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Kerne, Kooperation und Konkurrenz - Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
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Kernforschung im Kontext des »Dritten Reiches«, 1938–1945244 zu unterteilen und damit dieselben bisherigen Aufgaben zu lösen, sowie das dann freiwer- dende Radium […] durch Ausleihung an die in Betracht kommenden Institute zuzuführen. Letzterem Zweck würde nur mit Radium in gelöster Form gedient werden können.«35 Noch konnte die Akademie solche Begehrlichkeiten mit dem Verweis abwehren, dass die vorhandenen Standards viel kleiner waren als die in Berlin benötigte Menge. Auch die sonstigen am Institut befindlichen Präparate würden für die laufenden kernphysi- kalischen Arbeiten benötigt und könnten daher nicht verliehen werden.36 Das Institut für Radiumforschung, das den internationalen Primärradiumstandard aufbewahrte, wurde von den reichsdeutschen Behörden vorerst nicht in Frage gestellt. 1940 unternahm das REM allerdings einen Vorstoß, die Wiener Akademie direkt dem Ministerium zu unterstellen.37 Seit dem Sommer 1941 stand auch der außeruniver- sitäre Status des von der Akademie getragenen Instituts für Radiumforschung zur Debatte. So regte der Kurator der wissenschaftlichen Hochschulen bei dem Akademie- präsidenten Heinrich von Srbik an, Gebäude und Inventar des Instituts der Universität Wien zu übertragen, von der es seit seiner Gründung einen Teil seiner Haushaltsmittel erhielt.38 Srbik konnte den Vorstoß mit dem Argument abwehren, dass die Instituts- gründung auf eine private Schenkung zurückgehe. Er sähe sich außerstande, dem Willen des Stifters entgegenzuwirken.39 Der Angriff auf eines der wichtigsten symbo- lischen Güter des Instituts, den Wiener Primärstandard, begann etwa zur gleichen Zeit. Im Frühjahr 1941 stellte ein Mitarbeiter der PTR, Carl Friedrich Weiss, die Zuverläs- sigkeit des Primärstandards grundsätzlich in Frage. Er behauptete, verschiedene alte und neue Sekundärstandards nachgemessen und dabei bedeutende Abweichungen vom Pariser Urnormal und den Wiener Primärstandards von 1912 gefunden zu haben. Die Abweichungen, so vermutete er, seien allein durch die Ungenauigkeit des Wiener Primärstandards zu erklären.40 Weiss führte seine Kampagne nicht im Alleingang, sondern er handelte durchaus im Sinne seiner Behörde. In der Berliner PTR begann 35 AÖAW, Math.-nat. Klasse, Institut für Radiumforschung, K 2, C, Nr. 259/1939 : Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung an Reichsstatthalter in Österreich vom 11.5.1939. 36 Vgl. AÖAW, Math.-nat. Klasse, Institut für Radiumforschung, K 2, C, Nr. 259/1939 : Srbik an Ministe- rium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 25.5.1939. 37 Vgl. ÖStA, AVA, Ministerium für Kultus und Unterricht 1848–1940, F 2918/15 : Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung an Akademie der Wissenschaften in Wien vom 31.1.1940. 38 Vgl. AÖAW, Math.-nat. Klasse, Institut für Radiumforschung, K 4, I [Nr. 200/1941] : Kurator der wis- senschaftlichen Hochschulen in Wien an Srbik vom 15.7.1941. 39 Vgl. Österreichisches Staatsarchiv Wien, Archiv der Republik, ab sofort : ÖStA, AdR, Kurator der wis- senschaftlichen Hochschulen in Wien, K 19/6147 A : Sondermittel für das Institut für Radiumforschung vom 20.5.1944. 40 Vgl. AÖAW, FE-Akten, IR, NL Meyer, K 31, Fiche 427 : Weiss an Ortner vom 22.4.1941.
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Kerne, Kooperation und Konkurrenz Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kerne, Kooperation und Konkurrenz
Untertitel
Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
Autor
Silke Fengler
Herausgeber
Carola Sachse
Mitchell G. Ash
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-79512-4
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Institute for Radium Research, nuclear research in Austria, History of science, National Socialism, The Cold War --- Radiuminstitut, Kernforschung in Österreich, Wissenschaftsgeschichte, Nationalsozialismus, Wissenschaftskooperation, Kalter Krieg
Kategorien
Naturwissenschaften Chemie
Naturwissenschaften Physik

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Kernforschung in Österreich im Spannungsfeld von internationalerKooperation und Konkurrenz 9
    1. 1.1 Internationalisierungsprozesse in der Radioaktivitäts- und Kernforschung : Eine Skizze 9
    2. 1.2 Begriffsklärung und Fragestellungen 10
      1. 1.2.2 Ressourcenausstattung und Ressourcenverteilung 12
      2. 1.2.3 Zentrum und Peripherie 14
    3. 1.3 Forschungsstand 16
    4. 1.4 Quellenlage 24
    5. 1.5 Aufbau der Arbeit 26
