, RF, RG 3, Series 915, Box 1, Folder 2 : Fosdick an Greene vom 25.3.1937.
Kerne, Kooperation und Konkurrenz
Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
- Titel
- Kerne, Kooperation und Konkurrenz
- Untertitel
- Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
- Autor
- Silke Fengler
- Herausgeber
- Carola Sachse
- Mitchell G. Ash
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-79512-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Institute for Radium Research, nuclear research in Austria, History of science, National Socialism, The Cold War --- Radiuminstitut, Kernforschung in Österreich, Wissenschaftsgeschichte, Nationalsozialismus, Wissenschaftskooperation, Kalter Krieg
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- 1. Kernforschung in Österreich im Spannungsfeld von internationalerKooperation und Konkurrenz 9
- 2. Österreich-Ungarn und die internationale Radioaktivitätsforschung, 1899–1918 30
- 3. Von der Radioaktivitäts- zur Atomzertrümmerungsforschung, 1919–1932 93
- 3.1 Die Naturwissenschaften in Österreich nach 1918 94
- 3.2 Das regionale Netzwerk festigt sich 97
- 3.3 Das Zentrum (re-)formiert sich 109
- 3.4 Das Zentrum in Aktion : Atomzertrümmerungsforschung als internationales Projekt 140
- 3.5 Die Anfänge der Atomzertrümmerungsforschung als Geschäft der Reichen 176
- 4. Kernforschung in Österreich, 1932–1938 178
- 4.1 Das Zentrum behauptet sich 179
- 4.1.1 Neue Standards für die Internationale Radiumstandard- Kommission 179
- 4.1.2 Neue Mitglieder für die Internationale Radiumstandard- Kommission 182
- 4.1.3 Der Ruf nach höchsten Spannungen in der internationalen Kernphysik 185
- 4.1.4 Die Wiener Reaktionen 190
- 4.1.5 Das Polonium-Netzwerk im Dienst der Neutronenforschung 193
- 4.1.6 Höhenstrahlungsforschung zwischen Peripherie und Zentrum 200
- 4.2 Das Zentrum verliert den Anschluss 206
- 4.3 Kernforschung in Österreich als nationales Projekt 226
- 4.4 Wüstentrockenheit auf dem Gebiet der Atomzertrümmerung 234
- 4.1 Das Zentrum behauptet sich 179
- 5. Kernforschung im Kontext des »Dritten Reiches«, 1938–1945 236
- 6. Kernforschung für die Alliierten – ein Epilog 307
- 7. Schluss 322
- 8. Anhang 334
- Abkürzungsverzeichnis 334
- Verzeichnis der benutzten Archivbestände 336
- Literaturverzeichnis 340
- Personenregister 369