  2. 2. Österreich-Ungarn und die internationale Radioaktivitätsforschung, 1899–1918 30
    1. 2.1 Österreich-Ungarn in der internationalen Radiumökonomie 31
    2. 2.2 Das regionale Netzwerk formiert sich 40
      1. 2.2.1 Anfänge der Radioaktivitätsforschung im Kontext des Exner-Kreises 40
      2. 2.2.2 Kooperationsformen der Mitglieder 45
      3. 2.2.3 Wissenstransfer vom Zentrum in die Peripherie 46
    3. 2.3 Das Zentrum formiert sich 49
      1. 2.3.1 Gründung des Instituts für Radiumforschung 49
      2. 2.3.2 Verbindungen zur böhmischen Radiumindustrie 54
      3. 2.3.3 Verleih radioaktiver Substanzen durch die Akademie 57
      4. 2.3.4 Bereitstellung radioaktiver Präparate 61
    4. 2.4 Das Zentrum etabliert sich 67
      1. 2.4.1 Wien als metrologisches Zentrum der Monarchie 67
      2. 2.4.2 Die Internationale Radiumstandard-Kommission 69
      3. 2.4.3 Das Scheitern der Nomenklaturfrage im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn 79
    5. 2.5 Die Gefährdung des Zentrums 81
      1. 2.5.1 Die Radioaktivistengemeinschaft und der Erste Weltkrieg 81
      2. 2.5.2 Österreich-Ungarn in der neuen internationalen Radiumökonomie 88
    6. 2.6 Der Radiumreichtum : ein Wiener Monopol 91
  3. 3. Von der Radioaktivitäts- zur Atomzertrümmerungsforschung, 1919–1932 93
    1. 3.1 Die Naturwissenschaften in Österreich nach 1918 94
    2. 3.2 Das regionale Netzwerk festigt sich 97
      1. 3.2.1 Der Exner-Kreis und die Physik im Nachkriegsösterreich 97
      2. 3.2.2 Der Exner-Kreis zwischen Kooperation und Konkurrenz 107
    3. 3.3 Das Zentrum (re-)formiert sich 109
      1. 3.3.1 Wiederaufleben des internationalen Netzwerks 109
      2. 3.3.2 Wiederaufnahme des internationalen Präparateverleihs 117
      3. 3.3.3 »Unter keinen Bedingungen verbandelt« : Kooperationen mit der Industrie 122
      4. 3.3.4 Rückkehr auf die internationale Bühne 131
    4. 3.4 Das Zentrum in Aktion : Atomzertrümmerungsforschung als internationales Projekt 140
      1. 3.4.1 Stipendien für Zentrum und Peripherie 140
      2. 3.4.2 Atomzertrümmerungsforschung zwischen Kooperation und Konkurrenz 147
    5. 3.5 Die Anfänge der Atomzertrümmerungsforschung als Geschäft der Reichen 176
  4. 4. Kernforschung in Österreich, 1932–1938 178
    1. 4.1 Das Zentrum behauptet sich 179
      1. 4.1.1 Neue Standards für die Internationale Radiumstandard- Kommission 179
      2. 4.1.2 Neue Mitglieder für die Internationale Radiumstandard- Kommission 182
      3. 4.1.3 Der Ruf nach höchsten Spannungen in der internationalen Kernphysik 185
      4. 4.1.4 Die Wiener Reaktionen 190
      5. 4.1.5 Das Polonium-Netzwerk im Dienst der Neutronenforschung 193
      6. 4.1.6 Höhenstrahlungsforschung zwischen Peripherie und Zentrum 200
    2. 4.2 Das Zentrum verliert den Anschluss 206
      1. 4.2.1 Abzug ausländischen Kapitals 206
      2. 4.2.2 Marginalisierung im deutschsprachigen Wissenschaftskontext 218
    3. 4.3 Kernforschung in Österreich als nationales Projekt 226
      1. 4.3.1 Sparmaßnahmen 226
      2. 4.3.2 Der Streit um die Physikalischen Institute 228
      3. 4.3.3 Pläne für einen Teilchenbeschleuniger in Wien 231
    4. 4.4 Wüstentrockenheit auf dem Gebiet der Atomzertrümmerung 234
  5. 5. Kernforschung im Kontext des »Dritten Reiches«, 1938–1945 236
    1. 5.1 Das regionale Netzwerk wird zerstört 237
      1. 5.1.1 Die Auflösung des Exner-Kreises 237
      2. 5.1.2 Die Internationale Radiumstandard-Kommission im ZweitenWeltkrieg 241
    2. 5.2 Auf der Suche nach neuen Organisationsformen 252
      1. 5.2.1 Die Neuordnung der Physikalischen und Chemischen Institute 252
      2. 5.2.2 Die Suche nach neuen industriell-wissenschaftlichen Netzwerken 260
    3. 5.3 An der Peripherie des neuen Netzwerks 264
      1. 5.3.1 Forschungsarbeiten im Auftrag des Militärs 265
      2. 5.3.2 Neue Pläne zum Bau eines Teilchenbeschleunigers in Wien 270
      3. 5.3.3 Der problematische Radiumnachschub 276
      4. 5.3.4 Kernforschung für den Uranverein 282
      5. 5.3.5 Geophysik im Kontext des SS-Ahnenerbes 300
    4. 5.4 Das Kriegsende 304
    5. 5.5 Den Krieg für die Wissenschaft nutzbar machen 305
  6. 6. Kernforschung für die Alliierten – ein Epilog 307
    1. 6.1 Alliierte Geheimdienste auf den Spuren der Kernforschung in Österreich 308
    2. 6.2 Die Alliierten als Arbeitgeber 312
    3. 6.3 Kernforscher aus Österreich : Keine Munition im »Arsenal des Wissens« 320
  7. 7. Schluss 322
  8. 8. Anhang 334
  9. Abkürzungsverzeichnis 334
  10. Verzeichnis der benutzten Archivbestände 336
  11. Literaturverzeichnis 340
  12. Personenregister 369
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